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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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»Nathan«, knurrte der alte Lidesci. »Hoch, Junge, fort mit dir. Der, den du so brav bewacht hast, erwacht, und ich habe etwas mit ihm zu besprechen.«
    Wie es Traumgespinste so an sich haben, verflüchtigte sich auch dieser Traum, sobald Nathan wach war. Nathan vergaß, was er über die unmöglichen Verwandtschaftsbeziehungen zu den Wölfen gehört hatte; seine Wölfe hatten ihn immer schon Onkel genannt, daher sah er darin nichts Sonderbares oder Neuartiges. Es war nichts Behaltenswertes. Doch an dem, was er über Nestor erfahren hatte, klammerte er sich fest und wiederholte es wieder und wieder:
    Der Flieger, der Nestor forttrug, ist im Osten in der Nähe von Zwiefurt abgestürzt.
    Der Gedanke erschien ihm sonderbar, dass er erst gestern am Spätnachmittag mit den anderen aus Lardis’ Reisegruppe auf dem Nachhauseweg durch Zwiefurt gewandert war. Seither schien es, als sei ein neues Zeitalter angebrochen. Ein Zeitalter der Finsternis.
    Vielleicht hatte er laut gesprochen, noch ehe er ganz wach war. Denn Lardis hakte sofort nach: »Eh? Zwiefurt? Was ist damit?«
    »Ich ... ich habe geträumt«, gab Nathan zur Antwort. »Ich glaube, von Zwiefurt.« Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, nicht über seine Träume zu sprechen. Vor allem nicht über die sonderbaren.
    Aber Lardis schüttelte besorgt den Kopf. »Nein, das war kein Traum. Zwiefurt wurde gestern Nacht überfallen; es war der Auftakt zu dem, was uns hier passiert ist. Während du geschlafen hast, ist eine Handvoll Flüchtlinge hier eingetroffen, und du musst unsere Gespräche mitbekommen haben. Zwiefurt gibt es nicht mehr. Die Menschen wollen nicht mehr dorthin zurück. Die Stämme sind zerstreut, Nathan, und wir müssen wieder zu Wanderern werden. Die Tage werden unser sein und die goldene Sonne unsere einzige wahre Freundin, aber die langen, dunklen Nächte werden ihnen gehören – den Wamphyri!«
    Der Wamphyri-Offizier stöhnte und regte sich an seinem Kreuz. Nathan stand auf, lockerte seine verkrampften Glieder, und seine Prellungen begannen zu schmerzen. Er warf einen Blick auf die Sterne über dem dunklen Grenzgebirge und sah, dass es schon nach Mitternacht war. Er hatte noch nie so lange an einem Stück und an ein und derselben Stelle geschlafen. Seine Blase war voll, und er verspürte ein dringendes Bedürfnis.
    Er stolperte in die Schatten und fand eine Stelle, an der er sich erleichtern konnte. Der Boden hatte bereits Vampirdunst, Kriegergestank und ungerächtes Szgany-Blut abbekommen. Da konnte ein bisschen Urin auch nicht mehr schaden. Nathans Gedanken waren bereits so zynisch und bitter geworden wie der Geschmack in seinem Mund ...
    Als er zurück an das Kreuz kam, war der Wamphyri-Offizier wach. Er drehte den Kopf so weit in alle Richtungen, wie der silberne Nagel durch seinen Haarknoten es zuließ, und starrte finster auf die Hand voll Männer, die sich zu seiner Befragung versammelt hatten. Einen Augenblick lang richtete sich der scharlachrote Blick des Vampirs auf Nathan, brannte sich in seine Seele und ließ ihn einen Schritt zurückweichen, bevor er weiterglitt. Nathan stellte keine Bedrohung dar; er war bloß ein Junge und damit unwichtig. Aber mit den Männern verhielt es sich anders. Besonders mit diesem hohläugigen Anführer des Szgany-Abschaums, der wie ein Affe aussah.
    Vratza Wransknecht ließ den Blick seiner blutroten Augen auf Lardis ruhen und funkelte ihn an. »Mensch«, krächzte er, »du bist dem Untergang geweiht.« Seine Augen huschten nach links und rechts und nahmen die silbernen Nägel wahr, die ihn am Kreuz festhielten. »Für das, was du getan hast und mir noch antun wirst, wird mein Herr und Meister Wran dir deine Eingeweide in den Rachen stopfen, dir das Herz bei lebendigem Leib herausreißen, es dampfend verschlingen und deine Überreste an seine Krieger verfüttern. Wer du auch warst, du bist bereits tot!«
    Lardis sah zu ihm auf, neigte den Kopf ein wenig und schnupperte argwöhnisch, verächtlich in der Luft. Er sah zu den Männern, die ihn umstanden, Kirk Lisescu, Andrei Romani und seinen Brüdern und noch ein oder zwei anderen, ehe er fragte: »Steigen oder fallen die Worte von seinen Lippen? Ich glaube, sie fallen. Oder ist es der Gestank der Krieger, der in der Nachtluft hängt? Nein, der ist im Vergleich hierzu ein süßes Lüftchen. Mir scheint, wir haben uns geirrt und hätten ihn höher annageln müssen. Doch was soll’s ... Gestank ist bloß Gestank.«
    Die Muskeln des Vampirs verkrampften sich,

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