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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Eigenheiten zur Schau. Der eine gab sich als grober Klotz, der andere wie ein vornehmer Herr. Zum größten Teil war ihr angeblich ererbter ›Wahnsinn‹ ebenfalls eine Pose, auch wenn dies unter den Wamphyri umstritten war und sich eine Unzahl an Gerüchten darum rankte. Allerdings bestand kein Zweifel daran, dass Wrans verheerende Raserei in Turgosheim berüchtigt gewesen war. Das hatte zu der allgemeinen Ansicht geführt, dass zumindest er von abartiger Geistesart sei.
    Was das unterschiedliche Äußere betraf: Widersinnigerweise war es Spiro, der in Lumpen und Sandalen einherging und sich ein Stirntuch umgebunden hatte, um sich das Haar aus den Augen zu halten, während Wran sich makellos in Umhang und fein gearbeitete Lederstiefel kleidete, die auf der Sonnseite
hergestellt worden waren. Rein körperlich fielen sie nicht besonders auf. Beide hatten breite Schultern, schmale Hüften (die allerdings bereits Fett ansetzten) und waren fast zwei Meter groß. Eine kleine, schwarze Warze an der Spitze von Wrans fleischigem Kinn trug im Verbund mit seiner eleganten Kleidung zur weiteren Unterscheidung von seinem Bruder bei.
    Es war jedoch der zerlumpte Spiro, der auf Wrathas Frage, ob sie ihre Stockwerke bereits besichtigt hätten, antwortete: »Kurz gesagt – ja«, knurrte er, ganz seiner Art gemäß. »Wir haben ebenfalls eine verwendbare Flugrampe für Flieger und Kampfkreaturen, und wir werden es Gorvi gleichtun und bei der nächsten Gelegenheit unsere Tiere hinunterschaffen. Doch wie es scheint, wurden die Gastiere zurückgelassen, als die Stätte aufgegeben wurde. Sie sind in ihren Kammern eingegangen und verfault. Jetzt hat sich ihr Staub überall ausgebreitet, klebt in jeder Ecke und jedem Winkel und verstopft die Abzugsschächte. Wie du weißt, können Verunreinigungen zu Verstopfungen, üblen Gerüchen und sogar zu Explosionen führen. Das wiederum bedeutet: Ehe wir darauf hoffen können, Licht und Wärme in der Burg zu haben, muss zuerst alles gesäubert werden, die Kammerwände müssen gereinigt und die Rohre durchspült werden, um Löcher zu entdecken und alle Reparaturen sicher ausführen zu können.«
    Wratha nickte. »Nun, bis zum nächsten Sonnunter – höchstens bis zum übernächsten – sollten wir für alle Arbeiten genug Knechte haben. In der Zwischenzeit werden wir damit leben müssen. Nun ja, wenn ich mich recht erinnere, war Luxus in Turgosheim ebenfalls selten!«
    An Canker gewandt fuhr sie fort: »Wie steht es mit dir? Hast du ebenfalls Klagen vorzubringen?«
    Er schüttelte den Kopf, dass seine Mähne flog. »Keine!«, bellte er. »Ich habe eine kleine, aber nützliche Werkstatt, eine Flugrampe und ganze Labyrinthe an Zimmerfluchten auf allen Stockwerken. Meine Fenster sind breit und gehen nach Norden, davor sind passende Balkons, von denen ich einen Blick auf den Mond habe. Wenn ich singe ... vibrieren die Wände, als wären sie ein eigener Chor, und meine Gemächer füllen sich mit den Klängen! Jetzt brauche ich nur noch eine Hündin, die mir das Bett wärmt, und einen Knochen, an dem ich meine Zähne wetzen kann, und ich bin zufrieden!«
    »Das alles und mehr wird dein sein,« nickte Wratha und wandte sich Vasagi dem Sauger zu. »Du bist der Letzte, doch keinesfalls der Geringste!«
    Vasagi hatte keine Stimme im eigentlichen Sinn. Unter seiner flachen, gewundenen Nase lief sein Gesicht in einem rosigen Rüssel aus, der in einem bebenden Saugstachel endete. Doch der Sauger hatte seine Zeichensprache zur höchsten Vollkommenheit verfeinert. Noch im geringsten Blick, in jeder Neigung und Drehung des Kopfes, in jedem Stirnrunzeln und jeder Bewegung seiner langen, spitzen Finger lag eine Bedeutung. Dadurch und mittels seiner telepathischen Fähigkeiten, über die alle Wamphyri mehr oder weniger ausgeprägt verfügten, verstand man ihn ebenso deutlich wie jeden anderen auch, vielleicht sogar besser.
    Ich habe keine Beschwerden, antwortete er ganz einfach mit einem komplizierten, beredten Achselzucken. Wratha hätte jedoch schwören können, dass sie ihn sagen ›hörte‹: Sollte ich allerdings je Beschwerden haben, wirst du die Erste sein, die davon erfährt, meine Lady .
    Falls eine Drohung darin lag, so ging sie einstweilen nicht darauf ein. Aber sie würde sie nicht vergessen. In der Zwischenzeit gab es für alle genug zu tun.
    »Aufgesessen!«, rief Wratha. »Hoch mit euch – auch die Krieger! Die Sonne steht hinter den Gipfeln, und auf der Sonnseite herrscht jetzt Dämmerung. Wenn

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