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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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seinen Träumen sprach. Ich weiß nur, dass sie nicht von dieser Welt waren ...
    Die Nacht war lang, aber eben gerade lang genug. Nur seine Willenskraft ließ Karz durchhalten, während Nathan wie eine leblose Flickenpuppe im Sattel schwankte; mal war er wach, dann döste er wieder ein, dann schrak er wieder auf. Doch als eine amethystfarbene Dämmerung wie eine herannahende Lichtflut über den Rand der Welt heraufzukriechen begann und verborgene Wächter in den Bergen des Grenzgebirges gähnten und sich nach ihrer langen Nachtwache allmählich entspannten, rauschte der große graue Schatten namens Karz auf gekrümmten, schmerzenden Rochenschwingen über sie hinweg und flog im Sinkflug die Hügel oberhalb von Siedeldorf an. Natürlich wurde er entdeckt. Eine Schrotflinte knallte, aber der Schuss traf weder Karz noch Nathan, denn sie waren schon im Dämmerlicht verschwunden. Das Echo rollte schwach, aber deutlich vernehmbar zur Sonnseite herunter, und die beiden konnten sicher sein, dass die Szgany ihnen einen entsprechenden Empfang bereiten würden.
    Nathan hatte nicht damit gerechnet, dass sich vor Tagesanbruch Menschen an den Hängen herumtreiben würden. Der Knall der Schrotflinte hatte ihn überrascht. Er wusste, dass es mehrere dieser Waffen gab, die sich allesamt in den Händen der Szgany Lidesci befanden. Also hatten sich die Lidescis der Herrschaft der Vampire nicht gebeugt. Gut so! Nathan hatte gebetet, dass es sich so verhalten würde. Aber die Tatsache an sich machte nun eine Änderung in den Plänen erforderlich, die er sich in Turgosheim hastig zurechtgelegt hatte.
    »Man hat uns gesehen«, sagte er zu Karz. »Ich hatte gehofft, heimlich und zu Fuß zur Sonnseite hinunterzugehen, mich den Szgany im grellen Sonnenlicht zu zeigen und mich ihnen ganz klar als Mensch zu erkennen zu geben. Jetzt ... wird man mich aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Flieger in Verbindung bringen, der im Bergvorland niedergegangen ist. Nämlich mit dir.«
    Das ist dein Problem, Nathan, antwortete der andere schwach. Ich habe meinen Teil erfüllt und kann im Augenblick nichts für dich tun ...
    Sie landeten auf einem hohen Berghang zwei Meilen westlich von Siedeldorf, und während Karz genüsslich auf harzgetränkten Kieferzweigen herumkaute, suchte sich Nathan ein paar Feuersteine zusammen und entzündete unter einem Hornissennest, das in einem Bergginsterbusch hing, ein Feuer. Dafür kassierte er drei Stiche, aber das machte ihm nichts aus. Er brach eine Ecke von der großen Wabe ab, steckte sich das honigtriefende Wachs ohne weitere Umstände in den Mund, um wieder zu Kräften zu kommen, und gab den Rest dann Karz.
    Das wird mich zu meinem Ziel bringen, verkündete der Flieger dankbar.
    »Ich habe über die Sache nachgedacht«, meinte Nathan. Er wollte fast verzweifeln, dass Karz, auch wenn er ein vampirisches Mischwesen war, einen so grässlichen Selbstmord in Erwägung zog. Denn Nathan kam es so vor, als hätte Karz seine Menschlichkeit eindeutig unter Beweis gestellt. »Warum fliegst du nicht nach Westen und entziehst dich der Reichweite Wrathas und ihrer Kreaturen in Karenhöhe? Du hast doch selbst gesagt: Du bist anders als alle Flieger, die es je gegeben hat. Du könntest dir eine Höhle auf der Sternseite suchen und sie zu einem Zuhause einrichten, die Tage verschlafen und dir an den warmen Abenden oder den langen Dämmerstunden vor Sonnenaufgang deine Nahrung beschaffen.«
    Ich bin ein Vampirwesen und von großer Gestalt, lautete die einfache Antwort. Tannenzapfen und Honig sind nicht genug .
    Unten am Hang trat jemand auf einen Zweig, dann erklang eine atemlose, geflüsterte Frage. Karz richtete den Blick seiner großen, sanften Augen auf Nathan und sagte: Szgany, wie ich einst ein Szgany war, aber nun nicht mehr. Das sind deine Leute. Es ist Zeit, dass ich aufbreche .
    Nathan nickte langsam. »Wenigstens bist du dein eigener Herr – wie es einem ... Menschen geziemt.« Dann trat er zurück, und Karz hob ab, schwenkte gen Süden, der Sonne entgegen, und stieg in eine Wolkenbank auf, die in die gleiche Richtung trieb. Einen Augenblick lang war er noch als dunstiger Umriss zu sehen, dann war er verschwunden ...
    Nathan wusste, was nun kommen musste, und hatte kein Verlangen danach, schnurstracks in sein Verderben zu eilen. Aber er konnte den Szgany auch nicht davonlaufen, denn das wäre ein Schuldeingeständnis gewesen, und tatsächlich war er ja unschuldig. Er wartete, bis sie herankamen, und setzte sich derweil

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