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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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beiden Seiten des Flusses glitten Fackelbrände wie Glühwürmchen durch die tintenschwarze Finsternis, als andere Thyre ihnen begegneten. Nathan mühte sich vergeblich, die Gedanken dieser Fackelträger in dieser schwärzesten aller Nächte zu spüren, doch er hörte nichts – nur das ferne, schwache Flüstern der Toten ...
    Nur fünfzehn Meilen weiter östlich und etwas weiter zum Innern der Wüste gelegen, war Zum-Himmel-offen die nächstgelegene Kolonie. In weniger als fünf Stunden hatten Nathan und Atwei sie erreicht. Der Grund für den Namen der Siedlung war sofort erkennbar: Der Ort war im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel offen.
    Das erste Anzeichen für die Annäherung an ihr Reiseziel war die Luft, die sich leicht bewegte und frischer wurde. Die Lichtverhältnisse besserten sich, und der flackernde Schein ihrer Fackeln erhielt Konkurrenz. Der Weg schien vor ihnen in einen nebligen Dunst gehüllt. Kurz darauf konnten sie auf ihre Fackeln verzichten und sich im stärker werdenden Licht weiterbewegen. Das andere Ufer wich weiter zurück, und der Lauf des Flusses verlangsamte sich zu einem trägen Fließen. Dann weitete sich das strudelnde Wasser zu einem See, und der Anblick, der sich Nathan bot, war nichts, worauf er sich hätte vorbereiten können.
    Es schien, als wäre eine unterirdische Oase erblüht! Zuerst wuchsen nur Farnkraut und Moos aus den Felsspalten, dann hingen kleine Büsche über die Simsränder, schließlich strebten Bäume, Ranken und Kriechgewächse nach dem indirekten, verlockenden Sonnenlicht. Und als das Dach des unterirdischen Flusses sich schließlich zu einer Schlucht öffnete und das Tageslicht sich von oben über die Landschaft ergoss, war in jeder beliebigen Richtung üppiger Pflanzenwuchs zu sehen.
    Vom Kiesufer des Flusses erstreckten sich hölzerne Anleger. Rötliche Schlammbänke schoben sich bis an die Ufer heran, und grobe Steindämme schützten das Hinterland vor Überschwemmungen. Dahinter erstreckten sich die Karomuster von Äckern und kleinen Gärten, und noch weiter dahinter standen auf dem zu den Klippen ansteigenden Boden auf Pfählen errichtete Häuser. Zwischen den Häusern und hinter ihnen schlängelten sich schwindelerregende schmale Wege rankenverhangene Schieferhänge hinauf, in Spalten an der Steilwand entlang und im Zickzack über Simse an den Klippen und von einem Höhleneingang zum nächsten. Wie Ameisen wirkten die Thyre, die über diese Pfade und Wege ihren Alltagsbeschäftigungen nachgingen. Und weit über ihnen ...
    ... bot sich ihm ein wundervoller Anblick! Die Steilwände ragten zweihundert Fuß und mehr in die Höhe. Das Licht, das schräg einfiel und auf die Wand traf, wirkte blendend nach der stygischen Finsternis des Flusses. Nathan wusste, dass die Oberfläche zum größten Teil aus Wüste bestand, aber dennoch erblickte er am Rand des Steilufers die Umrisse von Palmen. Zum-Himmel-offen war wahrlich ein erstaunlicher Ort.
    Sie begegneten den Ältesten der Thyre an einer Stelle, an der der glatte Granit des Flusspfades auf die grob gepflasterte Zugangsstraße zur Siedlung traf. Nathan hätte gerne von Anfang an für sich selbst gesprochen. Doch mittlerweile kannte er sich in ihren Umgangsformen gut aus und überließ es Atwei, für ihn das Wort zu ergreifen. Bei den Thyre war es Sitte, Verhandlungen durch einen Zwischenträger einleiten zu lassen. Sein Name war ihnen bereits bekannt, aber die ihren waren natürlich geheim. Darum erübrigte sich eine Vorstellung.
    Nathan gewann im ersten Gespräch den Eindruck von ernsthafter Würde, unter die sich, wie er vermutete, ein gewisses Maß an Argwohn mischte. Atwei, die ihm half und als seine Sprecherin auftrat und sich daher dem Verdacht der Leichtgläubigkeit oder gar der Komplizenschaft bei Betrug und Ketzerei aussetzte, musste anfangs einen wahrlich kühlen Empfang über sich ergehen lassen.
    Als sie durch die unteren Ebenen der Kolonie schritten und einen mauerbegrenzten Pfad zur Kaverne der Langen Träume hinaufstiegen – einem Mausoleum der Thyre, das auf einem Viertel der Hochstrecke zum Klippenrand lag –, legten die Fünf ein gewisses Maß an Steifheit und Förmlichkeit ab und wechselten mit Nathan einige höfliche, jedoch zurückhaltende Worte. Allerdings spürte er ihr Zaudern und vermutete, dass einige unter ihnen der Ansicht waren, er habe ihre Amtsbrüder in der Stätte-unter-den-gelben-Klippen irgendwie zum Narren gehalten. Als er die Gruft betrat, wich sein Unbehagen von ihm, und er

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