DÄMONENHASS
tatsächlich für möglich, dass ich sein Getrampel mit deinem schmierigen Schleichgang verwechseln könnte?« (Tatsächlich war ihm genau das passiert.)
Vasagis feucht schimmernder Saugstachel glich dem starren Kolben eines fremdartigen Gliedes. Er gab ein fast sexuelles Schmatzgeräusch von sich, als er aus der Scheide in der Spitze seines beweglichen Rüssels beziehungsweise Tentakels fuhr und wieder zurückglitt. Vasagi zerrte an Nestors Bolzen, der oberhalb seiner linken Schulter in den kräftigen, muskulösen Ansatz seines Halses eingedrungen und am Rücken wieder ausgetreten war. Dabei hatte er die Wirbelsäule nur um Haaresbreite verfehlt. Nestor konnte seine Antwort nicht hören, aber Wran der Rasende hörte sie sehr wohl:
Todesblick, du räudiger Hund! Nur dein unverschämtes Glück und dieser Szgany-Abschaum haben dich vor meinem sauberen Todesstreich bewahrt. Jetzt musst du dich also meinem Handschuh stellen – bevor ich meinen Stachel tief in dein Rückgrat ramme und deinen zappelnden Parasiten aussauge!
Er war geschwätziger, als es eigentlich seiner Art entsprach. Er wollte Wran täuschen, und dieser wusste es. Vasagi wagte es nicht, ihm den wahren Inhalt seiner Gedanken zu offenbaren. Seine Wunde war nicht schwer, schlimmstenfalls unangenehm. Aber sogar ein Bienenstich kann den Ausgang eines Kampfes bestimmen, und der Bolzen des Jungen war keinesfalls als Bienenstich zu bezeichnen. Wran wusste, dass der Sauger noch darum rang, das Gleichgewicht zu bewahren. Warum also die Sache hinauszögern?
Er schwenkte ungeschickt das flammende Scheit in der linken Hand, schlug seinen Mantel mit der Rechten beiseite und enthüllte damit seinen Handschuh. Rot und gelb schimmerte er im Feuerschein, als er die Hand in dem Metallschutz ballte. Vasagi täuschte nach links an, dann nach rechts. Seine Bewegungen gingen fließend ineinander über. Sogar mit dem Bolzen aus Eisenholz, der schräg in seinem Hals stak, war er ein Gegner, mit dem unbedingt gerechnet werden musste.
Nestor lag immer noch rücklings am Boden, vermochte jedoch wieder zu atmen. Er versuchte sich kriechend von den beiden abzusetzen. Aber der Sauger bewegte sich in die gleiche Richtung. Als Vasagi gegen Wran vorsprang, geriet er mit den Füßen zwischen Nestors zappelnde Beine und stolperte. Auf diese Blöße hatte Wran gewartet. Als Vasagi taumelte, sprang er vor, schlug mit der Fackel nach dem zuckenden Gesicht des Saugers, nach seinen tief liegenden Augen und packte sein abnormes Gesicht hinter dem Rundmuskel, der seinen Stachel bewegte. Und während Vasagis Handschuh ihm den Rücken bis auf die Rippen aufriss, holte Wran zu einem Schlag gegen den Saugstachel seines Feindes aus.
In Wrans Bewusstsein war seine finstere Absicht deutlich zu erkennen, und Vasagi erkannte, was ihm bevorstand. Er konnte nur noch einen ›gellenden‹ geistigen Schrei hervorstoßen: Neeeeeiiiiinnnn!
Die Wucht dieses Entsetzensschreis war so stark, dass selbst Nestor sie spürte. Harry Keoghs Blut rann in seinen Adern, und er besaß ebenfalls die Begabung des Mentalisten, auch wenn sie wie die seines Bruders noch ungeschult war. Vasagis geistiges Aufkreischen drang zu ihm durch und ließ ihn auf dem Fleck erstarren. Irgendwie kam er taumelnd auf die Beine, aber er vermochte nicht zu fliehen. Er fiel zu Boden und kam wieder gegen den Felsvorsprung zu liegen.
Vasagi war dem ersten Schlag seines Feindes zwar irgendwie entgangen, aber Wran hatte den Griff um den Saugrüssel seines Feindes nicht gelockert. Jetzt bewegte der Rasende die Finger seines Handschuhs in einer bestimmten Weise, und kurz bevor er zuschlug, sprang zwischen den Knöcheln und dem Handgelenk eine scharfe gezackte Klinge hervor, die dem Stachelkamm eines Reptils glich. Nestor sah das Folgende nur als blitzschnelle, verschwommene Bewegung.
Wrans Handschuh schlitzte die bebende Schnauze des Saugers bis zur Hälfte auf, und mit einer fetzenden, sägenden Bewegung brachte Wran die blutige Arbeit zu Ende. Dann trat er einen Schritt zurück, warf den abgetrennten Rüssel und den Saugstachel darin ins Feuer, wo sie aufzischend zu brutzeln begannen, und lachte Vasagi in das blutige Gesicht, das dieser taumelnd befingerte.
Trotz Wrans eigener Höllenschmerzen – sein Mantel hing ihm am Rücken in Fetzen herunter, und von seinen Rippen hing ihm das gleichermaßen zerfetzte Fleisch in Streifen herab – lachte er höhnisch! »Haha, und wie soll man dich jetzt nennen?«, krähte er vor Vergnügen.
Weitere Kostenlose Bücher