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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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schlicht ...
    Nach weiteren zwölf Sonnaufs erreichte Nathan Fluss-Schnelle. Hier stürzte der Große Rote Fluss in einen fast lotrechten Schacht und wurde zu einem in rasender Eile dahinschießenden Wasserstrudel, der über eine Strecke von elf Meilen enge unterirdische Auswaschungen durchfuhr, ehe er sich wieder erweiterte und in vernünftigem Tempo gemächlich seinen Weg fortsetzte. Unterirdisch waren diese Meilen unpassierbar. Das betraf Nathan jedoch nicht oder nur kaum, dessen weiterer Weg gen Norden über die Oberfläche führte.
    Zwei letzte Kolonien der Thyre lagen im Osten, dahinter verlor sich der Flusslauf in Mythen und Geheimnissen. Diese zwei Stätten mussten jedoch auf seinen Besuch verzichten; Fluss-Schnelle war Nathans letzter Aufenthalt am Ende einer Reise, die ihn über zweitausend Meilen vom Ort seiner Geburt weggeführt hatte.
    An der Oberfläche war der Ort eine kleine Oase, etwa zwanzig Meilen südlich der ›Sonnseite‹ dieser unbekannten Ostregionen. Hinter der Sonnseite lag ein Gebirge und dahinter ›Sternseite‹. Dort hausten die Wamphyri in einer gewaltigen Schlucht, deren Name Nathan von den Thyre erfahren hatte: Turgosheim. Aber obgleich die Vampire hier die unumstrittenen Herrscher waren, galten für sie doch die bekannten Einschränkungen: Die Nacht war ihr Element, aber die Sonne ihr Todfeind.
    Einst hatten die Thyre mit den Szgany in dem Grasstreifen zwischen Wüste und Wald Handel getrieben, gerade wie sie es im Westen auch taten. Dieser Austausch hatte vor etwa drei Jahren ein blutiges Ende gefunden. Denn die Szgany dieser Weltgegend waren zu einem ausgemergelten, gierigen Volk geworden. Unter der ständigen Belastung durch die Wamphyri war ihnen nach und nach jedes menschliche Gefühl abhanden gekommen, bis sie kaum mehr geworden waren als wilde, reißende Geschöpfe, denen man nicht trauen konnte.
    Als die Mitglieder eines Handelstrupps der Thyre bemerkt hatten, wie die Szgany sie betrogen, und darauf sogar bedroht worden waren, hatten sie den Versuch unternommen, sich wieder in die Wüste zurückzuziehen. Die Szgany fielen über sie her und brachten sie um. Ihre spärlichen Handelswaren wurden geraubt, und sie bezahlten mit ihrem Leben für eine Handvoll medizinischer Salze und einige glatt gegerbte Eidechsenhäute. Nur ein Mann, der eine Wunde in der Seite davongetragen hatte, war nach Fluss-Schnelle zurückgekehrt und konnte von dem Ereignis berichten.
    Nachdem Nathan dies gehört hatte, war er besorgt, und er schämte sich. Denn es waren Szgany gewesen – seine Leute. Außerdem hatte er sie besuchen wollen. Vielleicht würde er seine Pläne ändern ...
    Jedenfalls ging seine Arbeit nun vor, und innerhalb eines einzigen Sonnaufs machte er seinem Ruf in dem Mausoleum, das die Halle der Endlosen Stunden genannt wurde, alle Ehre. Als er schließlich wieder frei über seine Zeit verfügen konnte, besprach er sich mit Thikkoul, einem ehrwürdigen Lumpenbündel, das in einer vom Licht einer flackernden Kerze beleuchteten Nische lag.
    So bist du also gekommen, raunte die Totenstimme des anderen im Geist des Necroscopen. Nun, das sollte mich nicht überraschen, denn ich weiß noch, wie ich es vor meiner Erblindung in den Sternen las: dass mich jemand besuchen würde, der mich wieder, wenngleich nur für kurze Zeit, sehen lässt. Dann starb ich, und du warst immer noch nicht gekommen. So viel zu meiner Sterndeuterei, dachte ich mir! Und ich zweifelte an meinem gesamten Lebenswerk. Ach, wie konnte ich auch wissen, dass es selbst im Tode noch Licht gibt!
    »Hast du wirklich die Zukunft der Menschen aus den Sternen gelesen?«, fragte Nathan fasziniert.
    Zweifelst du an mir?
    »Die Sterndeuterei scheint mir eine sonderbare Begabung zu sein.«
    Ach ja, ist sie sonderbarer als die Telepathie? Sonderbarer als die Totensprache, die es mir gestattet, mich mit meinen zahllosen Leidensgenossen in der Großen Mehrheit zu unterhalten? Sonderbarer als deine eigene einzigartige Begabung?
    »Es ist nicht so, dass es mir an Glauben mangelt«, gab Nathan zur Antwort. »Aber selbst die Thyre untermauern ihren Glauben mit Tatsachen. Zeige es mir.«
    Der andere schmunzelte. Aber gerne! Zeige du mir nur die Sterne, und ich werde dir die Zukunft zeigen.
    Nathan nickte. »Aber in der Halle der Endlosen Stunden gibt es keine Sterne, Thikkoul. Ich werde also zur Wüste hinaufsteigen müssen. Bleibe du nur bei mir ...«
    Oben herrschte Nacht. Die Sterne funkelten wie Diamanten, aber ihr Licht schien hier

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