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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Decke aus Kristall und keinen Rogei.
    Die Stätte-unter-den-rotgelben-Zacken lag vor einem weiten Plateau, dessen Hauptachse sich in ostwestlicher Richtung erstreckte. Als Nathan vom höchsten Punkt gen Norden über die Große Rote Wüste blickte, sah er, dass der gesamte nördliche Horizont schmutzig rot verfärbt war. Das Grenzgebirge lag weit im Westen, ebenso wie die Sonnseite und Siedeldorf, die ihm während seiner gesamten Jugendjahre eine Heimat gewesen waren. Er hatte Heimweh, sehnte sich nach irgendetwas aus dem Lebensbereich der Szgany. Einst war er unter den Sonnseitern ein Einzelgänger gewesen. Er hatte sich nichts so sehr gewünscht, als die Flucht in eine fremde Welt antreten zu können, und währenddessen war Misha sein einziger Anker in dieser Welt gewesen. Nun gab es Misha nicht mehr, und er lebte in einer wahrhaft fremden Welt, die von Tag zu Tag ihren Reiz für ihn verlor.
    »Menschen sind widerborstig«, krächzte Ehtio neben ihm. »Oh ja, Szgany und Thyre gleichermaßen.« Der Klang seiner Stimme holte Nathan wieder in die Wirklichkeit zurück.
    »Ach ja? Habe ich schon wieder laut gedacht?«
    »Schon oft«, sagte der andere. »Übst du dich nicht mehr in deinem Geistesschutz?«
    Nathan dachte an Mishas Gesicht – er konnte nicht verhindern, dass es vor seinem geistigen Auge erschien –, aber wie Septais ihm während vieler Stunden des Probierens und der Unterweisung beigebracht hatte, ›verhüllte‹ er jetzt den Gedanken und das Bild. »So«, sagte er. »Wie ist das?« Er spürte Ehtios Sondierung: ein Kitzeln am Rande seines Bewusstseins, das er von sich fernhielt.
    »Ganz ausgezeichnet«, sagte der Älteste wenig später. »Aber da nun deine Gedanken geordnet und geschützt sind, musst du dich mehr auf deine Gefühle konzentrieren. Die beiden sind eng miteinander verbunden.«
    Nathan nickte. »Das habe ich schon einmal gehört.«
    »Nathan«, sagte Ehtio. »Man hat mir gesagt, ich solle dir Folgendes ausrichten: Solltest du es wünschen, wird es bei den Thyre stets einen Platz für dich geben.«
    Das war eine große Ehre, was Nathan sehr wohl erkannte. Dennoch sagte er: »Es gibt einige Dinge, die ich zuvor erledigen muss. Und selbst danach ... Ich weiß noch nicht.«
    »Dinge, die du erledigen musst? Du meinst wohl: dein Leben aufs Spiel zu setzen? Zu den Szgany des Ostens gehen, die sich – und ihre Kinder –, ohne aufzubegehren den Wamphyri überantworten? Ach ja? Wie werden sie dann erst mit dir verfahren?«
    »Es ist schwer zu glauben, dass sie das ihrem eigen Fleisch und Blut antun.« Nathan schüttelte den Kopf. »Nicht ohne Protest. Und was mich betrifft ... Ich muss erfahren, wie es um sie bestellt ist und wie es auf der Sonnseite sein wird.«
    Ehtio machte eine hilflose Handbewegung. »Aber was kann dir das schon nützen? Was kannst du dadurch verändern? Du hast nichts zu gewinnen und alles zu verlieren. Ja, und wir, die Thyre, haben ebenfalls alles zu verlieren.«
    »Mit meiner Person?«
    »Natürlich.«
    »Ihr schätzt mich zu hoch ein.«
    »Wie das? Dein Wert ist unschätzbar.«
    »Ich muss gehen.« Nathan war fest entschlossen. »Aber ich bin den Thyre für alles dankbar, was ich von ihnen gelernt habe. Und ich werde weiter an meiner Telepathie arbeiten – jawohl, auch an meinen Gefühlen – und an den Zahlen, die Ethloi mir gezeigt hat. Es kommt mir so vor, als müsse es einen Grund, einen Zweck hinter all dem geben. Aber ich muss nach Osten gehen, und sei es nur, um mit Thikkoul in Fluss-Schnelle zu sprechen und meine Zukunft aus den Sternen zu erfahren.«
    »Die beiden erstgenannten Dinge kannst du tun, ohne dich selbst zu gefährden«, entgegnete Ehtio. »Und das Letztgenannte stellt eine Ausrede dar oder zumindest eine vergebliche Hoffnung. Es kommt mir so vor, als wolltest du dich selbst opfern.«
    »Nein«, leugnete Nathan beharrlich. »Ich gehe, um mich zu verbessern. Vor einiger Zeit – jetzt kommt es mir vor, als läge es schon lange zurück – leistete ich einen Szgany-Eid. Vielleicht legte ich ihn im Zorn und unter dem Eindruck des Entsetzens ab, aber dennoch war es mein ureigenster Schwur. Falls ich ihn jetzt aufgebe, wäre das ... nicht ziemlich. Vielleicht sind meine Gaben Werkzeuge, deren Anwendung ich erlernen muss, um meine Verpflichtungen zu erfüllen. Und in dem Fall wird es mir von Nutzen sein, wenn ich meine Zukunft kenne.«
    »Du bist ein sturer Mensch«, meinte Ehtio, aber er sagte es ohne Groll.
    »Ich bin ein Szgany«, erwiderte Nathan

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