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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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schätze deine Besorgnis um mein Wohlbefinden, aber ich fürchte, wenn Maglore erfährt, dass ich mich hier aufhalte ...«
    »Das weiß er«, fiel sie ihm ins Wort und ließ ihn erstarren. »Glaubst du etwa, ich würde dies wagen, wenn er es nicht wüsste? Er hat es so angeordnet.«
    Mit rasenden Gedanken und betäubten Sinnen stand Nathan vor der Tür und wollte nach dem Riegel greifen. Doch als er das Rauschen der Vorhänge vernahm, hielt er inne und blickte zurück. Ihre Kleidung lag auf einem Hocker neben dem Bett, und die Vorhänge schaukelten sacht.
    Eine kribbelnde Wachsamkeit erfüllte ihn. Nathan wagte kaum zu atmen, als er fragte: »Was ... hat er angeordnet?«
    »Alles«, vernahm er ihre Stimme. Sie klang leise und irgendwie traurig. »Ich soll dir die Unschuld nehmen, bis nichts mehr für sie übrig bleibt.«
    »Für seine Vampir-Frauen?«
    »Ja.«
    Er trat wieder ans Bett. »Orlea, ich weiß nun Bescheid. Ich weiß, dass ich sie meiden soll, und das macht – dies hier unnötig.«
    »Weist du mich also zurück und trotzt so Maglore?«
    »Nein, ich weise dich nicht zurück«, sagte er. Er versuchte es ihr begreiflich zu machen, ohne sich in ein schlechtes Licht zu setzen. Aber letztlich erkannte er, dass es nur eine Möglichkeit für ihn gab, und die bestand darin, ihr die Wahrheit zu sagen. »Ich habe bloß keine Erfahrung mit Frauen«, platzte er schließlich heraus. »Ich weiß ... rein gar nichts!«
    »Nun ja«, gab sie zur Antwort, »waren wir alle nicht irgendwann einmal ... unschuldig?«
    Noch während sie sprach, bewegten sich Nathans bebende Finger wie aus eigenem Willen, als sie seine Kleidung ablegten. »Das meine ich ernst,« sagte er. »Ich weiß wirklich überhaupt nichts.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, kam ihr allerdings sehr nahe.
    »Bald wirst du es wissen«, flüsterte sie, »ganz bestimmt. Alles, was ich weiß, wirst auch du erfahren.«
    Nun war er nackt. »Orlea ...«
    »Komm ins Bett und wärme mich«, befahl sie ihm. »Wenigstens werde ich wissen, dass nur du es bist, dass deine Handlungen dir entspringen und nicht von einem anderen gelenkt werden. Wenigstens wirst nur du es sein und nicht ein schleimiges, schwarzes Ding in dir, das dich antreibt.«
    Er zog die Vorhänge beiseite, und ihre schmale Hand streckte sich ihm entgegen. Sie schlug die Decken beiseite, und er glitt neben sie. Sie zog die Decken über ihn und breitete dann ihre fremdartige, kalte Liebe über ihm aus ...
    Später, als die Dunkelheit des verhängten Bettes und der Dunst ihrer Körper sie umgaben, fragte Nathan: »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Als ich noch ein Kind auf der Sonnseite war«, berichtete Orlea, »gerade vierzehn Jahre alt, erregte ich die Aufmerksamkeit unseres Dorfvorstehers, Gobor Tulcini. Dieser Gobor war ein brutaler Mann mit einem schwachen Weib, das er oft missbrauchte. Nun ja, er missbrauchte eigentlich alles: seine Stellung, sein Volk – pah! –, selbst die Luft, die er atmete! Streunende Hunde haben ein besseres Benehmen. Bei einem Tribut sorgte er für eine Fehlmenge und erwählte im letzten Augenblick meinen Vater, um die Zahl voll zu machen. Nachdem mein Vater mitgenommen wurde, starb meine arme Mutter an gebrochenem Herzen. Dann nahm Gobor mich in sein Haus auf, um mich ›wie sein eigenes Kind‹ aufzuziehen. Das waren jedenfalls seine Worte ...
    Ich musste auf die Dorfkinder aufpassen, und das gefiel mir sehr. Schließlich war ich ja selbst noch ein Kind. Aber während ich auf sie aufpasste, passte Gobor ... auf mich auf. Seine Frau wusste Bescheid, aber sie hatte schreckliche Angst vor ihm und erhob keine Klage. Innerhalb eines Jahres half sie ihm zweimal auf seinen Befehl hin dabei, das Kind, das er in mich gepflanzt hatte, wieder loszuwerden.
    Ich blieb dort, bis ich es nicht mehr ertrug. Als dann eines Nachts die Tributmänner von Turgosheim kamen, schlich ich mich auf den Dorfplatz und bot mich zur Mitnahme an. Gobor wollte mich zurückreißen und schlagen, aber ein Offizier sah, dass ich hübscher war als einige der anderen Mädchen, und begann mich auszufragen. Ich sagte ihm, dass meine Mutter tot und mein Vater von den Wamphyri geraubt worden sei und dass Gobor mich vor den Tributmännern verborgen und für sich zurückbehalten hätte. Nun ja, in Wahrheit war ich für den Tribut zu jung, aber die meisten meiner Worte waren wahr.
    Außerdem sagte ich, dass ich Turgosheim dem brutalen Gobor bei Weitem vorziehen würde, und dies entsprach voll und ganz der

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