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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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besten«, gab sie zur Antwort. »Im Hause meines Herrn gibt es hundert Räume und Werkstätten, und er will, dass du sie alle kennenlernst. Doch wenn du die Gesellschaft einer anderen Frau vorziehen solltest ...?«
    »Nein«, sagte Nathan, als die Tür vor ihm zuschnappte und der Riegel sich in die Halterung schob. »Nein, aber ich werde dir stets für deine Gesellschaft und deine Freundschaft danken.«
    »Dann sei es so«, flüsterte sie hinter der Tür ...
    Danach gab sie sich so kalt und unnahbar wie zuvor, und Nathan unternahm keine weiteren Vorstöße. Aber wenn Maglores Schlafenszeit nahte und Nathan Orlea dann in die Gemächer ihres Herrn gehen sah ... spürte er manchmal eine tiefe Verbitterung.
    In jenen ersten Tagen rief Maglore ihn oft zu sich. Dann musste Nathan alles stehen und liegen lassen und an die Seite des Seher-Lords eilen. Als er einmal Maglores Gemächer betrat, wartete dort ein gut aussehender, schlanker, breitschultriger Vampir-Lord auf ihn. Doch als der Fremde ihn ansprach, fuhr er zusammen und taumelte nachgerade unter dem Schock. Denn wenn schon der Körper zu verkennen war, so blieb die Stimme doch unverwechselbar: Es war die Stimme von Maglore!
    »Wie sehe ich aus?«, fragte Maglore, als Nathan sich wieder erholt hatte.
    »Jung!«, stieß er das erste Wort hervor, das ihm in den Sinn kam. »Wie ein Mann in den besten Jahren, vierzig oder fünfundvierzig Jahre alt! Du siehst ... wie ein Lord aus!«
    »Wie ein ›richtiger‹ Lord, meinst du?«, schmunzelte Maglore. Doch seine Heiterkeit währte nur kurz, und seine Miene verfinsterte sich. »Mein Leben lang habe ich mich dem Ding in mir verweigert«, grollte er. »Bis auf die Gelegenheiten, wenn ich es nicht länger zu leugnen vermag – wenn ich es nicht mehr verleugnen kann! Dann bin ich für kurze Zeit so, wie du mich jetzt vor dir siehst. So werde ich für meine Zusammenarbeit ›belohnt‹. Doch dies beweist lediglich, dass, ganz gleich, wie sehr ich meine Kreatur und mich selbst verleugnen mag, das Blut eben doch das Leben ist. Nun geh, mein Sohn, und denke über das Wunder nach, das du erblickt hast, und wie es bewerkstelligt wurde. Und denke stets daran, dass ich nun mal Wamphyri bin! « Wie um seine Worte noch zu betonen, riss er das Maul auf und ließ Nathan die gespaltene Zunge sehen, die in der roten Mundhöhle zuckte.
    Aber als Nathan zur zentralen Treppe ging, rief Maglore ihm nach: »Mein Sohn!« Er blickte zurück und sah den jungen Seher-Lord, wie er lächelnd dastand.
    »Sage mir nun, verstehst du jetzt die Bevorratung?«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Es gibt weite Teile von Runenstatt, die ich noch nicht aufgesucht habe.«
    »Dann gehe heute dorthin, gleich jetzt.«
    Nathan nickte. »Soll Orlea mich dorthin bringen?«
    »Ach nein – diesmal nicht. Gehe allein oder geh mit einem meiner Männer. Aber unterwegs kannst du Orlea sagen, dass ich sie erwarte ...«
    Nathan tat wie geheißen. Der letzte Befehl war grausam gewesen, und Maglore wusste es, aber nicht so grausam wie der Befehl, die Räume und Werkstätten aufzusuchen, in denen die Bevorratung abgewickelt wurde.
    Nathan begab sich in Begleitung von Karpath dorthin. Dieser war drei Jahre lang Maglores Knecht gewesen, dann elf Jahre lang sein Offizier und nunmehr die rechte Hand des Seher-Lords. Karpath interessierte sich für Nathan und fragte ihn, als sie die zahllosen Stockwerke hinabstiegen: »Was hältst du von unserem Herrn?«
    Nathan warf einen Blick auf den anderen. Karpath überragte Nathan um zwei volle Zoll, war breit wie ein Schrank, mit einem kräftigen Kiefer gesegnet, von schiefergrauer Gesichtsfarbe und brachte gut und gern über dreihundert Pfund festes Vampirfleisch auf die Waage. In seinen Augen schwelte ein stummes Feuer, das dennoch Bände sprach. Karpath war kein gewöhnlicher Knecht, nicht einmal ein gewöhnlicher Offizier. Es war deutlich zu sehen, dass Karpath schon oft den giftigen Biss eines echten Wamphyri-Lords erlebt hatte. Etwas von Maglore selbst kreiste in seinem Blut.
    »Was ich von Maglore halte?«, wiederholte Nathan. Doch als ihm wieder einfiel, was der Seher-Lord ihm eingeschärft hatte, antwortete er: »Er ist eben ein Wamphyri, und ich bin nicht einmal ein Knecht. Ich finde ihn furchterregend!«
    »Willst du so sein wie er?« Karpath sprach mit leiser Stimme, aber sie war von Leidenschaft erfüllt. Nathan las in seinem Geist, den Maglores vorherige Einblicke empfänglich gemacht und weit geöffnet hatten. Karpath dachte: Der da

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