Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Achse und blickte auf die Große Rote Wüste hinaus. In jeder Richtung sah er das Gleiche: Wellenkamm um Wellenkamm aus roten und schwarzen Dünen, zwischen denen Flächen lagen, die wie gewaltige Blasen wirkten, welche aufgeplatzt und ausgetrocknet und nun in sich zusammengefallen waren, und dazwischen wieder andere Stellen, Seen aus dampfenden, blubbernden, rauchenden Chemikalien. Nathan roch Teer, Schwefel, den überwältigenden Gestank nach faulen Eiern und den Brodem ätzender Säuren. Die Umrisse der Dünen wirkten wie Runzeln in einer erkrankten Haut, als wäre die gesamte Landschaft eine riesige kosmische Leiche, die an ihren Geschwüren und Infektionen eingegangen war und deren aufplatzendes Fleisch nun langsam verrottete, wobei Nathan und Ehtio in ihrem Nabel standen.
    Es herrschte Abenddämmerung. Im Süden schimmerte der Horizont in einem kränklichen, wabernden, rauchigen Ocker; der Sonnenuntergang war nur durch einen aufsteigenden Dunst aus giftigen Dämpfen zu sehen. Im Norden wirkte der Horizont schwarz, buckelig und fremdartig. Über ihnen flackerten die Sterne. Wie kranke Glühwürmchen blinkten sie wie sterbend in dem allgegenwärtigen Gestank.
    »Die Luft ist schlecht«, sagte Ehtio. »Wir können nicht bleiben.«
    »Und das geht jetzt über eintausend Meilen so?« Nathan schüttelte den Kopf und wandte sich der Treppe zu. »Ich will gar nicht bleiben ...«
    Die feuchte, stickige Luft aus dem Brunnen schien im Vergleich frisch und süß zu schmecken. Als sie im unsteten Fackelschein hinabstiegen, fragte Nathan: »Was ist dort passiert? Weiß das irgendjemand?«
    »Nicht mit Gewissheit.« Ehtio schüttelte den Kopf. »Es ist zu lange her, um noch Teil der Geschichte zu sein. Es gibt nur Mythen, Sagen, Legenden. Ich kann mich dafür nicht verbürgen.«
    »Erzähle es mir trotzdem.«
    »Eines Tages vor langer, langer Zeit fiel eine weiße Sonne vom Himmel. Sie hüpfte über die Welt wie ein flacher Stein übers Wasser. Dieser Ort war eine der Aufschlagstellen, und der Einschlag war so gewaltig, dass ihre eiserne Schale zerbrach und sich in unzählbar vielen Bruchstücken über das Land verstreute. Das Land erhitzte sich. Chemikalien im Boden sammelten sich in Teichen an. Säuren zerfraßen die Metallhaut der weißen Sonne zu Rost. Dieser Vorgang hält bis zum heutigen Tage an. Aber der Kern der weißen Sonne tat einen letzten Sprung. Er schrumpfte und raste nach Norden und leicht nach Westen. Seine Anziehungskraft war so groß, dass er die Berge aus der Erde zog, die das Grenzgebirge bilden, und er wurde seinerseits von der Erde angezogen.«
    Nathan nickte. »Wie kennen eine sehr ähnliche Sage. Die weiße Sonne fiel auf die Sternseite und erschuf die Geröllebene. Sie liegt noch heute dort – ich habe sie gesehen – und starrt wie ein kaltes, blindes Auge auf die Sternseite. Aber das ist noch nicht alles, denn die Legende der Szgany besagt, dass diese Kugel aus kaltem weißem Licht eine Art Tor zu einem höllischen Land im Jenseits ist.«
    »Jenseits? Jenseits wovon?« Ehtio sah ihn an.
    »Jenseits seiner selbst, jenseits dieser Welt.« Nathan schüttelte den Kopf. »Ich vermag es nicht zu beschreiben. Aber ... es ist nicht bloß eine Legende, denn aus der Jenseitswelt sind Menschen durch das Tor zu uns gekommen. Und Kreaturen der Sternseite sind gleichermaßen auf ihre Seite hinübergewechselt.«
    »Kreaturen?«
    »Wamphyri! Ich habe gehört, dass sie manchmal einen der ihren verstoßen – ihn in das Tor werfen.«
    »Tatsächlich«, sagte Ehtio und nickte traurig, langsam und sehr nachdenklich. »Vampire haben also dieses Tor durchschritten, ja?« Er nickte wieder. »Nun ja, da kommt mir in den Sinn: Falls diese ›Jenseits‹-Länder zuvor nicht höllischer Natur gewesen sind, dann sind sie es jetzt bestimmt.« Das gemahnte Nathan daran, dass Lardis Lidesci einst etwas sehr Ähnliches gesagt hatte ...
    Bei der Rotbrunnen-Grube schwenkte der Flusslauf wieder nach Süden und unter eine verhältnismäßig gesunde Wüste. Doch war der Rost noch in so gewaltigen Mengen vorhanden, dass das Wasser des Flusses über weitere einhundert Meilen rötlich gefärbt war.
    Die nächste Thyre-Kolonie lag vierzig Meilen östlich der Rotbrunnen-Grube und achtzehn Meilen südlich der Großen Roten Wüste. Sie hieß Stätte-unter-den-rotgelben-Zacken und erinnerte Nathan an Stätte-unter-den-gelben-Klippen, ebenso an seine Thyre-Schwester Atwei. Eine Höhle der Uralten war ebenfalls vorhanden, nur gab es hier keine

Weitere Kostenlose Bücher