DÄMONENHASS
kleinem Wohnwagen – und in den übrigen Zelten und Wagen des Lagers wurden Lampen entzündet und Stimmen erhoben sich – und die Luft war trocken und kalt. Dann plötzlich, als hätten die Erde und der Wald heftig ausgeatmet, spülte dichter Bodennebel um ihre Beine, und die Luft wurde feucht, sogar schmierig. Ein Wachposten brachte gerade noch ein »Was denn?«, ein anderer ein »Hä?« hervor, bevor der Dunst dichter wurde, sich durch die Bäume wand und die Umrisse des Lagers verschwimmen ließ.
Dann erklang Maria Babenis Aufschrei aus dem Wagen!
Wie von einer Sehne geschnellt sprang Heinar, ungeachtet der unheimlichen Stimmung der Nacht, die hölzerne Stufe des Wagens hinauf und warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Gleichzeitig war zu hören, wie Leder zerfetzt wurde, und der Wagen schwankte leicht.
Unter Heinars Gewicht barst die Tür nach innen, und eine Wand aus Nebel nahm ihn auf, wand sich um ihn und strömte nach draußen wie Wasser aus einem gebrochenen Damm. Dann war der Hagi drinnen, Turgo folgte ihm dicht auf dem Fuß, und die nackte, schluchzende Maria brach in ihren Armen zusammen.
In einer Seitenwand klaffte ein Loch. In der zerrissenen Lederhaut sahen sie wie in einem Rahmen die hoch gewachsene, bleiche Gestalt Shaitans in die Nacht entfliehen. Turgos Bolzen steckte in seiner Schulter, und sein Blut floss reichlich ... aber nicht nur Blut. Denn Shaitan atmete einen wallenden, wabernden Nebel aus, und die Poren seines Körpers, die wie winzige Münder offen lagen, stießen einen milchigen Dunst aus, etwa so wie eine Schnecke Schleim absondert!
Turgo fluchte, löste sich unsanft aus Marias Armen, feuerte seinen zweiten Bolzen durch das Loch in Shaitans Nebel hinein und hoffte, ihn zu treffen. Aber nein, kein Schrei erklang, und ein rotäugiger Schatten hetzte mit langen, lautlosen Sprüngen durch das nebelfeuchte Unterholz.
»Lasst euren Wolf los!«, brüllte Heinar den Männern vor dem Wagen zu.
Mit einem Knurren raste das Tier davon, und die Wachposten liefen hinterher. »Ja, lauft ihm nach!« Turgo lehnte sich aus der Tür und feuerte sie an. »Aber fangt ihn nicht erst – tötet ihn an Ort und Stelle!« Wenn ihr könnt ...
Heinar hatte seinen Mantel um das Mädchen gelegt. Sie legten sie aufs Bett, untersuchten ihre Kehle. Nichts, nur Schrammen, und weitere auf ihrem Leib. Sie gingen behutsam vor und warfen nur flüchtige Blicke auf ihren nackten Körper, doch das genügte. Die Zeichen waren unverkennbar.
Marias Worte bestätigten ihre unausgesprochenen Gedanken: »Ich ... hatte gedacht, ich träume.« Ihre Stimme war nur ein leises Schluchzen. »Aber ... als ich erwachte, da ... da wusste ich, was er getan hatte. Ich ... ich konnte ihn doch nicht aufhalten! Ich schwöre es! Er ... er hat diese Macht. Sie liegt in seinem Blick ...«
Heinar rief nach den Frauen und ließ Maria in ihrer Obhut zurück. Wenig später fragte er Turgo am Lagerfeuer: »Nun, was jetzt?«
Der Nebel lichtete sich, sickerte in den Boden und verschwand. Die Sterne schienen wieder hell, und der dahineilende Mond war gerade aufgegangen. In weiter Ferne erklangen leise, schwache Rufe aus dem Wald. »Für den Augenblick«, antwortete Turgo, als die Rufe erstarben, »warten wir ab und sehen zu, ob sie ihn erwischen.«
Heinar grunzte, nickte und sagte: »Nun, Turgo Zolte, es scheint, als stünden die Szgany Hagi tief in deiner Schuld. Ich für meinen Teil werde das nie vergessen. Hah! Wer könnte schon eine Nacht wie diese vergessen? Aber wenigstens sind Jung Vidra und das Mädchen wohlauf.«
Der andere antwortete nicht, starrte nur ins Feuer und fragte sich: Wohlauf, ja? Sind sie das wirklich?
Vor dem Morgengrauen kehrten zwei der drei Männer zurück. Sie waren von dem dritten Wächter getrennt worden und hatten ihn seitdem nicht mehr gesehen. Weder ihn noch seinen Wolf.
Bei Sonnauf sah Heinar, wie Turgo sein kleines Zelt und einige wenige persönliche Gegenstände zusammenpackte und die Nase in die von Osten herüberwehende Brise hob und schnupperte. »Hast du etwas vor?«, fragte er.
»Mit nichts kam ich zu euch«, gab Turgo zur Antwort, »und viel mehr nehme ich auch nicht mit. Das Wenige, was ich besitze, habe ich mir verdient. Irgendwelche Einwände?«
»Keinen. Aber ich lasse dich nur ungern ziehen. Hat dich die letzte Nacht aufgewühlt? Liegt es an dem Mädchen? Was geschehen ist, war nicht ihre Schuld. Dieser Shaitan steckt voller übler Künste. Sie gäbe immer noch eine gute Ehefrau ab ...
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