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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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uralt. Und er hinterließ auch keine Erben ...
    In den wilden Wäldern westlich von Siedeldorf, in der stillen Vordämmerung von Sonnauf, hatte der alte Jasef Karis seinen letzten Traum geträumt und versuchte sich nun aufzurappeln, wach zu schütteln und aufzustehen. Aber irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Die Arme taten ihm weh wie im Krampf, und ein stechender Schmerz wütete in seiner Brust. Er brachte es kaum fertig, die Augen aufzuschlagen.
    Über sich erblickte Jasef die eingeölte Haut, die Nana wie einen Baldachin über die unteren Zweige gebreitet hatte, um den Frühregen von seiner runzligen Haut fernzuhalten. Nur hatte er sich im Schlaf zur Seite gerollt, war nun klatschnass geworden und zitterte. So, wie er sich fühlte – innen heiß, außen kalt und dennoch schwitzend unter der Pein, die ihm das Ding in seiner Brust bereitete –, hegte er den Verdacht, dass das Morgenlicht in dem grünen Dach über ihm das Letzte sei, was er je erblicken würde. Oh ja, das musste sein Ende sein, denn so hatte er sich noch nie gefühlt und er wollte sich auch nie wieder so fühlen.
    Aber zuerst musste er jemandem von seinem Traum erzählen. Er musste ihn ... Nana erzählen, natürlich! Seinen Traum. Seinen Traum von ...
    ... einer schwelenden Leiche, deren feuergeschwärzte Arme weit ausgebreitet waren, deren dampfender Schädel wie in letzter Todesqual zurückgeworfen war, die sich überschlagend in einen schwarzen Abgrund trieb, der mit leuchtenden Bändern in Blau, Grün und Rot durchzogen war. Tatsächlich glitt sie in diesen bänderdurchzogenen Tunnel hinab, zog sich geradezu in ihn zurück. Ein gepeinigtes Ding, oh ja, aber nunmehr tot und aller Schmerzen ledig. Sein Leiden hatte ein Ende gefunden, unbekannt und unkenntlich, wie es bei dem sonderbaren Stoff der Träume so häufig ist.
    Und dennoch ... hatte der Leichnam etwas grausig Vertrautes an sich gehabt, und Jasef hatte sich gewünscht, einen genaueren Blick auf dieses endlos sich drehende, stumm schreiende, versengte und Blasen werfende Gesicht tun zu können.
    Und als sein Traum ihn näher gleiten ließ, da hatte Jasef gesehen und endlich auch gewusst. Gewusst, um wen, und auch zu wissen geglaubt, um was es sich handelte.
    Danach hatte sich der torkelnde Flug der Leiche in die Ewigkeit – durch das fremde Kontinuum mit seinen grünen, blauen und roten Streifen – beschleunigt und Jasef zurückgelassen. Doch dann, ganz kurz, nachdem dieses Ding davongeeilt und entschwunden war, flammte es im fernen Dunst golden auf, wo eben noch die Leiche geschwebt war. Und ein Schwarm aus goldenen Splittern raste wie lebendige Pfeile auf Jasef zu und an ihm vorüber, und jeder einzelne davon erlosch, als er aus diesem namenlosen Ort in andere, realere Zeiten und Orte entfloh!
    Dann hatte sich die Szenerie verändert:
    Nanas vierjährige Zwillinge waren zu erkennen, sie lagen gemeinsam in eine Decke gewickelt unter einem Baum, und ein Dach aus eingeölten Häuten, dem von Jasef ganz ähnlich, beschirmte sie vor dem Regen. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts einer der goldenen Pfeile auf und schwebte unschlüssig erst über dem einen Zwilling, dann über dem anderen. Die beiden regten sich im Schlaf. Das schien die Sache zu beschließen. Jasef hatte vor Grauen scharf die Luft eingesogen, als der Pfeil herabstieß und im Kopf des einen Zwillings verschwand. Nur war da keine Wunde gewesen, kein Blut, nichts außer einem Lächeln, das sich über das unschuldige Gesicht des Schlafenden breitete!
    »Unschuldig?«, hatte Jasef sich wie in Erinnerung an einen früheren Traum aus einer vergangenen Zeit gefragt. »Immer noch unschuldig?«
    Da war er aufgewacht oder hatte es versucht, nur um festzustellen, dass ihn diese Schmerzen wie enge Fesseln um Brust und Glieder lähmten. Aber er wusste, dass er jetzt tatsächlich wach war und dass er seinen Traum, seine Vision, weitergeben musste, solange er es noch konnte.
    Er versuchte, nach Nana zu rufen. Doch es gelang ihm nicht, denn die Schmerzen waren zu groß. Sein Ruf kam als bloßes Japsen heraus. Nun gut, dann musste er eben liegen bleiben und dem Gesang der ersten Vögel lauschen und warten, bis Nana zu ihm kam.
    Aber er hoffte, dass sie ihn nicht zu lange warten ließ ...
    Nana Kiklu war nur wenige Augenblicke vorher erwacht. Aber sie war etwas von ihm entfernt und konnte Jasefs Japsen daher nicht hören. Da war ein Geräusch gewesen – vielleicht ein dumpfes Donnergrollen in der Ferne? – und kurz darauf war

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