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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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setzte sich mit einem holprigen Satz vorwärts in Bewegung. „Demnächst ist wohl eine neue Kupplung fällig“, entschuldigte sich Doro für das ruppige Anfahren.
    „Ich brauche dringend neue Winterreifen, aber du weißt ja, wie chronisch knapp ich immer bei Kasse bin.“
    „Na ja, vielleicht wird es mit einem Wechsel zu Heyder besser und mit ein bisschen Glück gibt es auch noch eine Gehaltserhöhung“, flachste Doro.
    „Machst du Witze?“ Lille klang plötzlich gereizt.
    „Nein, warum?“
    „Nichts, vergiss es.“
    „Lille, wir sind beste Freundinnen, seit wir zusammen eingeschult worden sind. Also, sag mir bitte, was los ist. Was hat Heyder zu dir gesagt?“
    „Nicht viel.“
    Doro bremste so heftig an einer roten Ampel, dass die Gurtstraffer griffen und sie unsanft in die Polsterung der Rückenlehne drückten. „Lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Was ist bei dem Vorstellungsgespräch passiert?“
    Lille sah ihr direkt ins Gesicht. In ihren Augen lag ein verräterischer Glanz. Sie war den Tränen nahe. Doro hielt Lille für ausgesprochen stark und Probleme schienen für sie Wassertropfen auf einer heißen Herdplatte zu sein. In dem Moment, in dem sie auftauchten, waren sie schon wieder verdampft. Wahrscheinlich lag es daran, dass Lille es außerordentlich gut verstand, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen das positive Quäntchen herauszufiltern, das ihr Mut und neue Energie gab. Doch wenn sie ihre Freundin jetzt betrachtete, saß da ein trübsinniges Häufchen Elend auf dem Beifahrersitz.
    Lilles Traurigkeit regte ihr Mitgefühl. Sie wollte ihre Freundin gerade tröstend umarmen, als die Ampel auf Grün umsprang.
    „Also“, wiederholte Doro ihre Frage, „Was war los? Und irgendetwas muss gewesen sein, denn ich hab dich selten so aufgelöst gesehen wie gerade eben.“
    Lille rang sich ein gequältes Lächeln ab. „Ich kann dir wohl nichts vormachen, oder?“
    Doro schüttelte verneinend den Kopf.
    „Gut, dass meine Möglichkeiten in Heyders Firma begrenzt sind, habe ich von Anfang an gewusst. Da habe ich mir nichts vorgemacht. Das ist es auch nicht, was mich verunsichert, aber er war…“ Sie machte eine Pause und suchte nach den richtigen Worten, um fortzufahren. „Er machte auf mich während des ganzen Gesprächs einen ziemlich desinteressierten Eindruck.“
    „Wie meinst du das?“
    Aus dem Augenwinkel sah Doro, wie Lille zweifelnd die Achseln hob. „Genauso wie ich es sage. Er hat ein paar Standardfragen abgespult. Wollte wissen, wie mein momentanes Tätigkeitsfeld aussieht. Ob ich mir vorstellen könnte, eine andere Tätigkeit zu übernehmen, zum Beispiel in der Buchhaltung, Disposition oder im Verkaufssekretariat.“
    „Und was hast du ihm geantwortet?“
    „Dass ich nicht auf einen Arbeitsplatz am Empfang festgelegt bin, sondern jede neue Aufgabe natürlich gern annehme.“
    „Bis jetzt hört sich doch alles vernünftig an.“
    „Schon, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass mein Onkel irgendetwas eingefädelt hat und dass Heyder mich nur deshalb übernimmt.“
    Sie hatten die Freudenstädter Innenstadt erreicht. Doro bog in die schmale Parallelstraße zum Markplatz ein.
    „Ist es nicht völlig egal, wie du an einen neuen Job kommst. Es ist doch nichts dabei, dass sich Sattmann für dich bei Heyder einsetzt.“
    „Was kenne ich denn außer dem Boten ? Nichts. Seit ich fünfzehn bin hat die Zeitung mein Leben bestimmt. Ich habe in den Schulferien dort gearbeitet und habe da meine Ausbildung gemacht. Ich war zwar immer behütet und auf eine gewisse Art auch verhaftet. Alles war schön, denn mein Onkel hat stets seine schützende Hand über mich gehalten, auch, wenn er mich schlecht bezahlt hat. Ich habe nie eine andere Firma kennengelernt. Mal abgesehen davon, hatte ich beim Boten Narrenfreiheit. Da vorn ist übrigens noch ein freier Parkplatz.“
    Doro parkte ein, löste einen Parkschein, dann nahm sie Lilles Arm und sagte: „So, und jetzt ist Schluss mit dem Thema Heyder. Das Ganze holt uns noch früh genug wieder ein.“
     
    Wenig später schlenderten sie den Arkadengang mit seinen zahlreichen Geschäften, Souvenirshops und Restaurants entlang. Unzählige Male war Doro in Freudenstadt gewesen, aber seltsamerweise schienen heute die Boutiquen, die Trachten- oder Landhausmode anboten zu überwiegen. Auf der anderen Seite des Markplatzes entdeckte sie ein Geschäft, das bürotaugliche Kleidung zu führen schien.
    „Komm“, sie ergriff Lilles Ellenbogen,

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