Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
mitnehmen sollen! Warum nur ließ ich sie dort? Du hast recht. Ich bin wie ein kopfloses Huhn durch die Gegend gerannt. Ich Idiot!“
„Beruhige dich! Ich weiß, es fällt einem Ifrit schwer, sein Temperament zu zügeln. Aber es muss sein!“
„Du hast recht. Es ist nur …“
„Ich weiß. Trotzdem. Wenn sie dich nicht hätte, wären ihren Chancen gleich null. Du hast dafür gesorgt, dass sie nicht mehr falsch behandelt wird. Nur das zählt. Fehler macht jedes Wesen, selbst ein hundert Jahre alter Ifrit.“
Tim runzelte die Stirn und seufzte, dann fuhr er fort: „Zudem wissen wir nicht, ob die Veränderungen, die Ecstasy hervorruft, gut oder schlecht sind. Während deiner Abwesenheit habe ich in meinen alten Quellen recherchiert. Fest steht, die Einnahme von bewusstseinsverändernden Substanzen ist äußerst riskant während der Wandlung. Aber die Auswirkungen müssen nicht negativ sein. In einigen Fällen wurde von gesteigerten Fähigkeiten und durchaus positiven Reaktionen berichtet. Das Dumme ist nur, der letzte dokumentierte Fall liegt schon einige Jahrhunderte zurück. Damals nahm ein Halbdämon, der ebenso wie Sariel nichts von seiner Abstammung wusste, Opium. Das Resultat war bemerkenswert.“
„Bemerkenswert?“
„Ja. Er wurde zu einem der fähigsten Seher seiner Zeit.“
„Wie sah es mit negativen Nebenwirkungen aus?“
Tim besann sich für einen Augenblick. Die nicht so positiven Auswirkungen hätte er lieber verschwiegen.
„Seine Lebensspanne war sehr begrenzt“, gab er schließlich zu.
„Wie begrenzt?“
„Er wurde nur vierzig Jahre alt.“
Schweigen breitete sich aus. Vierzig Jahre waren für einen Halbdämon nichts! Die Verwandlung trat normalerweise mit dem dreißigsten Lebensjahr ein. Von da an hatten die meisten Halbdämonen eine Lebenserwartung, die weit über hundert Jahre hinausging.
„Was ist mit den anderen? Es muss mehr als nur einen Halbdämon in den letzten Jahrtausenden gegeben haben.“
„Die anderen? Nun …“, Tim zögerte. „Viele sind daran gestorben.“
„Wie viele?“
„Fast alle.“
Alexander hob eine Augenbraue und sah Tim schweigend an, bis sein Freund nachgab. „Der Seher ist der einzige dokumentierte Fall, in dem ein Halbdämon diese Umstände überlebte.“
18
Ihr Energiefeld wurde schwächer, und ihre Brust hob sich in unregelmäßigen Atemzügen, als sei es eine Anstrengung, die sie nicht mehr lange durchhalten würde. Ihre Gesichtsfarbe war noch blasser geworden.
„Ihre Energie schwindet. Ich weiß nicht, wie es geschieht, aber es ist, als würde sie von ihr abgezogen. Dabei kann ich keine Verletzungen in ihrer Aura feststellen. Ich weiß nicht, was vor sich geht. Wir müssen ihr helfen, Tim!“
Tim Buchanan runzelte die Stirn.
„Ich habe bisher nur wenig weitere Informationen finden können. Nur so viel: Der größte lebende Experte, was Halbdämonen und deren Verwandlung betrifft, ist Torsten Halder.“
Der Name des Bankers verhallte in dem Raum.
„Torsten Halder.“ Alexander sprach so leise, dass seine Worte kaum zu hören waren. „Was für eine Ironie!“
„Glaubst du, er würde ihr helfen?“ Tim sah seinen Freund an.
Anstatt zu antworten, wandte sich Alexander ab und trat an eines der Fenster. Auf der anderen Seite der Scheibe herrschte undurchdringliche Schwärze. Es war ein Uhr nachts. Sie beobachteten Sariel seit zwölf Stunden. Alexander tastete regelmäßig ihre Aura ab, aber alles, was er feststellte, war der enorme Energieverlust. In dem Bemühen, ihr zu helfen, heizten die beiden Männer das Innere des Blockhauses bis zu einer Temperatur auf, die sonst nur in der Sahara anzutreffen war. Trotzdem verbesserte sich Sariels Zustand nicht.
„Helfen? Sariel? Niemals!“ Die Antwort kam nicht überraschend. Nach allem, was Alexander erzählt hatte, hatte Tim nichts anderes erwartet.
„Du musst es versuchen“, drängte er seinen Freund. „Es könnte ihre einzige Chance sein.“
Alexander antwortete nicht, aber an der Stelle, an der er vor wenigen Sekunden gestanden hatte, erhob sich jetzt eine schlanke, durchsichtige Rauchsäule.
„Ich hasse es, wenn er das macht, ohne vorher etwas zu sagen“, murmelte Tim und wandte sich zu Sariel.
„Er wird einen Weg finden“, sprach er ihr zu, während er die Bettdecke ein wenig höher zog. „Wenn ein Feuerdämon ein Ziel hat, gibt es nichts, was ihn aufhalten könnte“, setzte er hinzu, wohl wissend, dass sein Gast kein einziges seiner Worte
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