DÄMONENHASS
und still zu sein, aber von Shaitans Vampirbewusstsein konnte man das nicht behaupten. Es war unruhig. Er spürte Bewegung: Außer den Wachposten waren im Lager weitere Männer auf den Beinen und schlichen verstohlen umher.
... Sie waren bei seinem Knecht! Er griff mit seinem Geist nach ihm – und keuchte auf, als die Szene im Zelt der Witwe Gogosita seinen Verstand in allen lebhaften Einzelheiten telepathisch überflutete. Kein Bild aus den Träumen des Jungen, oh nein, sondern aus dem Leben. Vidra war erwacht – und plauderte aus vollem Hals!
Nein!, sandte Shaitan seinen Befehl, als schleudere er ein Messer. Oh du Treuloser! Zum Seitenwechsel ist es schon viel zu spät, Vidra Gogosita ...
Im Zelt der Witwe riss Vidra plötzlich erschrocken die Augen auf, hielt sich an seiner Mutter fest und plapperte Turgo und Heinar die wahre Geschichte entgegen. Sein Redefluss wurde unterbrochen, als Shaitan seinen Verstand in einen telepathischen Würgegriff nahm. Stöhnend sank er zu Boden. Doch die anderen hatten genug gehört.
»Kümmere dich um ihn!«, schnappte Heinar, als die bebende Witwe sich neben ihren Sohn kniete. Und Turgo dachte: Oh ja, kümmere dich gut um ihn – sehr gut!
Die beiden Männer stürzten aus dem Zelt, und Heinar blies in seine Alarmpfeife. Vom Rand des Lagers erschollen antwortende Rufe, das sonderbare Husten eines Wolfes, die Geräusche herbeieilender Männer. »Der Wohnwagen des Mädchens steht auf der anderen Seite der Lichtung«, grunzte Heinar und ging voraus. Sie umrundeten das Lagerfeuer und Heinar blies erneut in die Pfeife.
»Mittlerweile ist er aufgeschreckt«, warnte Turgo.
»Abgelenkt, hoffe ich!«, erwiderte Heinar.
Turgo lud seine kleine Armbrust und legte die Sicherung um. »Wir sind nur zu zweit.«
»Hah! Wie viele brauchen wir denn?«
Turgo war nicht gerade für seine Geduld bekannt. Dennoch fletschte er die Zähne und fauchte: »Mehr als nur uns beide, da kannst du sicher sein!« Damit packte er Heinar am Arm, um ihn zurückzuhalten.
Mittlerweile waren sie fast bei Maria Babenis kleinem Wohnwagen angelangt. Heinar schüttelte Turgos Hand ab und knurrte: »Ja, ich weiß! Dieses Wesen wird stark sein. Aber die arme Maria ist nur ein schwaches Mädchen – und ich, ich bin ein Szgany!«
»Das sind wir beide!«, schnappte Turgo. »Und wir sind beide Narren.«
Als sie den kleinen Planwagen erreichten, blies Heinar ein letztes Mal in seine Pfeife. Sogleich erlosch der schwache Schimmer einer Lampe, der durch die geflochtene Weidentür des Wagens gefallen war, und die Schatten wurden länger, während die Wachposten durch das Sternenlicht herbeieilten. Doch ehe sie eintrafen, wurde die Tür aufgestoßen!
Shaitan stand im Rahmen. Die bleiche Maske seines Gesichts verriet Wachsamkeit, aber auch Ruhe. Er machte keinerlei Anstalten mehr, die blutroten Flammen in seinen Augen zu verbergen, sondern sagte nur: »Heinar, zunächst mag dir meine Art fremd erscheinen. Aber mache sie dir nur zu Eigen, und ich werde dich zum mächtigsten Anführer machen, den die Szgany je kannten, bis die Hagis überall auf der Sonnseite gefürchtet werden.«
Heinar schüttelte den Kopf. »Nicht die Furcht hat einen Anführer aus mir gemacht«, entgegnete er, »sondern Achtung! Achtung und Gerechtigkeit!« Mit einer Stimme, die wie ein Peitschenhieb auf seinen Abzugsfinger wirkte, wandte er sich an den Mann an seiner Seite: »Turgo!«
Turgos Bolzen raste aus der Zugrinne seiner Waffe. Im gleichen Augenblick knallte Shaitan ihnen mit einem Wutschrei die Tür vor der Nase zu. Trotzdem durchschlug der schwere Hartholzbolzen das Weidengeflecht und musste sein Ziel wohl getroffen haben, denn aus dem Wageninnern erklang wie das Aufheulen eines verwundeten Tieres Shaitans Schmerzensschrei, und die Bolzenfedern wurden vom Schaft gerissen, als er durch das starke Geflecht hineingezerrt wurde und verschwand.
Drei Männer trafen nun ein. Einer hatte seinen Wolf dabei. »Was ist los? Was ist geschehen?«
Heinar hatte keine Zeit für Erklärungen. »Der Mann da drin, der Fremde, Shaitan. Ich will, dass er zur Strecke gebracht wird. Vielleicht sogar getötet. Turgo hat ihn angeschossen, das mag vielleicht ausreichen ...«
Turgo, der gerade einen weiteren Bolzen in seine Armbrust einlegte, war anderer Meinung. Und er hatte recht. Doch ehe er etwas sagen konnte ...
... umwaberte sie plötzlich dichter Nebel – geradezu wie aus dem Nichts!
Im einen Augenblick standen die fünf Männer vor der Tür von Marias
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