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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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konnte: dieses wirbelnde Ding in seiner Hand – das plötzlich erstarrte!
    »Ah!«, sagte Wran. »Es will mich probieren. Sieh genau hin.«
    Gaffend rückte Nestor näher. Er hatte die Augen weit aufgerissen und sein schlaffer Mund stand offen. Das Ei fuhr einen dünnen roten Stachel aus, der mühelos in das hornhautbedeckte Fleisch von Wrans Hand eindrang. Und es probierte ihn – schmeckte ihn! Dann wurde der Stachel rasch wieder zurückgezogen, und das Ei nahm seine Drehung wieder auf.
    »Ach wie schade!«, rief Wran aus. »Es mag mich nicht! Wenn es in meinen Körper eindringt – würde es sogleich verschlungen werden, und das weiß es. Aber dein Körper ist etwas ganz anderes!« Wran lächelte auf einmal nicht mehr, seine Augen brannten wie die Flammen der Hölle, und als wolle er Nestor eine Kusshand zuwerfen, hauchte er das Vampirei von seiner Handfläche genau in Nestors Gesicht!
    Nestor klappte den Mund zu und wandte sich ab, als ihn Wrans stinkender Atem traf. Aber zugleich traf ihn auch das Ei und hing einen Lidschlag lang wie Speichel an seiner Wange. Dann spürte er, wie es über sein Fleisch in sein Hemd und in seinen Nacken huschte. Wran hatte recht: Von da an geschah alles ganz instinktiv. Der Instinkt befahl ihm, dies Ding zu zermalmen, es herauszureißen, es zu töten, ehe es auch ihn probierte und schmeckte. Doch es war schon zu spät, denn in seinem Fall war die Probe nicht nötig. Das Ei besaß ebenfalls Instinkte und erkannte, dass Nestor noch unbefleckt war.
    Dann verhielt die schimmernde Perle und wurde dunkelrot. Sie brauchte keinen Eierstachel, sondern sickerte in Nestors Fleisch wie Wasser in Sand. Sie ließ sich in seinem Rückgrat nieder und stellte die Verbindung zu den zurückweichenden Nervenzellen her. Bis dahin hatte Nestor noch nicht gewusst, was echte Schmerzen waren. Doch nun wurde ihm diese Erfahrung zuteil.
    Er zuckte zusammen, schrie auf, fuhr hoch und vollführte mit zappelnden Gliedern einen unwillkürlichen Luftsprung. Hart schlug er rücklings auf spitze Steine und spürte sie nicht einmal, denn er fühlte nur noch, wie das Wesen sein Rückgrat erkundete. Wieder sprang er hoch und hüpfte herum, als wollte er es sich aus der Haut schütteln. Und dann verstärkte sich die Pein, die sich in seinem gesamten Körper ausbreitete – im Rücken, in seinem Schädel, in allen Gliedern. Ein Feuer brannte in seinen Adern, das schlimmer wütete als Essig in einer offenen Wunde.
    Er stolperte, stürzte, rollte zwischen die Steine, die ihm die Haut aufrissen, und spürte doch nichts davon. Denn seine Schnittwunden waren bloße Kratzer im Vergleich zu einer Peitschengeißel, nur waren es hundert Peitschen, und ihre Hiebe schlugen in seinem Inneren ein.
    Und während der ganzen Zeit lachte Wran der Rasende wie ein Wahnsinniger – wie die Verkörperung des Wahnsinns lachte er, sprang umher und hielt sich den Bauch, setzte sich schließlich hin und wiegte den Oberkörper in höllischer Freude. Er lachte, bis ihm die Tränen aus den roten Augen und über die grauen Wangen rannen, bis sie ihm von seiner Kinnwarze tropften, lachte, bis er sich mit dem Rücken gegen einen Felsen warf und über das offene Fleisch seines Rückens scheuerte. Und da ... konnte er vielleicht endlich einen Teil von Nestors Schmerzen nachvollziehen.
    Nestor hatte die Stadien der Panik und der Verzweiflung durchlaufen und war nun weit auf dem Weg in die Hölle vorgedrungen. Er glaubte sterben zu müssen, dachte, dass seine Todesqualen ihn bald, aber nicht bald genug, das Leben kosten mussten, und er erkannte, dass er den Tod als einen Freund und eine gnadenreiche Erlösung willkommen heißen würde. Sein Schädel war am Platzen, sein Rückgrat stand in Flammen, Säure floss durch seine Adern, während er sich auf dem Boden wand und zappelte. Doch als Wran an ihn herantrat, raffte er von einem ihm unbekannten Ort die Kraft auf, sich zuckend auf die Knie zu erheben und ihn anzuflehen: »B-b-bitte!«
    »Ja, das reicht jetzt«, sagte Wran, nickte und streckte ihn mit einem Schlag nieder ...
    »Aufwachen!« Eine Hand, die so hart war wie altes Leder, schlug Nestor ins Gesicht, dass sein Kopf hin und her schwankte. Er saß erschöpft gegen einen runden Felsen gelehnt. Die Qual seines inneren Kampfes war verschwunden, aber seine neuen Schnittwunden und Prellungen pochten und schmerzten. Er schlug die Augen auf und sah, wie Wran von den Wamphyri riesenhaft gegen das herannahende Morgenlicht vor ihm aufragte. Ja, das

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