Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
hörte.
„Lange hast du es nicht ausgehalten, Ifrit!“
Torsten Halders Stimme war spöttisch. Obwohl sich Alexander nicht materialisiert hatte, spürte der Banker seine Anwesenheit. Alexander konnte sich nicht erklären, wie sein Widersacher das anstellte. Soweit er wusste, gab es keinen weiteren Menschen auf der Welt, der diese Fähigkeit besaß. Noch nicht einmal Tim Buchanan, der zu den führenden Experten auf dem Gebiet der Dämonologie zählte. Wenn er sich nur ebenso ausführlich mit Halbdämonen beschäftigt hätte , wünschte Alexander in Gedanken.
Nachdem er den Raum nach möglichen Fallen durchsucht und keine gefunden hatte, materialisierte er sich. Jetzt, in seiner menschlichen Form, war der Drang, den Banker zu töten, noch stärker. Seine Sorge um Sariel hatte in den letzten Stunden etwas von dieser Spannung genommen. Hier, so nahe bei diesem Menschen, musste Alexander seine gesamte Willenskraft aufbieten, um sich nicht auf ihn zu stürzen.
„Bring dein Werk zu Ende!“, wurde er von Halder aufgefordert. Er weiß genau, warum ich ihn am Leben ließ . Der Gedanke war beunruhigend. Torsten Halder würde jede Schwäche eines Gegners ausnutzen. So viel war sicher.
„Noch nicht“, antwortete Alexander. Dann ging er auf den Banker zu. „Ich habe Zeit. Die Unendlichkeit liegt vor Ihnen. Warum also diese Eile, aus dem Leben zu scheiden?“
Zum ersten Mal seit seiner Ankunft zuckte so etwas wie Unsicherheit über Halders Gesichtszüge. Dann öffnete er die Augen. Sein Blick war voller Hass.
„Was willst du, Ifrit?“, zischte er.
Statt einer Antwort begann Alexander, das Zimmer zu erkunden. Er schlenderte zu einem Tischchen hinüber, auf dem eine Statue ausgestellt war. Die Bronzeplastik, die ein Gesicht darstellte, thronte auf einem schlichten Steinsockel. Alexander nahm die Plastik von dem Sockel und warf sie zwischen seinen Händen hin und her. Dabei beobachtete er den Banker und registrierte mit Genugtuung, wie sich dessen Augen vor Schreck weiteten.
„Ich bin enttäuscht, Halder. Diese Plastik war vor zehn Jahren einmal die teuerste der Welt. Jetzt ist sie fast schon zu billig, um in dem Haus eines Millionärs ausgestellt zu werden. Was ist los? Finanzielle Probleme?“
„Fahr zur Hölle, Ifrit.“
Mit einer achtlosen Geste stellte Alexander das Kunstobjekt zurück. Dann begann er, in dem Zimmer auf und ab zu gehen. Halders Augen begleiteten ihn bei jedem seiner Schritte. Obwohl er nach außen hin Sorglosigkeit projizierte und dem Banker den Eindruck vermitteln wollte, er, Alexander, habe die Machtposition inne, wurde er von Zweifeln zerrissen.
Was, wenn Halder sein Spiel durchschaute?
Was, wenn der Banker ahnte, wie sehr Alexander Sariel mochte? Wenn er die wahren Gefühle des Ifrit erfasste?
Die Antwort auf diese Fragen war einfach: Sariel würde sterben.
„Halbdämonen sind eine seltsame Rasse“, sinnierte er und wandte sich zu dem Banker. Dessen Augen waren zu Schlitzen geöffnet. Der Mann war erschöpft, stellte Alexander nach einem kurzen Abtasten von Halders Energiefeld fest.
„Nur ein Tropfen ihres Blutes und Ihr Schicksal könnte sich ändern“, sprach Alexander weiter.
„Das ist Unsinn, Ifrit, und das weißt du auch. Deine Feder hat mir zwar die Unsterblichkeit verliehen, aber gleichzeitig meine Macht zerstört. Auch das Blut einer Halbdämonin kann diesen Prozess nicht mehr umkehren.“
„Das stimmt nicht“, Alexander beugte sich zu dem Banker herunter und flüsterte in sein Ohr. „Sariels Verwandlung läuft nicht so wie gewöhnlich. Sie hat den Prozess durch eine Droge verändert. Tim Buchanan sagt, sie sei auf dem Weg, die mächtigste Halbdämonin zu werden, die es je gegeben hat … Wenn sie überlebt.“
19
„Wie geht es ihr?“ Alexander hatte sich kaum vor Tim materialisiert, als er diese Frage stellte.
„Schlechter. Ich kann zwar ihr Energiefeld nicht abtasten, aber ihre Symptome sind beunruhigend. Konntest du bei Halder etwas in Erfahrung bringen?“
„Noch nicht.“ Alexander begann eine ruhelose Wanderschaft durch den Raum, der ihn beengte. „Halder darf nicht merken, wie wichtig mir seine Antwort ist. Ich muss ihm zu verstehen geben, Sariels Genesung läge in seinem Interesse, nicht in meinem. Und dazu muss er glauben, es gehe mir um Macht. Ich weiß nicht viel über die Menschen, aber eines habe ich gelernt: Fast jeder Mord geschieht aus einem Bedürfnis nach Macht heraus. Es ist eine Emotion, die Halder besser versteht als
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