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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nach recht kurzer Zeit immerhin klar, wer er war. Aber was für ein Lord war er?
    Sein Hinterkopf fühlte sich immer noch weich an, und unter der aufgeschrammten, geschwollenen Haut und den Blutergüssen rutschten die zersplitterten Knochenstücke hin und her und taten höllisch weh. Aber zumindest konnte er die Stelle vorsichtig berühren, ohne dass ihm gleich übel wurde. Abgesehen davon, dass vor seinen Augen noch Sterne tanzten, konnte er in der beginnenden Morgenröte gut sehen. Außer in seinem aufgequollenen Gesicht – seine Nase war nun bestimmt krumm, und er spürte die Stelle, an der die Knochen sich aneinanderfügten, seine Lippen waren aufgeplatzt und ein paar Zähne wackelten – schienen weder im Körper noch in den Gliedern irgendwelche Knochen gebrochen zu sein. Kurz, er wusste, dass er, was auch immer er überstanden haben mochte, wahrscheinlich weiter am Leben bleiben würde. Sicher, er war hungrig und hatte Durst für zwei, aber ein guter Appetit war üblicherweise ein Zeichen für gute Gesundheit.
    Mit diesen Gedanken blickte er auf die Feuer in Zwiefurt und den schwarzen Rauch, der wie ein Leichentuch über dem Dorf hing, herab und fragte sich, ob er dort wohl ein Frühstück bekommen konnte. Wahrscheinlich schon, schließlich war er ein Lord. Außerdem fragte er sich, ob er dort wohl einige Antworten finden könnte, Hinweise auf sein Geschick und das der Welt im Allgemeinen.
    Was den zu drei Vierteln toten Flieger betraf: Nestor hatte
seinen grotesken Kadaver nur als riesigen, ungewöhnlichen Klumpen in der Dunkelheit der Bäume wahrgenommen, als Lederdecke oder -zelt, wahrscheinlicher noch als unförmigen Wirrwarr herabgefallener Zweige. Weiter hatte er nicht darüber nachgedacht.
    Um was es sich wirklich handelte und dass dieses Wesen ihn hierher gebracht hatte, dass er daraus hervorgekrochen war – diese Dinge waren ihm vollkommen entfallen. Doch als die Dämmerung der Morgenröte wich, die aufgehende Sonne die Gipfel beschien und ihr goldenes Licht wie ein langsam sich senkender Vorhang auf die Baumgrenze zuglitt, hatte er Gelegenheit, das Wesen genauer in Augenschein zu nehmen. Denn jetzt gab es eindeutige Lebenszeichen von sich!
    Es versuchte, die gebrochenen Flügel zu bewegen, reckte den urweltlich anmutenden Hals zum Himmel und stieß einen zischenden, kollernden Schrei aus. Aber die zersplitterten Tannen hatten die Hautflügel durchbohrt und die zarten Hohlknochen zermalmt, und mit seinen Säften war auch alle Kraft aus ihm gesickert. Aufgespießt, flugunfähig und zerbrochen konnte die Kreatur nur über ihrem Schicksal verzweifeln, denn das vampirische Gewebe in ihm spürte den Sonnenaufgang so sicher wie ein Magnetstein den Nordpol, nur wurde der Flieger davon abgestoßen, statt angezogen. Wenn er noch flugfähig gewesen wäre.
    Nestor ging mit unsicheren, vorsichtigen Schritten um die dreieckige Tannengruppe am Rand des Steilhangs herum, in
die der Flieger gestürzt war. Er musterte die schiefergraue Lederhaut des Wesens, den langen Hals, den keilförmigen Kopf und die stumpfen, ausdruckslosen Augen. Der Kopf war zwar gewaltig, grob und aufgequollen, doch hatte er etwas unbestimmt und verstörend Menschliches an sich. An den tentakelähnlichen Sprunggliedern allerdings, die das Wesen mit jedem Flügelschlag in den von Tannennadeln übersäten Waldboden stemmte, als wolle es sein Abheben unterstützen, war ganz und gar nichts Menschliches. Sie erinnerten Nestor an ein wimmelndes Madennest, das aus dem Bauch eines toten Tieres hervorbricht.
    Am Halsansatz, der sich zu den zurückgelegten Flügeln hin verbreiterte, war ... da nicht eine Art Sattel angebracht?
    Vielleicht wäre Nestor wieder unter die Baumdecke gekrochen, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen, aber die Kreatur bäumte sich so heftig auf, dass er befürchtete, sie könne auf ihn herabstürzen, darum zögerte er. In diesem Augenblick erfasste das sich stetig ausbreitende Sonnenlicht das Wesen – und verschlang es!
    So jedenfalls kam es Nestor vor.
    Der Wald füllte sich sofort mit Dampf und Gestank, und die Haut des todgeweihten Fliegers schrumpfte ein und verfärbte sich von Schiefergrau zu einem ungesunden Blau. Auf einmal wirkte sie wie zerbröckelnder Bimsstein. Durch den Körper des Fliegers lief ein Zittern; er schwoll an und platzte an einem Dutzend Stellen auf, aus denen dampfend das Fett quoll! Das Wesen schrie auf – ein Laut, so hoch und durchdringend, dass er Nestor durch Mark und Bein ging. Das

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