Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
der Panther sie bisher weder angefallen noch verspeist, sondern sogar auf ihre Bitte reagiert hatte, ging Sariel zumindest davon aus, dass es Tamiro war. Trotzdem fand sie die Verwandlung seltsam. Ioni sah schließlich auch noch genauso aus wie am Tag zuvor. Warum also hatte sich das Tier verändert?
Egal . Es gab wichtigere Fragen zu klären, wenn sie denn jemanden fand, der bereit wäre, sie zu beantworten. Vielleicht konnte sie Ioni während des Frühstücks ein paar Informationen entlocken. Den Diener, so sie ihn denn zu Gesicht bekäme, brauchte sie nicht zu nerven. Nach seinem mysteriösen Gehabe von gestern war sich Sariel sicher, von ihm keine brauchbare Antwort zu erhalten.
Während sie Ioni folgte, sah Sariel sich um. Heute bot sich das Haus in maurischem Stil dar. Schattige Arkaden erlaubten einen Blick auf sorgsam gepflegte Gärten und Innenhöfe, in denen Brunnen das beruhigende Geräusch von plätscherndem Wasser verbreiteten. Der Duft von Jasmin hing in der Luft.
Diese Idylle ist trügerisch , erinnerte sie sich streng, als sie merkte, wie rasch Anspannung und Konzentration nachließen. Sie musste mit allen Sinnen wachsam bleiben, anstatt sich durch die Umgebung in Sicherheit wiegen zu lassen. Und auch Ioni war ein Wesen, dem sie nicht trauen konnte.
Als sie die Küche erreichten, hatte Sariel das Gefühl, einen ausgedehnten Spaziergang hinter sich zu haben. Sie konnte sich nicht erinnern, gestern eine ähnlich weite Entfernung zurückgelegt zu haben. Möglicherweise lag das an den Veränderungen, denen alles in Dschinnanyar täglich unterzogen wurde. Nachdenklich musterte sie Tamiro. Der Panther sah gefährlich und doch wunderschön aus mit dem glänzenden, blauschwarzen Fell und der grazilen Bewegung. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, einen solchen Bewacher neben sich zu wissen. Falls er mich bewacht, vielleicht bespitzelt er mich auch nur? Sariel verbannte diesen Gedanken. Okay, sie würde achtsam sein und niemandem trauen. Das bedeutete aber nicht, jede Sekunde an allem und jedem zu zweifeln.
„Bitte setzt Euch!“ Ioni wies auf einen Stuhl an der langen Tafel, an der Sariel schon gestern gespeist hatte. Mit Erstaunen bemerkte sie erst jetzt, dass die Küche noch genauso aussah wie am Tag zuvor.
„Warum sieht hier alles noch so aus, wie gestern?“ Die Frage rutschte ihr heraus, bevor sie darüber nachdenken konnte, ob es klug war, sie zu stellen.
„Manche Dinge ändern sich nie“, antwortete Ioni schmunzelnd. „Außerdem liebt mein Herr gutes Essen und das kann ich nur dann zubereiten, wenn ich nicht ständig nach meinen Gewürzen, Vorräten und Gerätschaften suchen muss.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Sariel setzte sich und sah Ioni zu, die herumwuselte und den Tisch deckte. Es dauerte nicht lange und der Duft der Speisen stieg ihr in die Nase. Die Köchin stellte mehrere Platten vor Sariel auf den Tisch. Jede davon hoch mit Essen beladen. Alles sah so verlockend aus, dass ihr die Auswahl schwerfiel. Schließlich griff sie nach einer Scheibe Brot, die sie dick mit Butter bestrich und mit Käse belegte. Allein der Anblick ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Nachdem sie den ersten Hunger gestillt hatte, nutzte sie die Gelegenheit, Ioni weitere Fragen zu stellen.
„Gibt es in Dschinnanyar ein Gasthaus, in dem ich mich einmieten kann?“, wollte sie als Erstes wissen.
„Natürlich. Der goldene Stern ist nicht weit von hier. Es ist bei Weitem das beste Gasthaus und ihr könnt sicher sein, dort saubere Betten und gutes Essen zu bekommen.“
„Danke. Und wie bezahle ich?“ Sariel schämte sich ihrer dämlichen Frage, aber ihre übereilte Abreise hatte ihr nicht die Zeit gelassen, diese Informationen zuvor zu erfragen.
„Bezahlen? Was meint ihr damit?“ Ioni runzelte die Stirn.
„Ich werde das doch nicht umsonst bekommen. In der Welt der Menschen muss man für diese Dinge mit Geld bezahlen.“
„Nicht hier.“ Ionis Antwort duldete keine Widerrede. „In Dschinnanyar gibt es kein Geld. Jeder bekommt, was er braucht. Dämonen wie Abu Ayub sind einflussreich und werden respektiert, weil sie machtvoll sind. Nicht weil sie Geld haben . Ich habe diese Gier der Menschen nach wertlosem Papier und Metall nie verstanden“, schloss Ioni ihre Ausführungen.
„Oh. Na, dann. Danke.“ Erleichtert lehnte sich Sariel in ihrem Stuhl zurück. Sie konnte keinen Bissen mehr essen, dabei sah es aus, als hätte sie kaum etwas zu sich genommen, ging man nach den Bergen
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