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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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häufig schlafen und sich ausruhen musste . Als er dann merkte, dass er aus dem unwirklichen Wachzustand in die Finsternis gleichermaßen unheimlicher Träume hinüberglitt, achtete er darauf, sein telepathisches Bewusstsein mit dem gewaltigen und unverständlichen Wirbel des Mahlstroms der Zahlen zu verhüllen, um, wie er hoffte, es vor dem Eindringen anderer mit ähnlichen Veranlagungen zu beschützen.
    So schützte er zumindest sein innerstes Bewusstsein, das ohnehin mit dem Durcheinander seiner wachen Stunden vollgestopft und daher schwer zu entziffern war. Nun ist zwar die Telepathie die Verständigung zwischen lebenden, körpergebundenen Geistern; die Totensprache jedoch ist etwas ganz anderes. Darauf waren nur die Geister der Toten eingestimmt – und natürlich auch Nathans Geist ...
    Nathaaan! Zuerst war die tote Stimme nur ein leises Flüstern, ein Hauch in dem finsteren, unruhigen Dahintreiben der unbewussten Wanderung. Doch als Nathan sie hörte, sich darauf konzentrierte und sich ihrer Quelle näherte, wurden alle anderen wahren und falschen Erinnerungen und der Wirrwarr der Träume beiseite geschoben, und die Stimme wurde lauter. Nathaaan? Es klang wie das blutverklebte Gurgeln eines toten, verfaulten Wesens, und trotz seiner Körperlosigkeit war es die schiere ›Verkörperung‹ des Bösen. Nathan erkannte instinktiv, dass diese Stimme aus der Hölle zu ihm drang.
    »Wer bist du?«, fragte er atemlos, während sein schlafender Körper kalt wurde und sich ihm die Nackenhaare sträubten. »Was ... bist du?«
    Frage mich lieber, was ich war, antwortete das Wesen. In seiner Stimme schwang Trauer mit, und ein unterdrücktes Aufschluchzen war zu hören. Denn das kann ich dir sagen, oh ja, und vielleicht sogar zeigen. Doch was ich bin ... Nun, ich bin gar nichts mehr! Wenn ich überhaupt etwas bin, dann nur ein altes, totes Ding in einem lichtlosen Grab, blind und verschrumpelt und ledrig wie die Mumien der Thyre in ihren Grabhöhlen. Das bin ich.
    »Die Thyre? Was weißt du über sie?« Nathan fiel sein Schwur wieder ein. Er wollte keinem Außenstehenden je seine Kenntnisse über das Wüstenvolk enthüllen. Aber scheinbar wusste dieses Wesen bereits über sie Bescheid. Zumindest in einem gewissen Umfang.
    Was ich über sie weiß? Oh, mehr, als du glaubst! Ei, seit fünfzig langen Jahren habe ich hier in meiner Einsamkeit gelegen und ihnen durch die lange, blinde Nacht gelauscht: dem Widerhall ihrer toten Gedanken, der von ihren staubigen Grüften über die Sonnseite und das Grenzgebirge weht, bis er schließlich Turgosheim hier unten erreicht. Es sind genauso tote Wesen, wie ich eines bin, und daher höre ich ihre Gedanken in meiner Einsamkeit. Nur sind sie unfreundlich und wollen nicht mit mir sprechen, und ich versuche nicht mehr, mit ihnen zu sprechen. Aber du ... bist anders. Du bist am Leben, Nathan! Deine Werke zeigen ihre Auswirkungen im Land der Lebenden. Du kannst Veränderungen bewirken, kannst Dinge erschaffen! Hingegen können ich und die träumenden Thyre nichts verändern, weil wir nur tote Wesen sind.
    Nathan war vor diesem Wesen, dessen Bosheit sich wie ein übler Geruch auf seinen Verstand legte, wohl auf der Hut. »Du kennst meinen Namen und weißt, dass ich hier bin. Wie kannst du diese Dinge wissen, wenn wir uns nicht schon zuvor begegnet sind?«
    Wie ich sie wissen kann? Aber ich spüre doch deine zaghaften Schritte im Felsen, denn sie hallen wie Donner zu mir hinab! Im Vergleich dazu sind Maglores Besorgungen wie ein Regenschauer und die seiner Knechte wie das Rascheln der Blätter. Auch höre ich deine träumenden Gedanken in der Totensprache, die für mich laut wie gesprochene Worte sind, derweil die Lebenden sie nicht wahrnehmen. Ach, du kannst deinen Wall aus Zahlen gegen die Lebenden errichten, Nathan, aber du vermagst deinen Verstand nicht vor den Toten zu verschließen! Wir kennen dich, Necroscope!
    Dieses Wesen wusste offenbar schon viel zu viel. »Wir?«, antwortete Nathan. »Aber die Thyre meiden dich, das hast du bereits eingeräumt. Und du sprichst von deiner ›Einsamkeit‹, was nur bedeuten kann, dass sämtliche Toten dich meiden. Du kannst nur ein Wamphyri sein!«
    Selbstverständlich bin ich ein Wamphyri!, sagte der andere. Das ist kein großes Geheimnis. Ich bin, was ich bin. Aber ich bin außerdem tot, und du bist der Necroscope. Oder schließt dein Mitleid Wesen meiner Art nicht ein, der ich von Licht und Leben und dem Dasein selbst ausgeschlossen bin, abgesehen von

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