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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hungrig. Er konnte ihn warnen und sich mit ihm das Morgenmahl teilen. Darin lag kein Verrat an den Wamphyri, seiner eigenen Art. Schließlich war er ein Ausgestoßener. Und sein Erscheinungsbild täuschte den Einzelgänger gewiss ebenso, wie es Brad Berea getäuscht hatte. Trotzdem war er besser auf der Hut!
    Nestors Armbrust war gespannt, der Bolzen eingelegt. Vorsichtig, darauf bedacht, keine losen Steine loszutreten, kletterte er von Felsen zu Felsen hinab. Unter ihm hustete der Idiot, als er den Spieß am Feuer drehte, grunzte und brabbelte leise vor sich hin, als wäre er ganz allein auf der Welt! Nestor kam ihm nahe, sehr nahe, als die kauernde Gestalt plötzlich schwieg, in der Luft schnupperte, aufsah und den Kopf wandte.
    Der Mann war sicher bewaffnet. Nestor wollte sich keinen weiteren Bolzen einfangen; er duckte sich hinter die Felsen, wartete und sammelte seinen Mut, um über die Kante zu spähen und den anderen mit einem Ruf auf sich aufmerksam zu machen. Der Nebel wurde immer dichter, er fühlte sich richtig schleimig an. Nestor spürte, wie er eine Gänsehaut bekam, als er durch eine v-förmige Lücke zwischen den Felsen spähte.
    Der Einzelgänger kauerte immer noch am Feuer. Aber ...
    ... er war nicht mehr allein!
    Aus einem dunklen Hain glitt wie ein rascher, todbringender Schatten eine zweite Gestalt von der Seite über den nebelüberwaberten Boden an den Fremden heran. An ihren Absichten konnte es keine Zweifel geben. Es war unverkennbar ein Wamphyri, und er war auf Mord aus! Auch wenn er nur als düsterer Umriss von der Seite zu sehen war, brannte sich Nestor das entsetzliche Gesicht ins Gedächtnis: Von dem scharf hervorspringenden Gesicht streckte sich ein kurzer, bebender Tentakel nach seinem Opfer aus.
    Nestor benötigte keine weitere Bestätigung, aber als wolle das Wesen ihm noch beweisen, dass es tatsächlich ein Wamphyri war, warf es ihm einen kurzen Blick zu, während es so lautlos wie ein Rauchschwaden auf sein Opfer zuraste. Die Augen brannten rot wie glühende Kohlen in der wabernden, scheußlichen Fratze!
    Nestor konnte sich nicht länger beherrschen. Mit einer unwillkürlichen, krampfhaften Bewegung fuhr er in die Höhe, und unter seiner Sandale knirschte ein Kieselstein! Der Mann am Feuer hörte, wie der Stein klappernd zwischen die Felsen rollte, fuhr auf dem Absatz herum und kam in einer geschmeidigen, fließenden Bewegung in die Höhe. Dabei wandte er jedoch dem Wesen, das ihn angriff, den Rücken zu!
    Rein instinktiv und ohne einen bewussten Gedanken stieß Nestor einen Warnschrei aus, riss die Armbrust hoch und feuerte den Bolzen auf den Vampir ab. Es schien, als wüsste er ohne nachzudenken, auf wessen Seite er sich schlagen musste. Seine Reaktionen waren die eines Wanderers, eines Szgany, und entsprachen ganz und gar nicht dem Verhalten eines Vampirs, obwohl er sich doch dafür hielt. Vielleicht waren seine Beweggründe auch gar nicht so vielschichtig. Vielleicht lag es nur daran, dass Nestor, als das tentakelgesichtige Ungeheuer ihn aus seinen blutroten Augen anstarrte, gewusst hatte, dass er als Nächster an der Reihe war.
    Als der Vampir-Lord sein Opfer schon fast erreicht hatte, traf der Bolzen ihn in den Hals und ließ ihn taumeln. Und während Nestor den Halt verlor und über den letzten runden Findling hinabrutschte und rücklings am Boden aufschlug, packte das ›Opfer‹ ein brennendes Scheit und wandte sich seinem Angreifer zu. Nestor lag auf dem Rücken, rang nach Atem und starrte die beiden an. Im hellen Feuerschein erkannte er nun deutlich, wie sehr er sich getäuscht hatte: Bei beiden dieser Kreaturen handelte es sich um Wamphyri!

ZWEITES KAPITEL
    Die Wamphyri-Lords Wran Todesblick, genannt der Rasende, und Vasagi der Sauger starrten sich aus roten Augen wütend über Nestor hinweg an, der zwischen ihnen auf dem Rücken lag und nach Atem rang. Sie beachteten ihn nicht weiter. Sie ließen es nicht zu, dass er sie von ihrem Streit, ihrem Zweikampf, ihrem gegenseitigen Hass ablenkte. Nun, da er seinen Bolzen verschossen hatte, konnte er ihnen ohnehin nichts mehr anhaben. Aus Nestors Perspektive waren sie furchterregend, riesig – und von gewaltiger Bosheit erfüllt!
    »Verräterischer Bastard!«, fauchte Wran, schlug mit seinem knisternden Brandscheit nach Vasagis scheußlichem Gesicht und stieß Nestor mit dem Fuß aus dem Weg. »Du dachtest also, du könntest dich unter dem lärmenden Schutz dieses tapsigen Narren an mich heranschleichen, ja? Hieltest du es

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