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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wiederum von einer sandigen Steppe abgelöst wird, und dahinter erstreckt sich die Glutwüste endlos zur Sonne hin. Nur die fremdartigen, dünnen dunkelhäutigen Nomaden können in der Wüste leben, und sie fristen ein kümmerliches Dasein in den sonnengebleichten Dünen, den felsigen Schluchten und ausgedörrten Hochebenen. So haben wir stets gemutmaßt, und wir wussten nur wenig.« Er setzte eine säuerliche Miene auf. »Doch ich frage mich: Falls mein Volk ausgelöscht wird, getötet oder ... von den Wamphyri verwandelt, könnten nicht einige von ihnen sich in die Wüste retten?«
    »Das müssen die Ältesten entscheiden«, seufzte der andere. »Wenn ich einer von ihnen wäre ... Du weißt, dass ich dir nichts abschlagen und versuchen würde, es einzurichten. Denn ich habe deine Traurigkeit gespürt, wie sie sich in großen Wellen von dir ausbreitet. Große Trauer, aber auch großen Hass – auf die Wamphyri!«
    »Du kannst sie ›spüren‹?« Nathan lächelte schief. »Durchstöberst du heimlich meine Gedanken?«
    »Das ist nicht nötig!«, sagte Septais. »Aber ich denke, dass du, Nathan, vielleicht lernen solltest, nach Art der Thyre deine Gedanken zu beherrschen. Manchmal strahlen sie in einer solchen Stärke aus, dass ich mich gegen sie wappnen muss, damit sie mich nicht mit Widerwillen erfüllen!«
    So stark? Er sah Septais an und nickte grimmig. Oh ja, das mag schon sein, aber ich wünschte, sie wären noch stärker – so stark, dass ich sämtliche Wamphyri in die Vernichtung denken könnte! Besonders den einen: Canker Canisohn.
    Der andere schüttelte den Kopf und ergriff Nathans Arm. »Dazu reicht der Wille nicht aus«, sagte er. »Kein Mensch kann etwas herbeidenken oder es aus dem Dasein sinnieren. Und wenn wir es könnten, gefiele es uns nicht. Denn in allen Menschen liegt Gutes und Böses verborgen. Wer weiß schon, was ein Mann in einem traurigen, zornigen Augenblick denken mag?«
    »In allen Menschen liegt Böses«, antwortete Nathan. »Ja, da hast du wohl recht – doch in den Wamphyri nistet weit mehr davon! Ich weiß es, denn ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Und das kannst du mir glauben: Wenn ich es vermochte, würde ich sie in meinem Zahlenwirbel ertränken oder sie zu Tode denken!«
    »Nun ja«, sagte Septais, »in diesem Fall hast du wohl noch eine ganze Menge zu lernen, denn noch sind deine Zahlen ohne Gewicht und könnten nicht einmal eine Fliege ertränken. Außerdem steht dir noch langes Nachdenken bevor. Denn deine Gedanken sind zwar leidenschaftlich, aber auch unbeherrscht, und du bist der Einzige, der an ihnen sterben kann!«
    Mit diesen Worten erwies sich Septais als weise über seine zweimal zwanzig Jahre hinaus ...
    Nathan hatte sich seit etwa einem Jahr und fünf Monaten – oder rund dreiundsiebzig ›Tagen‹ – bei den Thyre aufgehalten, als er am Rand der Großen Roten Wüste aus der Rotbrunnen-Grube an die Oberfläche kam. Vor etwa elf Sonnaufzyklen hatte er sich von Septais getrennt, seitdem hatten ihn mehrere Thyre den Lauf des Großen Finsterflusses entlang geleitet. Von hier an trug der große unterirdische Strom einen anderen Namen. Aufgrund der Mineralien, die aus der rostigen, ausgebrannten Erde in ihn gespült wurden, hieß er nun der Große Rote Fluss.
    Nathans neuer Führer war ein rüstiger Ältester der Thyre namens Ehtio, der sich in dieser unbewohnbaren Region genauso gut auskannte wie jeder andere auch: nämlich so gut wie gar nicht. Im scheußlichen Schimmer einer blutroten Dämmerung zeigte Ehtio Nathan eine auf Echsenhaut gezeichnete Karte, die den Verlauf des Flusses von ihrem letzten Halt bei Zehn-sprudelnde-Quellen bis zu ihrer gegenwärtigen Position zeigte.
    »Der Fluss ist nach Norden abgebogen«, krächzte er, »und hat uns unter die Große Rote Wüste geführt. Und das hier« – er sah sich um und blinzelte mit seinen sanften Thyre-Augen – »ist die Große Rote Wüste, jedenfalls ihr südlicher Randbereich. Wie du siehst, trifft ihr Name voll und ganz zu.«
    Sie waren über eine Treppe in der Wand eines gewaltigen Brunnens aufgestiegen. Einhundertfünfzig Fuß unter ihnen lag ihr Boot vertäut, in dem Thyre-Ruderer warteten. Hier gab es keine Kolonie, und ihr Aufenthalt sollte so kurz wie möglich sein, damit Nathan einen Blick auf den Ort werfen und angemessene Abscheu dafür entwickeln konnte. Und wahrlich verabscheute er ihn vom ersten Augenblick an.
    Er stand hinter der Brüstung des Brunnens, drehte sich langsam einmal um die eigene

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