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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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erspähten. Die Jagdstaffel hielt sich nördlich mit einem leichten Drall nach Westen und raste in die immer tiefer werdende Finsternis der Nacht.
    »Wamphyri!«, hauchte Glina, als sie verschwunden waren.
    Wamphyri! Das Wort brannte wie kaltes Feuer.
    Nestor sah sie an. Er war bleich. In seinem Blick stand so etwas wie Erkennen, eine Frage. Sein Mund zuckte leicht. Dann fragte er: »Wamphyri?«
    »Pssst!«, flüsterte sie warnend, obgleich sie mittlerweile verschwunden waren.
    Einige Sekunden verstrichen, dann sagte er wieder in drängendem Ton: »Wamphyri?«
    Über den Pfad, der von der Hütte zum Fluss führte, kam Brad Berea gerannt und knöpfte sich die Jacke zu. Sein Atem erzeugte Dampfschwaden in der klaren Luft. »Nestor ... und Glina!« Er schob Nestor beiseite, stürzte sich auf seine Tochter und umarmte sie. »Wir hörten sie – ihre Krieger – und ich wusste, dass ihr hier draußen seid. Aber zwischen den Bäumen sind wir gut verborgen, und sie sind wieder an uns vorbeigeflogen ...«
    Nestor packte ihn am Arm, und Brad sah ihn überrascht an. »Na?«, sagte er. »Was ist das denn? Steckt in diesem Klotz also doch Leben? Hat ihn die Angst munter gemacht?«
    »Wieder?«, sagte Nestor. »Sie sind wieder an uns vorbeigeflogen?«
    »Sieh an!«, grunzte Brad. »Er plappert mir alles nach wie ein Papagei, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen!«
    »Wamphyri!«, schrie Nestor plötzlich auf und packte Brad an der Kehle. Aber Brad war stark und nun, da die Gefahr vorüber war, auch zornig. Er stellte Nestor ein Bein und schickte ihn taumelnd in die Büsche.
    »Vater!«, schrie Glina auf. »Er hatte doch nur Angst!« Aber sie hegte Zweifel ... Nestors Blick war so sonderbar gewesen, als er den Flug der Ungeheuer beobachtete ... Sie hatte seine Faszination gespürt.
    Nestor stand auf, und sie ergriff seinen Arm. »Schon recht, pass nur auf ihn auf«, schnaufte ihr Vater und wandte sich ab, um wieder zur Hütte zu gehen. »Denn wenn er mich noch einmal angeht, kannst du seinen kaputten Schädel gleich noch einmal verarzten!«
    Als er in der Dunkelheit verschwand, flüsterte Nestor: »Wieder? Sind sie denn ... zuvor schon hier gewesen?«
    »Als du krank warst«, berichtete sie ihm. »Wie heute Nacht geschah es gegen Ende der ersten Stunde nach Sonnenuntergang. Sie hatten einen frühen Jagdzug durchgeführt. Wir sahen sie auf ihrem Heimflug in Richtung des Nordsterns, der über dem letzten Horst der Sternseite leuchtet.«
    »Zum Nordstern!«, sagte er, wandte den Kopf in die genannte Richtung und ließ den Blick auf dem bösen Funkeln des Sternes ruhen, der wie ein gefrorener Eissplitter über dem Grenzgebirge stand. »Auf dem Heimweg. Die Wamphyri ...«
    »Komm schon«, sagte sie und zerrte ihn beinahe über den Pfad. »Wir wollen zur Hütte zurück.«
    Aber kurz vor der Hütte stieß sie ihn gegen einen Baum und tastete ihn ab, um zu sehen, ob noch Leben in ihm war. Es war gerade noch Zeit. Wenn sie ihn mehr als einmal gehabt hatte, war er manchmal noch ein weiteres Mal bereit; aber nicht heute.
    Und als sie ihn wieder bei der Hand nahm und zur Hütte führte, blieb sein Blick immer noch auf die Umrisse der Berge geheftet, die sich schwach am Horizont abzeichneten, und auf den Unglücksstern, der sie beschien. Und in Nestors Verstand hallten ungehört die Worte wider:
    Nach Hause – der Nordstern – der letzte Horst – die Wamphyri! Im Vergleich damit war die Verlockung von Glinas Körper ein Nichts ...
    Mitten in der Nacht verließ er in aller Stille die Hütte. Als Glina erwachte, um einem Drängen der Natur zu folgen, sah sie, dass sein Bett leer war.
    Ihr Gejammer weckte die beiden auf dem Hochbett. Ihr Vater stieg herunter und meinte: »Was denn, er ist weg? Wahrscheinlich kommt er bald zurück ... und wenn nicht, auch gut! Hier gibt es nur einen Herrn, Glina, und ich habe nicht viel für Hunde übrig, die die Hand beißen, die sie füttert.«
    Als er dann entdeckte, dass Nestor eine Armbrust und ein Messer mitgenommen hatte, verfluchte er ihn laut und ausdauernd. Aber verdammt noch mal: Wenigstens war es nicht die gute Armbrust. Und der Trottel brauchte ganz gewiss etwas Schutz, so ganz allein da draußen in der Nacht.
    Bald begab Brad sich wieder zu Bett und schlief trotz Glinas Schluchzen tief und fest wie ein Säugling ...
    Auf unwiderstehliche Weise vom Nordstern angelockt durcheilte Nestor die nachtdunklen Wälder. Er durchwatete seichte Bäche und umging gefährliche Löcher. Aber dabei blieb

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