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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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und Lardis Lidescis Sohn werden, um den zu ersetzen, den er verloren hatte. Ganz gleich, wozu er sich nun entschloss – Eleni ein Ehemann oder Lardis ein Sohn zu sein –, stets wäre er ein Ersatz für den verlorenen, ursprünglichen Menschen, und stets wäre er sich bewusst, dass er die zweite Wahl war.
    Siedeldorf schien Nathan schon weit entfernt, und er wusste, dass es ihm, wenn er dorthin zurückkehrte, fremd sein würde. Wenn ein Mädchen vorbeiginge, würde er sie ansehen und hoffen, es sei Misha. Wenn die Frauen beim Tanz mit den Füßen stampften und mit den Fingern schnippten, würde er an seine Mutter denken. Und wenn ein großspuriger Jüngling lachend über die Straße stolzierte, wäre es von jetzt an immer Nestor. Nein, das Dorf war voller Gespenster. Eigentlich hatte ganz Siedeldorf für ihn etwas Geisterhaftes.
    Aber Eleni Sintana war warm und lebendig ...
    Und was war mit seinem Schwur gegen die Wamphyri? Alles gut und schön, solange die Chance bestand, dass Nestor noch am Leben war. Unter dem Banner der Rache vereint wären sie gemeinsam mit Lardis Lidesci in den Kampf gezogen und hätten ihren Teil an Vergeltung geübt, bis auch sie den letzten Preis bezahlt hätten. Das hätten sie einst gekonnt, doch nun nicht mehr, da Nestor ertrunken war und tot. Abermals dachte Nathan: Eleni ist warm und lebendig.
    Der Nachmittag war zu etwas mehr als der Hälfte vorüber. Das Tageslicht würde noch rund fünfundzwanzig Stunden lang andauern, und fünf oder sechs Stunden Dämmerlicht würden ihm folgen. Nathan fühlte sich erschöpft wie noch nie und
war körperlich und nervlich so gut wie am Ende. Über eine Zeitspanne, die in der Welt hinter dem Sternseiten-Tor – von der Nathan lediglich wusste, dass es sie gab – fast vier Tagen entsprach, hatte er nur wenige Stunden Schlaf erhaschen können. Jetzt musste er sich gründlich ausschlafen, bevor er nach Süden weiterzog ... zum Lager der Szgany Sintana an der Grenze zwischen Wald und Savanne.
    Ein Stück flussaufwärts war er an einer winzigen Sandbank vorbeigekommen, auf der etwas Schilf, ein paar Büsche und einige Bäume wuchsen. Müde trat er den kurzen Rückweg an, watete zu dem Inselchen hinaus, rollte sich halb im Schatten unter einem Busch zusammen und sank fast sofort in einen traumlosen Schlaf. Sein letzter bewusster Gedanke, bevor ihn die Finsternis umfing, war, dass er gute sieben oder acht Stunden schlafen wollte und dann noch reichlich Zeit hatte, Nikhas Lager vor Sonnunter zu erreichen.
    Nur blieb die Tatsache bestehen, dass Nathan seine körperlichen und geistigen Kräfte weitaus stärker verbraucht hatte, als er dachte. Und während er schlief ... waren die Träger der Vampirseuche auf der Sternseite hellwach und emsig und spannen ihre abscheulichen, unbeschreiblichen Pläne ...
    Obgleich die Strahlen der langsam sinkenden Sonne die höheren Gipfel des Grenzgebirges immer noch in leuchtendes Gold tauchten, lag ihr reinigender Glanz nicht mehr auf dem letzten verbliebenen Horst, den man einst die Karenhöhe genannt hatte. Für die Stunde des Sonnenuntergangs hatte Wratha die Aufgestiegene ein Treffen in ihrer schwindelndhochgelegenen Unterkunft anberaumt. Mehrere ihrer vertrauten Fledermäuse waren in die unteren Geschosse der Felsenburg ausgesandt worden, und Wrathas Renegaten verstanden ihre Botschaften wesentlich klarer, als Menschen das Gewinsel von Hunden
verstanden hätten. Und die gestaltwandlerischen Vampir-Lords begaben sich, wenngleich mürrisch, zu ihr.
    Seit der Ankunft der ersten Knechte von der Sonnseite waren sie emsig dabei gewesen, die Quartiere aufzuteilen, ihre Tiere abzufüttern, Offiziere auszuwählen und sie in ihre Pflichten einzuweisen, den niedrigeren Knechten Arbeit zuzuweisen ... und letztlich natürlich auch ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Deshalb sah Canker Canisohn auch so ›übernächtigt‹ aus, denn wenn es um das weibliche Geschlecht ging, war er stets und ganz der große Rüde. In Siedeldorf hatte er sich selbst übertroffen. Mindestens zwei Drittel seiner Rekruten von den Szgany Lidesci waren Frauen.
    Doch selbst in Cankers Fall hatte das Auswählen neuer Offiziere für eine Weile alles andere an Wichtigkeit in den Schatten gestellt. Denn bis auf Gorvi den Gerissenen hatten sämtliche Lords sowie die Lady Wratha ihre Stellvertreter bei den ersten Überfällen auf Zwiefurt und Siedeldorf verloren. Auf der Sonnseite von Turgosheim wäre dies undenkbar gewesen, und hier stellte der Verlust

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