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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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...!
    Es war der Schock der Bewusstwerdung, der eine zuvor verwehrte Intelligenz umfing, einen Willen ohne Erkenntnis, der in einem blank gewischten Verstand hauste. Und als sein Schrei im Leeren verhallte, entdeckte er, dass er am Rande eines stehenden Gewässers kniete, und sein nacktes Abbild spiegelte sich in den überwucherten Tiefen. Doch er sah, dass er schön war, und er war stolz.
    Shaitan stand auf, stellte fest, dass er gehen konnte, und wanderte im Dämmerlicht eines trüben, dunstigen Morgens am Rand der stinkenden Tümpel entlang, die einen Sumpf bildeten. Und als er sah, wie elend und einsam diese Welt war, auf die er herabgefallen war, hielt er sich für einen Sünder, der zur Strafe hierher verbannt worden war.
    Diese Annahmen entsprachen nicht allein Shaitans Verstand, sondern auch seinem Wesen. Begriffe wie Sünde und Strafe erfasste er instinktiv. Und er glaubte, dass sein Verbrechen wohl darin bestand, schön zu sein. Doch war hier sein Stolz am Werk ... der sein eigentliches Vergehen darstellte! Denn Schönheit hielt er für Macht und Macht für Recht, und Recht war, was seinem Willen entsprang.
    Und diesen Willen würde er allem aufzwingen.
    Unter solchen Gedanken entfernte Shaitan sich von dem stinkenden Tümpel, um diese fremde Welt seinem Willen zu unterwerfen. Doch hinter ihm wallte der Schlamm in brodelnden Blasen auf, und er hielt inne, um auf jene Stelle zu blicken, an der die schwarzen Blasen an der Oberfläche zerplatzten. Und als die Sumpfgewächse und Algen sich teilten, sah Shaitan eine Gestalt aufsteigen.
    Ihr Leib war verbrannt und aufgedunsen, aber das Gesicht war fast unversehrt. Darin lag eine Unschuld jenseits allen Begreifens. Shaitan erkannte dies als ein Zeichen, doch ein Zeichen wofür? Er verfügte über einen freien Willen. Er konnte bleiben und abwarten, was geschehen würde, oder weiterziehen, ganz nach Belieben. Außerdem argwöhnte er, dass dem Wesen im Sumpf Böses innewohnte. Warum sonst sollte ein so geschwärztes, blasenübersätes Ding hier in der Morgendämmerung dieser eben erst entstehenden Welt erscheinen? Abermals erkannte Shaitan instinktiv, dass alle Dinge sich im Gleichgewicht befanden und dass für etwas Gutes in gleichem Maße etwas Böses auftreten musste.
    Einen Augenblick lang verharrte er wie an einem Kreuzweg, dann ... drehte er sich um und kniete sich wieder an den Rand des Sumpfes. Denn es war sein Wille, dieses Böse kennenzulernen.
    Er blickte in ein Gesicht, das er noch nie gesehen hatte, an das er sich zahllose Jahre lang nicht erinnern würde, und er spürte nichts Bedeutsames, nur dass er das Schicksal herausforderte, und darauf war er stolz und freute sich. Und als die Tiere dieser Dämmerwelt zum Trinken an das Wasser kamen, blickte der Gefallene, Shaitan der Ungeborene, auf seine eigene Zukunft hinab, die das Sumpfkraut in Schlamm und Algen umfing.
    Nach einer Weile platzten die versengten, aufgedunsenen Glieder und der Rumpf der Leiche auf, und kleine schwarze Pilze drängten sich zuhauf in den Rissen, wuchsen aus dem verwesenden Fleisch und öffneten ihre Lamellenkappen. Sie entließen rote Sporen in das morgendliche Dämmerlicht; diese stiegen auf und trieben mit dem warmen, stinkenden Aufwind des Sumpfes davon. Shaitan sah die dahintreibenden Sporenwolken, und aus freiem Willen sog er sie tief in seine Lungen, um sie besser zu erfahren ... Dies war seine letzte Handlung, die in Unschuld geschah ...
    ... zumindest in dieser Inkarnation.
    All das ist bereits erzählt worden. Das Folgende wurde jedoch noch nicht berichtet: Es ist die Geschichte von Shaitans Reisen und Mühen, seinen Triumphen und seinen Qualen von jenem Zeitpunkt an ...
    Shaitan wanderte durch die vorgelagerten Hügel der allmählich vor ihm aufsteigenden Berge gen Osten. Er suchte nach dem oder den Wesen, denen er seinen Willen aufzwingen konnte. Die Sümpfe hatten ihm nicht zugesagt, ebenso wenig das morastige Gelände zwischen den Sümpfen und dem Gebirgsvorland. Die Kreaturen an jenen Orten verfügten zwar über keine Intelligenz, aber sie waren allesamt auf der Hut!
    Aus dem Süden hatten sich die ersten Sonnenstrahlen erst zögernd, dann mit voller Kraft eingestellt, als eine goldene Kugel langsam den Himmel erklomm, um sich in einem niedrigen Bogen im Osten allmählich wieder zu senken. Die Strahlen hatten das Land ringsum ausgetrocknet und der feuchten Erde einen klammen Nebel entlockt. Dort, wo es wenig oder gar keinen Schatten gab, bereiteten die gelben

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