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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Sonnaufs, bis sie die Reise antreten. Aber Maglore bleibt hier! Ich werde die Schlucht für Vormulac ›hüten‹ und ihr Statthalter sein, derweil die anderen im Westen zu Felde ziehen. Denn ich bin kein Kriegsherr, verstehst du? Und der gesamte Tribut der Alten Sonnseite soll ihnen gehören in jenem Land hinter der Großen Roten Wüste, das du deine Heimat nanntest.
    Aber hier in Turgosheim werde ich anstrengende Aufgaben wahrnehmen müssen und viel zu beaufsichtigen haben – die gesamte Sternseite sowie die Sonnseite –, und ich werde keine Personen von zweifelhafter Gesinnung hier in Runenstatt dulden, damit sie gegen mich arbeiten können, während ich meine Pflicht tue. Deshalb muss ich meiner Unterführer sicher sein, meiner Knechte und ... meiner Freunde? Zu diesem Behuf habe ich dich in deinen Träumen aufgesucht, oh ja; denn du, Nathan, bist ein seltsamer, höchst ungewöhnlicher Mann. Du sagst, dass du keine Ahnung von Mentalismus hast, und doch sind deine Gedanken unlesbar, als würden sie hinter verschlossenen Türen verwahrt. Vielleicht ist es etwas ›Natürliches‹ und dir von Geburt und durch Erbe zu eigen wie deine absonderliche Haut- und deine Haarfarbe. Aber es ist schwer, einem Mann zu trauen, dessen Gedanken so unsichtbar sind wie die Atemzüge einer Fledermaus.
    Mehr noch: Deine Träume sind äußerst seltsam! Mit wem sprichst du im Schlaf? Ich habe dich beobachtet, als du schliefst. Ich weiß, dass du dich mit jemandem unterhältst – aber mit wem oder was? Oder handelt es sich nur um einen Traum? Das bezweifle ich, denn ich habe die Gedanken anderer gespürt, die dich aus der Außenwelt zu erreichen suchen. Wer sind sie? Wieso kann ich sie nicht lesen? Oft kommt mir der Gedanke: Wurde dieser Nathan vielleicht hierher gesandt, um mich auszuspionieren? Ha, wäre das nicht ein großartiger Witz: Der Große Beobachter steht selbst unter Beobachtung!
    Aber genug davon. Ich hatte meine Zweifel an dir; vielleicht habe ich sie immer noch und sollte dich daher eingehender studieren oder dich enger an mich binden ... auf die eine oder andere Weise. Wie du weißt, habe ich weder Blut- noch Ei-Sohn. Ein Mann kann nicht ewig leben, besonders kein Zolteist. Wer weiß, vielleicht könntest du mein Gefäß sein, mein Fenster zum Morgen? Gäbest also du, Nathan, ein passendes Tabernakel ab, das Maglores Ei in die Zukunft trägt?«
    Und plötzlich packte er Nathan. Seine blutroten Pupillen starrten in Nathans blaue Augen. Unter den gewundenen Falten seiner Nase blähten sich die Nüstern. Nathan stand wie erstarrt. Maglores Nähe schlug ihn nachgerade in einen hypnotischen Bann. Hinter dessen dünnem, kaltem, grausamem Mund befanden sich Kiefer, die sich binnen eines Lidschlags zu einem roten Abgrund öffnen konnten, eine gespaltene Zunge und Zähne – oh, diese Zähne! –, die einem Mann das Gesicht zerfetzen, ihm die Kehle aufreißen oder sein Blut unwiderruflich vergiften konnten ...
    ... Aber Maglore ließ ihn los, wandte sich ab und sagte: »Siehst du nun, in welcher Zwangslage ich mich befinde? Es gibt noch so vieles so tun. Und mir bleibt nur noch wenig Zeit, bevor ich als Einziger hier zurückbleibe. Und zu meinen Sachwalterpflichten über Turgosheim kommen außerdem noch meine eigenen laufenden Projekte dazu: Zum Beispiel steht die Umwandlung eines ungezogenen Fliegers an, eines übermütigen Geschöpfes, dessen Treue infrage steht. Vielleicht nehme ich ihn hart an die Kandare, vielleicht löse ich ihn auch in Talg, Flüssigkeiten und Vampirgewebe auf, um daraus etwas Neues zu schaffen.«
    Nathan war entsetzt. Maglore konnte damit nur Karz meinen!
    »Geh jetzt«, sagte Maglore. »Für den Augenblick zumindest werde ich dir weiter mein Vertrauen schenken. Doch jetzt bin ich müde. Wir werden wieder miteinander sprechen. Was sein wird, wird sein.«
    Nathan schwieg und wollte sich schon davonschleichen.
    »Und, Nathan«, hielt Maglore ihn zurück, ganz wie es seiner Gewohnheit entsprach. »Ich will, dass du über eines nachdenkst. Ich glaube, du würdest einen guten Sohn und einen noch besseren Lord abgeben. Du mit deiner absonderlichen Färbung und deinen eigenartigen Begabungen. Vielleicht ist es nicht die Wahl, die du treffen würdest, aber denke trotzdem darüber nach. In der Tat, du solltest ausgiebig darüber nachdenken ...«
    Die Ermahnung war nicht nötig, da Nathan kaum an etwas anderes zu denken vermochte. Auf bleischweren Beinen wankte er mit totenbleichem Gesicht zur zentralen Treppe

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