DÄMONENHASS
seine Gedärme, nein. Er übergab sich nicht. Ich habe es gesehen und weiß es noch genau. Ich weiß noch, was ich dachte: dass dieses Ding aus ihm heraus wollte! Denn wenn er auch am Ende war, so hatte es vielleicht doch noch eine Chance. Frag mich nicht, wie ich auf diesen Gedanken gekommen bin, aber das war es, was ich dabei dachte.«
»Aber was war es?«
Turgo zuckte die Achseln und schüttelte sich dann schaudernd. Das hatte Heinar noch nie bei ihm gesehen. »Eine große Schnecke, ein Egel, ein riesiger, dicker Regenwurm – frag mich nicht, ich weiß es nicht. Es war halb schwarz, halb grau, geschuppt und hatte einen Kamm auf dem Rücken – es wand sich. Es war so groß wie der Arm eines Jungen, und ich dachte schon, es zerreißt ihm das Gesicht! Es zog sich aus ihm heraus und suchte zappelnd Deckung – denn genau wie Oulio fühlte es das Sonnenlicht. Der Kopf war so flach wie der einer Schlange, aber es war blind und augenlos. Aber irgendwie spürte es das immer noch erhobene Haumesser des Jungen und bäumte sich davor zurück. Doch zu spät ... Er war schnell ... Er schlug ihm den Kopf ab!
Sogleich lösten sich die Männer aus ihrer Erstarrung, sprangen vor und traten die zappelnden Stücke in die Flammen. Dann sahen wir uns alle in die kalkweißen Gesichter – und wir blickten auf den Jungen, der abermals sein großes Messer zum Einsatz brachte. Diesmal ging er Oulios Kopf an: Zwei, drei Streiche ... und es war getan. Wieder warfen wir beide Teile ins Feuer und sahen zu, wie sie zu Asche verbrannten ...«
Heinar starrte Turgo mit hartem Blick an, und dieser erwiderte ihn, ohne zu blinzeln. Und Heinar erkannte, dass jedes Wort der Wahrheit entsprach. Denn wer konnte sich so etwas schon ausdenken? Schließlich sagte er: »Die Augen von diesem Shaitan waren rot. Ich dachte, es sei nur der Feuerschein, der sich in ihnen spiegelt. Nun, vielleicht war es das – vielleicht auch nicht.«
»Bei Sonnauf wissen wir es mit Sicherheit«, antwortete der andere. »Aber willst du wirklich so lange warten? Ganz gleich, wer oder was dieser Mann ist, gerade jetzt ist er bei Maria Babeni in ihrem Wohnwagen. Und vielleicht ist er so bei ihr, wie Oulio dem armen Mädchen beigewohnt hat. Außerdem, Heinar, ist meine Geschichte noch nicht fertig.«
»Noch mehr? Aber was kann denn noch kommen?«
»Eine Pest, sagte ich«, rief Turgo ihm ins Gedächtnis, »und das meinte ich auch so. Denn mitten in der folgenden Nacht – und nachdem der Gatte des armen Mädchens sie in den Wäldern begraben hatte – wer kam da wohl wie ein Gespenst ins Lager geschlichen, wenn nicht die junge Frau selbst! Oh, ihr Fleisch war bleich, und ihre Nägel waren von den Wühlarbeiten gesplittert, aber ihr Appetit war gut entwickelt, und sie hatte die langen, starken Zähne dafür!
Nun ja, die Männer am Feuer hatten schon einiges getrunken und erkannten sie zuerst nicht. Wie eine Hure stolzierte sie zwischen ihnen herum, reizte und koste sie und knabberte an ihren Hälsen. Doch plötzlich wurden die Bisse ernst! Jawohl, und ihre Augen waren rot! Da erst erkannten sie sie.
Nun, diesmal wussten wir, was zu tun war. Aber wir mussten ihren armen, rasenden Mann am Boden halten, während wir es taten ...«
Heinar schüttelte fassungslos den Kopf. Schließlich sagte er: »Eine Pest, ganz sicher. Aber, Turgo, wovon reden wir hier? Von einer Kreatur, die in einem Mann – oder einer Frau – haust und ihn oder sie so sehr in den Wahnsinn treibt, dass sie vom Blut anderer Menschen leben?«
»Genau darüber reden wir«, sagte der andere. »Über einen Wampir, der sein Wirtsopfer stark, gierig und heimtückisch macht und zudem bewirkt, dass es kaum zu töten ist. Der alte Oulio Ionescu war kein Schänder, und ganz gewiss war er kein Mörder! Und das Mädchen doch auch nicht, das aus dem Grab zurückkehrte.«
»Ist es denn nicht möglich, dass sie lebendig begraben wurde?«
»Nein.« Turgo schüttelte entschieden den Kopf. »Sie war ganz sicher tot. Und später – untot!«
Heinar konnte das alles kaum fassen. »Welches Wort hast du vorhin benutzt? Wampir? «
Turgo nickte. »In gewissen westlichen Landstrichen nennen die Menschen die großen Fledermäuse so, die sich von Ziegen ernähren. Wenn sie im Mondlicht einen verwundeten Bock finden, saugen sie ihn nachgerade leer.«
Heinars Mund war trocken geworden. Nervös blickte er um sich – auf die Zelte, die Karren und Wohnwagen und nicht zuletzt auch in die Schatten –, dann befeuchtete er seine
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