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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einen großen, nassen, rot schimmernden Fleck. Zuletzt entdeckte er den Wamphyri-Offizier an seinem Kreuz, und vor Schreck blieb ihm die Luft weg. Unwillkürlich fletschte er die Zähne.
    Lardis konnte das gut verstehen. Man brauchte keine allzu große Erfahrung zu haben, um einen Vampir zu erkennen, wenn man ihn sah – nicht, wenn die Bestie gerade dabei gewesen war, sich zu verwandeln wie diese hier, als der Silberschrot aus Kirk Lisescus Doppellauf sie aus dem Sattel gefegt hatte. Der Vampir hatte gelacht oder etwas gerufen, prallvoll mit Blut und wahnsinnig vor Gier, als sein Tier herabstieß, um ein letztes Opfer an sich zu reißen. Und obwohl seine Augen geschlossen waren, stand ihm die Erregung noch deutlich sichtbar ins Gesicht geschrieben.
    Die gestreckten Kiefer standen offen. Die Reißzähne waren mindestens einen Zoll länger als die anderen Zähne, die ebenfalls so gezackt waren wie die Gipfel des Grenzgebirges. Die Gesichtsmuskeln zogen im Krampf das graue Fleisch von den klaffenden Kiefern, erstarrt in wahnwitzigem Gelächter, vielleicht auch in plötzlicher, unerträglicher Todespein, als er völlig unvorbereitet getroffen wurde. Die breiten Nüstern in der platten Nase, deren Rücken sich schon zu kräuseln begann – all dies waren sichere Zeichen für seinen Zustand: Er war schon seit Langem ein Vampir. Noch war er kein Wamphyri, aber im Laufe der Zeit wäre er dazu geworden.
    Nathan nahm dies alles auf und noch mehr. Er bemerkte den lackschwarzen Schimmer der Stirnlocke des Offiziers. Ein silberner Nagel, den man durch den Knoten gerammt hatte, hielt den Kopf aufrecht. Nathan konnte nicht wissen, dass der Glanz des Haares von dem Menschenfett herrührte, das der Vampir zum Einölen benutzte. Er sah, dass die muskelbepackten Arme des Mannes durch Gelenke und Ellbogen waagerecht festgenagelt waren und dass die großen Hände schlaff herunterhingen. Die Finger dieser Hände waren anderthalbmal so lang und breit wie die seinen, und ihre breiten, flachen Nägel waren zu Hornmeißeln zugefeilt. Nathan wusste nicht, dass die Kraft dieser Kreatur so gewaltig war, dass sie mit diesen Händen einem Menschen das Herz im Leib zermalmen oder ihm die Wirbel aus dem Rückgrat reißen konnte.
    »Ein hässlicher Kerl, was?« Lardis’ Stimme troff vor Hass.
    Nathan riss den Blick von der Gestalt am Kreuz und nickte. Als er zum Himmel aufsah und die Stellung der Sterne gegen die Berge bemerkte, zuckte er zusammen und machte Anstalten, vom Tisch herabzusteigen.
    Alle Szgany vermochten die Zeit an den Sternen abzulesen, doch keiner war darin so gut wie Nathan. Er erkannte, wie lang er ohne Bewusstsein gewesen war. Und in der Zwischenzeit ... Was war aus seiner Mutter geworden? Was aus Misha?
    Lardis packte ihn an der Schulter. »Hiergeblieben, Junge!«, knurrte er. »Zuerst erzählst du mir, wie du an die Prellungen auf deinem Rücken gekommen bist. Das sieht ja schlimm aus!«
    Nathan nickte. »Ein ... ein Wesen – ein Wolf, ein Mensch, ein Fuchs, ich weiß es nicht – hat mich gegen die Palisade geschleudert.«
    Lardis’ Augen waren immer noch misstrauisch zusammengekniffen. Aber er hatte tatsächlich Berichte über ein Mischwesen unter den Wamphyri-Banditen gehört. Grässliche Berichte. »Er hat dich weggeschleudert? Er hat dich nicht gebissen?«
    Nathan umklammerte seinen Arm. »Er ... hat mir Misha aus den Armen gerissen!« Seine Augen hatten sich geweitet, und Tränen standen darin, als das Grauen ihn wieder überfiel. Dann schüttelte er Lardis ab, stieg vom Tisch und knickte ein, sobald seine Beine sein Gewicht auffingen. Vom Nackenansatz bis zum Kreuz war sein Rückgrat eine einzige Säule aus glutflüssiger Pein, und er wäre gestürzt, hätte Lardis ihn nicht aufgefangen.
    »Versuche jetzt nicht blindlings loszurennen, Junge. Dazu bist du nicht in der Verfassung. Was getan werden kann, wird schon getan.«
    »A-aber meine Mutter und Misha!« Er blickte sich wie betäubt um. »W-wo sind meine Sachen? Und w-was ist mit N-N-Nestor?«
    Lardis öffnete den Mund ... aber er brachte nur ein »Ach!« hervor und wandte sich ab.
    »Nestor?« Mit einem Mal klang Nathans Stimme fest.
    Lardis musterte ihn stirnrunzelnd. Unter anderen Umständen wäre das sicher komisch gewesen, denn das war der größte Schwung an Worten, den jemals irgendjemand aus Nathan herausgeholt hatte, soweit er sich erinnern konnte! Lag das nun am Schock oder woran sonst? Was war in ihn gefahren? War etwas in ihn gefahren? »Bist du sicher,

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