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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Einzige (außer vielleicht Nestor?), der ihr inneres Strahlen erkannte. Es schimmerte wie ihre vollkommen weißen Zähne in der Sonne. Ah, aber wenn es sein musste, konnte sie diese Zähne auch zeigen, und er kannte einige Dorfbengel, die Mishas scharfe Zunge gespürt hatten, wenn sie zu vertraulich werden wollten! Diese Burschen konnten von Glück sagen, denn sie hätten noch viel mehr zu spüren bekommen, wenn er ... wenn Nathan ... aber das lag nicht in seiner Art. Zumindest war es damals nicht seine Art gewesen.
    Jedenfalls konnte Misha gut auf sich aufpassen. Sie wusste, was sie wollte. Ihm fielen ihre Worte ein: »Wenn ein Mädchen sich zur Schau stellt und wie eine Schlampe aufführt, kann sie auch nur erwarten, wie eine behandelt zu werden. Das tue ich nicht, und das werde ich auch nie tun!«
    Doch bei Nathan hatte sie sich immer so verhalten, wie es ihr gerade in den Sinn kam. Dafür war er dankbar ...
    Seine Mutter und Misha entschwanden aus Nathans Traum und machten Nestor Platz. Nestor, wie er durch die Straßen von Siedeldorf stolzierte, von den Mädchen bewundert und von seinen Freunden so verehrt, wie der stotternde Nathan gemieden wurde. Nestor war stark und stolz, er mochte arrogant sein, aber kein gewalttätiger Rüpel, das nie. Bis zu jener letzten Nacht, in der er seine Körperkraft einsetzte, um jemand anderem seinen Willen aufzuzwingen.
    Nestor, der Nathan während all der Jahre ihrer Kindheit umsorgt und beschützt hatte und sich auch um Misha kümmerte, bis er erkannte, wie sehr sie und Nathan sich zueinander hingezogen fühlten.
    Jetzt war Nestor verschwunden, gefangen, von einem Wamphyri-Flieger auf die Sternseite verschleppt.
    Nein!, sagte eine Stimme in Nathans Traum. Er erkannte sie auf Anhieb. Es war eine geistige Stimme, und telepathische Stimmen – sogar das Geraune der Toten – waren ihren körperlichen Gegenstücken nicht unähnlich; sie ›klangen‹ nicht anders als laut sprechende Stimmen auch. Doch dies war kein Toter, der da sprach, nicht einmal eine ›Person‹, obgleich Nathan ihn stets als solche erachtet hatte.
    Nein, erklang die geistige Stimme wieder wie ein Fauchen, Husten, Bellen in Nathans träumendem Verstand. Dein Bruder
– unser Onkel – ist nicht auf die Sternseite verschleppt worden. Das Flugwesen, das ihn gefangen nahm, ist östlich von hier auf der Sonnseite abgestürzt.
    Nathan beschwor ein Bild desjenigen herauf, der da zu ihm sprach. Er hatte einen eigenen Namen für ihn: Blesse, nach dem schrägen weißen Streifen über der flachen Stirn, der von der linken Augenbraue bis zum rechten Ohr reichte, als sei das Fell dort von Frost gezeichnet. Blesse, dessen Augen in der Dämmerung die Farbe dunkelbraunen Wildhonigs hatten und bei Nacht gelblich leuchteten. Er war schlank, aber nicht mager, bestand ganz aus Muskeln und konnte besser und vor allem schneller klettern als eine Bergziege. Hinzu kam, dass er weit intelligenter war als der Rest des Rudels! Nathan bewunderte und achtete ihn und wusste, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Warum sonst sollten die wilden Wölfe des Grenzgebirges Nathan ›Onkel‹ nennen und ihn in seinen Träumen aufsuchen? Manchmal kamen sie sogar in seinen wachen Stunden zu ihm.
    Der graue Bruder las Nathans Gedanken. Sie waren wesentlich klarer, als dies sonst in Träumen der Fall war. Weil du unser Onkel bist!, beharrte er. Meiner und der Onkel der beiden, die du ›Stutz‹ und ›Grinser‹ nennst, meine Brüder aus demselben Wurf. Und weil du und wir eines Blutes und eines Geistes sind, so sind wir neugierig, wie es dir ergeht, und bekümmern uns um dein Wohlbefinden. Wir glauben, dass unser Vater sich das gewünscht hätte ... (Ein geistiges Achselzucken, das Flattern eines grau bepelzten Ohres.) Du bist nicht von unserer Art, aber wir sind verwandt. Du bist unser Onkel, ebenso wie Nestor. Doch du bist derjenige, der uns versteht. Von allen Szgany erfasst allein du, Nathan, unsere Gedanken und antwortest darauf .
    Nathan hatte nie verstanden, weshalb die Wölfe ihn in ihre Ahnentafel aufgenommen hatten. Es konnte nur ein Kompliment sein; so sah er es jedenfalls und war damit zufrieden, ihr Freund zu sein. Doch jetzt schien es, als sollte die Freundschaft mit den Wölfen Früchte tragen.
    »Was ist mit Nestor?«, fragte er begierig. »Lebt er noch?«
    Unsere grauen Brüder in Siedeldorf sahen, wie er im Maul des Wesens
verschwand, erklang knurrend die Antwort. Er wurde hochgerissen, verschleppt und gen Osten zum

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