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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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auf einen Feuersteinfelsen. Aber als er den ersten Kopf hinter dem Ginster auftauchen sah und das heisere Keuchen des Kletterers hörte, stand er auf und rief: »Ihr da am Hügel, hört mich an! Ich bin kein Wamphyri. Mein Name ist Nathan Kiklu! Ich bin Nathan von den Szgany Lidesci!«
    »Ach wirklich?«, erklang eine junge Stimme, die heiser war vor Angst und der Anstrengung des Aufstiegs. »Und du bist auf einem Flieger von der Sternseite gekommen, nicht wahr?«
    Nathan fror und war erschöpft. Es war ein Wunder, dass er noch lebte und nicht schon vor Erschöpfung umgekommen war. Als er auf die Beine kam, wollte er sich nur noch ausruhen. Müde streckte er die Arme aus und sagte: »Ich trage keine Waffen. Sieh mich doch an. Sehe ich vielleicht aus wie ein Lord oder ein Offizier der Wamphyri?«
    Die Ginsterbüsche teilten sich, und ein ängstliches Gesicht spähte hindurch. Ein Junge schob sich hervor, sah sich vorsichtig um und stieß dann einen durchdringenden Pfiff aus. Seine Armbrust war geladen, und er richtete sie auf Nathans Herz. »Wie du für mich aussiehst?«, sagte er und spähte über Kimme und Korn. »Für mich siehst du tot aus!«
    In Nathans Körper war kein bisschen Widerstandskraft mehr vorhanden. Dennoch versuchte er es ein letztes Mal. »Ich bin Nathan«, sagte er. »Nathan Kiklu. Ich bin bloß ein Mensch.«
    »Du bist ein Lügner«, sagte der andere. »Ich sah dich gemeinsam mit dem Flieger. Verabschiede dich von dieser Welt, Nathan Kiklu.«
    »Was?«, erklang da eine raue Stimme hinter ihm, und eine drahtige Schulter stieß ihn beiseite. »Sagtest du eben Nathan Kiklu?« Ein Gesicht, das Nathan bekannt vorkam, starrte ihn aus einer Entfernung von nicht mehr als neun oder zehn Fuß an. Dann breitete sich ganz langsam die Erkenntnis darauf aus, und mit offenem Mund trat der andere Mann näher. In der Armbeuge hielt er eine Waffe aus einer anderen Welt: eine Schrotflinte, die unter seiner sorgsamen Pflege geradezu glänzte. Schließlich sagte er: »Da soll mich doch ...«
    Der kleine, drahtige, wettergegerbte Mann war Kirk Lisescu ...
    Im letzten Horst der Alten Sternseite fuhr ein junger Lord in kaltem Schweiß gebadet aus dem Schlaf. Sein Traum war sehr lebhaft, sehr unheimlich und äußerst beunruhigend gewesen. Denn selbst die Wamphyri waren einst Menschen gewesen, und ihre Träume glichen den Träumen gewöhnlicher Menschen darin, dass sie die Macht hatten, sie an andere Orte und in andere Zeiten zu versetzen, auf dass die Schrecken ihrer Jugend, bevor sie zu Vampiren wurden, sich wieder erheben und sie erneut heimsuchen konnten.
    In diesem Traum hatte es kein Blut gegeben. Stattdessen hatte sich der junge Lord durch die Reihen von tausend Toten gekämpft, deren blutleere, zerfallende Leichen sich ebenso rasch wieder erhoben hatten, wie er sie niedermähte! Doch obgleich all seine Anstrengungen vergeblich schienen, hatte er dennoch weiter gegen sie gekämpft, um an das Eine heranzukommen, das sie beschützten, an das Wesen, das sie bewachten, an seinen Großen Feind aus einer Jugend, die nunmehr fast zur Gänze in Vergessenheit geraten war.
    Als er schließlich auf einem wahren Berg aus zerfallenden, stinkenden menschlichen Trümmerstücken gestanden hatte – auf Stücken, die immer noch nach ihm krallten und haschten und ihn hinabziehen wollten –, da war das Nest seines Feindes vor ihm entstanden: ein wirbelnder Kegel aus rasenden, sich verändernden Zahlen! Und im Mahlstrom dieses Kegels hatte sich das unendlich traurige Gesicht eines Riesen mit gelben Haaren und blauen Augen gezeigt. Vielleicht war er traurig, weil er das Heer der zahllosen Toten geopfert hatte, doch das war es nicht allein. Denn seltsamer- und unerklärlicherweise brachte er seinem vampirischen Gegner das gleiche Gefühl der Trauer entgegen.
    Nestor hatte irgendwie gewusst, dass sein Feind ihm Mitgefühl entgegenbrachte. Und da war er aus dem Schlaf gerissen worden, als nämlich die traurigen, tiefblauen Augen des Gesichtes im Mahlstrom der Zahlen ihm direkt in die Seele blickten oder vielmehr in das, was davon noch übrig war ...
    Nun stand Nestor nackt und zitternd neben den mit dicken Vorhängen verhangenen Fenstern, hatte die Hand auf das Zugseil gelegt und starrte aus roten Augen mit leerem Blick gen Westen und leicht nach Süden, als könne sein Blick nach draußen dringen und über die Geröllebene zum Gebirge und darüber hinweg zur Sonnseite schweifen. Die Vorhänge waren aus dickem, schwerem, schwarzem

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