DÄMONENHASS
keine Türen auf, waren jedoch von innen mit über Knorpelrahmen gespannten Schirmen aus Tierhaut verhangen und dadurch vor den Blicken zufälliger Passanten geschützt. Nathans Zimmer allerdings hatte eine Holztür mit einem Guckloch und einem Verschlussriegel ... jedoch keinen Schlüssel. Immerhin gewährte ihm dies etwas Privatsphäre.
Eine schlanke junge Sklavin führte Nathan in sein Zimmer. Sie war von knabenhafter Gestalt und ebenfalls eine Vampirin. An den dunkleren Stellen der Gänge leuchteten ihre Augen, und ab und zu bemerkte Nathan, wie sie ihn mit verstohlenen Blicken musterte. Er überflog seine Unterkunft – besser gesagt: sein Gefängnis. Der Raum maß etwa vier mal fünf Schritte und war mit unregelmäßigen, formlosen Schieferplatten ausgelegt. Unter dem hohen Fenster stand ein Bett, und hinter einem Trennvorhang stand ein grob gezimmerter Waschtisch mit einem Nachttopf. Niedrig gestellte Gasdüsen in den Wänden spendeten ein flackerndes Licht, aber nur sehr wenig Wärme.
Vom Bett stieg er auf die tiefe, verhangene Fensterbrüstung, zog die Vorhänge beiseite und stellte fest, dass die Öffnung vergittert war. Gut so, denn hinter den Gittern ging es lotrecht in die Tiefe hinab! Der Ausblick ähnelte dem, der sich ihm von Maglores Küchenfenster aus geboten hatte, womit das Orientierungsproblem schon einmal gelöst war. Als Nathan wieder herabstieg, bemerkte er, dass seine vampirische Führerin auf den groben Bettdecken saß. Er hatte sie vor der offenen Tür stehen lassen und keine Andeutungen gemacht, dass er Gesellschaft wünschte. Aber diese Kreaturen besaßen ihren eigenen Kopf; sie kamen und gingen wie Rauchschwaden.
»Danke, dass du mich hierher gebracht hast«, wandte er sich an sie. »Aber jetzt möchte ich schlafen gehen.«
»Nun«, mit einer trägen Bewegung deutete sie auf sein Lager, »hier hast du ein Bett. Man kann es noch für andere Dinge als zum Schlafen benutzen.« Mit einem verlockenden Lächeln knöpfte sie langsam ihre Bluse auf, sodass Nathan die Innenkurven ihres Busens erblickte. Doch ihr Fleisch war bleich, und ihre Eckzähne waren lang und scharf. Fasziniert starrte er sie an, als sie sich wie eine Katze streckte. Er sah, wie sich unter dem dünnen Stoff die dunklen Warzen zu spitzen Vorsprüngen aufrichteten.
Er stieg vom Bett herab und sah zur Tür. »Du solltest besser gehen.« Seine Stimme zitterte.
»Oder sonst?« Ihre Stimme klang schwül, heiß, spöttisch. »Wie wirst du mich bestrafen, wenn ich nicht gehe?« Sie ließ sich zurücksinken und hob ihr Kleid an, zeigte Nathan ihre Nacktheit und ließ ihn alles sehen. Lüstern spreizte sie die Beine und fuhr sich mit der Hand durch den dunklen Busch. Ihr dunkles Fleisch bebte und öffnete sich wie ein kleiner feuchter Schmollmund. Aus zwei Schritten Entfernung konnte Nathan noch seine süße Saugkraft – und sein Gift – spüren.
»Geh jetzt«, sagte er mit absichtlich harter Stimme, »gehe sofort oder setze dich Maglores Zorn aus!«
»Hah!« Sogleich sprang sie auf. »Und wir dachten, du wärst frisch von der Sonnenseite gekommen, ein junger Bursche, der vor Samen nur so strotzt. Wir wussten ja nicht, dass Maglore dich von Zindevar kaufte, die dich zweifellos als Eunuch in Greisenfried hielt, wo deine einzige Aufgabe darin bestand, das knarrende Leder ihrer schlaffen Titten einzufetten! Hat sie dich nebst deiner Männlichkeit auch deiner dunklen Zigeunerhaut beraubt, du bleicher, bebender Welpe?«
»Raus!« Nathan stapfte zur Tür und riss sie auf.
»Was?« Jetzt war sie zornig. Ihre Nasenlöcher blähten sich, die Augen flammten blutrot, ihr Mund wurde zu einem zuckenden, zischenden, fluchenden Schlitz. »Weist du mich wahrhaftig zurück? Du wagst es? Ich sehe, dass du es tatsächlich wagst! Fick dich doch selbst, du blasse, saftlose Missgeburt!« Sie rauschte an ihm vorbei aus dem Zimmer.
So verlief also die erste von mehreren Begegnungen zwischen Nathan und Maglores Frauen.
Offenbar hatten in dieser Hinsicht sowohl Nicolae als auch der Seher-Lord recht behalten ...
Nathan war geistig und körperlich völlig erschöpft. Voll bekleidet lag er unter seinen drei Decken und sank schließlich doch in Schlaf, doch brauchte er dazu sehr lange. Letztlich gelang es ihm nur dadurch, einzuschlafen, indem er sich ins Gedächtnis rief, dass Runenstatt zu allen Zeiten, ob er nun wach blieb oder schlief, ein Ort des Grauens war und dass er, ob er nun wollte oder nicht, für die unbekannte Dauer seines Aufenthaltes
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