Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
Möbeleinkauf folgte eine ausgedehnte Shoppingtour durch ihre neue Heimat: dem Cartier Latin.
Michelle zeigte ihr sämtliche Läden, die in waren, sodass Sariel genug Kleidung fand, um ihren Kleiderschrank zu füllen. Jetzt – endlich – konnte ihr Leben in Paris beginnen! Zum ersten Mal seit Langem fühlte sich Sariel lebendig, neugierig und voll Energie. Außerdem hielten ihre Aktionen sie vom Nachdenken ab.
Der Name „Alexander“ schlich sich öfter in ihr Bewusstsein, als ihr lieb war. Der Ifrit verwirrte sie. Sie fühlte sich von ihm angezogen. Gleichzeitig war sie unsicher, ob sie ihm trauen konnte. Erst nach dem Auftauchen des Feuerdämons war ihr Onkel so seltsam geworden. Mit Alexander hatten ihre Probleme begonnen. Es schien vernünftiger, Abstand zu wahren. Ihn nicht wieder zu sehen, aber das fiel ihr schwer.
Und dann war da noch ihr Onkel. Alexanders Behauptung, Torsten Halder sei ein Mörder, verfolgte sie. Obwohl sie sicher war, dass der Ifrit sie anlog, fiel es ihr schwer, den Verdacht abzuschütteln. Immer wieder fragte sie sich, ob etwas an dem Vorwurf wahr sein könne. Ob ihr Onkel tatsächlich für den Tod zweier Menschen verantwortlich war.
Das Les Bains hatte erst seit wenigen Minuten geöffnet, trotzdem wartete bereits eine lange Menschenschlange vor dem imposanten Eingang des ehemaligen türkischen Bades. Es verging mehr als eine halbe Stunde, bis der Türsteher die beiden Frauen mit einem knappen Nicken in das Allerheiligste hineinließ.
„Ach, ich liebe es!“ Michelle breitete die Arme aus und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Lass uns feiern!“ Mit dieser Aufforderung hielt sie Sariel ihre ausgestreckte Handfläche hin. Mehrere bunte Pillen lagen darauf.
„Was ist das?“
„Was das ist?“ Ungläubig starrte Michelle ihre Freundin an. Dann nahm sie eine der Pillen und schluckte sie. „Ecstasy. Nimm eine. Du willst feiern!“
„Ich weiß nicht. Ich nehme keine Drogen“, erwiderte Sariel.
„Komm schon. Sei keine Spielverderberin.“
Zögernd nahm Sariel eine der harmlos aussehenden Pastillen. Ihre Eltern hatten sie stets davor gewarnt, so etwas zu nehmen. Aber konnte es wirklich so schlimm sein?
„Eine wird dir nicht schaden“, sagte Michelle. Ihre neue Freundin sah ärgerlich aus, so, als sei Sariels Verhalten eine Beleidigung.
Mit einem Lächeln, das ihre Unsicherheit verdecken sollte, schluckte Sariel die kleine Kugel hinunter.
Eine würde nichts schaden. Ganz bestimmt.
„Wow!“ Sariel kam sich vor wie in einem Traum. Seit sie das Ecstasy genommen hatte, veränderte sich ihre Wahrnehmung. Die Tanzfläche war plötzlich ein scharfes, geometrisch abgegrenztes Viereck. Alles sah klarer, in den Linien definierter, aus als zuvor. Und dann die Musik! Die hämmernden Bässe sprachen zu ihr. Die darüber gelegten Melodien glitten durch ihren Kopf und hinterließen bunte Spuren. Wie ein Magnet zog die Tanzfläche sie an, bis sie sich inmitten derer befand, die sich zum Takt der Klänge bewegten. Aber dieses Mal war es kein Tanz. Nein, sie war die Musik. Sie webte die Töne, die ihren Körper umspülten, durchdrangen und zu etwas Ätherischem machten.
Ein Lied löste das andere ab, aber Sariel merkte nichts davon. Zu faszinierend war dieses neue Gefühl, das durch ihre Adern pulsierte. Zu lebendig. Zu leidenschaftlich.
Zu sehr dem Feuer ähnlich.
Der Gedanke bewirkte eine Veränderung. Mit einem Mal entglitt ihr die Kontrolle. Ihr Körper gehorchte nicht ihr, sondern der Musik. Und dann erfolgte ein weiterer Wandel.
Nun war es Feuer, das ihre Bewegungen diktierte. Ihren Geist überflutete und ihren Verstand besiegte.
Aus dem entspannten, wiegenden Gleiten wurde ein wirbelnder Tanz, der ihr den Atem nahm. Am Rande ihres Bewusstseins hörte sie Schreie, dann ein lautes Krachen, als einer der schweren Scheinwerfer von der Halterung auf den Boden fiel. Die Musik verstummte. Und dann war da nur noch Dunkelheit, unterbrochen von dem hellen Flackern der Flammen.
Ein gellender Schrei ließ Alexander erwachen. Sein Herz raste. Er war in Schweiß gebadet. Trotzdem wusste er, das war kein Alptraum. Sariels Worte waren zu deutlich gewesen: „Hilf mir, Alexander!“
Mit einem Satz sprang er aus dem Bett. Versuchte, eine gedankliche Verbindung zu ihr herzustellen. Er musste herausfinden, wo sie war. Aber da war nichts. Nur Schwärze.
16
Seine Gedanken überschlugen sich. Wo könnte sie sein? Er wusste, dass sie nach Paris wollte. Aber wo in
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