Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Morgenlicht, denn der Vampir-Lord zeichnete sich als Umriss vor der Sonnseite ab, und hinter ihm breitete sich am Rand der Welt allmählich ein goldener Fächer über den Himmel aus.
    »Ich gehe jetzt«, grunzte Wran. »Oben am Hang«, er ruckte mit dem Kopf, »warten zwei Flieger. Einer davon gehörte Vasagi. Wie du weißt, hat er keine Verwendung mehr dafür. Du trägst sein Ei, nimm dir also auch seinen Flieger, warum nicht, eh? Als du dich mir in der Nacht genähert hast, vernahmen dich meine Ohren auf jedem Zoll deines Weges. Falls du nicht blind gewesen bist, hast du die Bestien gesehen. Habe ich recht?«
    Nestor nickte. Das war alles, was er fertig brachte.
    »Na, dann, mein Lord Nestor, liegt alles andere bei dir«, verkündete ihm Wran. »Wenn du zur Sternseite kommen willst, steht dir der Weg offen. Unterwirf dir Vasagis Tier und fliege darauf nach Hause. Oder – wenn du zu schwach dazu bist, ist es am besten, du bleibst hier. Ich muss dich warnen. Das Ei ist empfindlich: Wenn es die Sonne auf deinem Fleisch spürt, kann dich seine Raserei das Leben kosten. Also flieg oder stirb – ganz einfach.«
    Wieder nickte Nestor. Aber sein Blick war nicht mehr ganz so leer. Tatsächlich ruhte er unverwandt und hart auf Wrans Gesicht, als wollte er sich jede Linie und Pore darin einprägen. »Die Nacht ist vorbei«, sagte Wran. »Höchstens noch eine Stunde, bis eine goldene Blase am Rand der Welt aufplatzt und diese Grenzlandberge mit gelbem Eiter bespritzt. Aber auf der Sternseite ist alles sicher und dunkel.«
    Er wandte sich um, entfernte sich mit langen Schritten und konnte dabei Nestors Blicke brennend auf seinem Rücken spüren, als er den unwegsamen Hang zu seinem Flieger erklomm ...
    Nestor konnte nicht gehen, also kroch er auf Händen und Knien. Aber als er an Vasagis angepflocktem Körper vorbei wollte, sprach etwas in seinem Kopf: Junge, löse die Pflöcke heraus .
    Ein bloßes Flüstern nur, schwach, gequält, Mitleid erweckend. Und noch konnte Nestor Mitleid empfinden. Er blickte Vasagi an, wie er dalag: Aus dem blutigen, verstümmelten Gesicht blubberte roter Schaum in den Staub; ein Arm und das Rückgrat waren gebrochen; ein Bolzen ragte aus seinem Rücken, und in seinem Hals klaffte eine entsetzliche Wunde an der Stelle, wo der erste Bolzen herausgezerrt und beiseite geworfen worden war. Und dennoch lebte er noch!
    Wohl wahr, aber ich sterbe , ›erklang‹ die Stimme wieder. Wran fügte mir schwere Wunden zu, aber du warst es, der mich niederstreckte. Vielleicht bist du es doch wert, ein Wamphyri zu sein. Aber du hast schon mein Ei, meinen Flieger ... Musst du dann auch noch mein Leben nehmen? Es geht ohnehin dem Ende zu – aber nicht so, darum bitte ich dich. Zieh die Pflöcke heraus und lass mich in eine Höhle kriechen, damit ich dort sterben kann. Aber nicht im Sonnenlicht, denn du kannst nicht wissen .... was es für einen wie mich bedeutet ... im Sonnenlicht zu sterben ...
    Nestor wusste das schon recht genau. War sein Flieger nicht auf gleiche Weise dahingegangen, indem er sich in Gestank und Dunst auflöste? Aber die Pflöcke herauszuziehen ... Und wenn diese Kreatur immer noch gefährlich war?
    Das Gelächter, das in seinem Bewusstsein aufbrandete, war bitter und mit schmerzlicher Ironie erfüllt. Gefährlich? Oh, das war ich wohl, stimmt schon. Doch jetzt? Ich habe keinen Parasiten mehr in mir, bin zerschmettert, ausgeweidet, nur noch eine leere Hülle. Aber du ... du bist – oder warst – ein Szgany. Und in dir sind noch andere Dinge lebendig als die krankhaften Gefühle eines Wamphyri. Wenigstens noch eine Zeit lang. Daher bitte ich dich ein letztes Mal: Ziehe die Pflöcke heraus.
    Das tat Nestor, dann kroch er weiter. Wenig später konnte er sich wieder auf die Beine rappeln. Er blickte zurück, und Vasagi lag dort immer noch ausgestreckt. Er hatte sich nicht gerührt, vielleicht konnte er das auch nicht mehr. Nestor dachte nicht weiter an ihn und ging zu seinem Flieger.
    Die Bestie sah ihn herannahen und blickte aus dummen, glanzlosen Augen auf ihn. Vorsichtig näherte er sich der Kreatur, denn ihm war bewusst, dass sie sich auf ihn wälzen oder werfen und dadurch zermalmen konnte. Doch ihr Gewebe bestand aus dem Stoff der Vampire, und das Biest spürte den Vampir in Nestor und blinzelte lediglich nervös, als er nach dem Zaumzeug langte. Als er sich dann in den Sattel zog, sah er Vasagis blutigen Handschuh, den Wran für ihn zurückgelassen hatte, von einem Lederriemen

Weitere Kostenlose Bücher