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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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    Mit etwas Glück entdeckten die Vampire ihr Lager vielleicht nie – und falls doch, würden sie feststellen, dass seine Bewohner in die Wälder oder ins Grasland geflohen waren. Jeder Narr musste erkennen, dass man, je näher man am Sonnenaufgang lebte, desto sicherer war vor der Vampirsklaverei, vor Tod und Untod.
    Warum sollten die Wamphyri sich die Mühe machen, die meilenweiten Wälder zu überfliegen, wenn sie ihren Blutzoll doch so viel näher an ihrer Heimat eintreiben konnten? Denn ein Überfall am Südrand der Sonnseite bedeutete eine umso längere Entfernung zur Sternseite, die es vor Sonnauf zu überwinden galt. Ein Nebenaspekt, aber er ergab Sinn.
    Nikha erzählte Nathan all dies aus einem bestimmten Grund. Er wollte ihn zur Mitreise verlocken. Und so erkannte Nathan, dass Eleni recht gehabt hatte: Nikha warf die Rute nach einem Ehemann für sie aus, bevor er und seine Leute in der Einöde untertauchten. Nun, Nathan vermutete, dass er es schlechter treffen konnte. Doch zunächst ...
    ... galten seine Gedanken Misha, auch wenn sie verschollen oder tot war ... oder schlimmer als tot. Misha und Nestor, ja. Wenn Nathan Nestor doch nur finden, ihn aus dem Fluss ziehen und ihm ein anständiges Begräbnis geben könnte. Auch wenn die zahllosen Toten es nicht über sich brachten, mit Nathan zu sprechen, war er sich doch sicher, dass sie ihm zumindest ein wenig Zeit für ein paar Worte mit seinem Bruder gestatten würden – um sich ein letztes Mal mit ihm auszusprechen ...
    Deshalb murmelte er am Ende des Mahles und der Gespräche einige unbeholfene Entschuldigungen und schlug den Weg zum Fluss ein. Eleni schwieg und ging in ihr Zelt. Nikha Sintana jedoch, der das Bett in seinem Wagen aufsuchen wollte, ging Nathan nach und ergriff ihn am Arm. »Du willst also nicht mit uns kommen?«
    »Ich kann nicht«, erwiderte Nathan. »Um Elenis willen würde ich es vielleicht tun, wenn sie mich haben will – und wenn du meinst, dass ich einen guten Ehemann für sie abgebe. Doch erst muss ich ein letztes Mal versuchen, Nestors Leiche zu finden. Ich muss ihn finden und begraben, damit ich weiß, wo er ist. Denn ich glaube ... dass er sich ganz in der Nähe befindet. Es ist nur so ein Gefühl.«
    »Ich verstehe.« Nikha nickte und reichte Nathan eine Haut, auf der ein Weg zu ihrem Lager verzeichnet war. »Wir werden jetzt schlafen, dann gehen wir auf die Jagd, und danach ziehen wir weiter«, sagte er. »Am Mittag sind wir fort, und bei Sonnunter haben wir unseren neuen Lagerplatz erreicht, den ich seit so vielen Jahren im Gedächtnis habe. Wie lange wird deine Suche dauern?«
    Nathan zuckte verzweifelt die Achseln. »Bis ich keine Hoffnung mehr habe, ihn zu finden. Vielleicht ist es schon jetzt hoffnungslos, aber ich muss es versuchen. Und Nikha, ich kann nicht einmal beschwören, dass ich dann noch kommen werde. In meinem Kopf sind Dinge ... Ich habe Erinnerungen, die so frisch sind, als wären sie erst gestern geschehen ... Es ist nicht leicht, wie ein Schilfrohr im Wind hin und her zu schwanken. Es sieht nur leicht aus.«
    Nikha nickte. »Nun gut. Doch wenn du dich entschließen solltest ... Nun, ganz gleich wie du dich entschließt, sieh nur zu, dass du uns vor Sonnunter einholst, denn danach wird dir kein Feuer mehr den Weg weisen, und es könnte gefährlich sein, sich uns unangekündigt zu nähern.«
    Dann umklammerten sie ihre Unterarme zum Abschiedsgruß, und durch die Bäume konnte Nathan Elenis Blick auf sich spüren, bis er zwischen den Sträuchern des Unterholzes verschwand ...
    Er suchte das Flussufer ab, bis der Nachmittag zur Hälfte
verstrichen war. Schließlich verwandelte sich der Boden auf
seiner Seite des Flusses in einen unpassierbaren Sumpf, und die überhängenden Zweige waren derart mit Kriechgewächsen und wucherndem Blattwerk besetzt, dass das Wasser ganz schwarz, trübe und undurchsichtig wurde. Wenn sein Bruder dort unten lag, war er nicht mehr aufzufinden. Und was sein Begräbnis anging, nun, so war Nestor bereits in jenem Flusskraut begraben, das Nathan in seinem ›Traum‹ gesehen hatte.
    Auch Nathan musste sich jetzt entscheiden, was er als Nächstes tun sollte. Anscheinend hatte er etwas für Eleni Sintana empfunden – oder vielleicht auch für sich selbst: eine gähnende Leere, ein schmerzhaftes Bedürfnis. Jedenfalls hatte er die Wahl. Er konnte sich entweder den Szgany Sintana anschließen und sich gemeinsam mit ihnen der Zukunft stellen oder nach Siedeldorf zurückkehren

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