DÄMONENHASS
für den einen oder anderen.«
»Für den hier nicht.« Turgo schüttelte den Kopf. Dann umarmte er den anderen aus einer plötzlichen Rührung heraus und sagte: »Höre auf mich, Heinar ... Nimm dich in Acht!«
Der Hagi machte sich erstaunt los. »Ich nehme mich stets in Acht«, antwortete er. »Aber wovor diesmal?«
Turgo zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. »Etwas Unschuldiges ist gegangen«, sagte er schließlich. »An seine Stelle ist etwas voll finsterer Kenntnisse getreten, machtvoll und böse. Wie einst die Szgany Ferenc sind nun auch die Szgany Hagi davon berührt worden.« Mit grauem Gesicht wandte er sich zu Heinar und packte ihn an den Schultern. »Höre: Ich kann nicht ertragen, es ein zweites Mal mit ansehen zu müssen, nicht bei dir und den deinen, und nichts dagegen tun zu können! Aus dem Westen bin ich gekommen, also ziehe ich weiter nach Osten.«
Stirnrunzelnd fragte Heinar: »Und wenn dieses Böse hier lauert, wie soll ich mich davor hüten?«
»Hauptsächlich mithilfe deines scharfen Blickes. Und wenn du es siehst, mach es nieder! Einer deiner Männer ist nicht zurückgekehrt. Wenn er noch kommt, behalte ihn im Auge – ihn und seinen Wolf! Beobachte jene, die zurückkehrten, ebenso Maria Babeni! Und am offensichtlichsten – pass auf Vidra Gogosita auf!«
»Vidra? Seine Mutter ist außer sich. Offenbar ist er in der Nacht davongelaufen. Sein Fieber ...«
»Ach?« Das schien Turgo kaum zu überraschen. »Dann sprich ein Gebet, dass er nie zurückkommt. Hm, ja, und du solltest auch seine Mutter im Auge behalten.« Er hob sich sein Bündel auf die Schulter und setzte sich in Bewegung.
Heinar spürte die warme Sonne auf seinem wettergegerbten Gesicht und erlag einem trügerischen Gefühl des Wohlbefindens. »Ich denke, du übertreibst!«, rief er Turgo nach. »Das Böse, das mit Shaitan gekommen ist, die Krankheit, die er in sich trägt – beide sind mit ihm verschwunden. Und wo immer er auch sein mag, die Seuche wird ihn letztlich doch umbringen. Es gibt hier nichts mehr, vor dem man fortlaufen müsste.«
»Fortlaufen?«, rief Turgo über die Schulter, während er durch die Bäume schritt und das Sonnenlicht Muster auf ihn zeichnete. »Ja, vermutlich tue ich das. Es ist die einzige Art, die ich kenne, mich davon fernzuhalten.«
Als er stehen blieb und zurückblickte, waren seine Lippen schmal und grimmig. Dann sagte er: »In gewisser Hinsicht sind du und ich vom gleichen Schlag, Heinar. Schlägst du dein Lager etwa neben einer verseuchten Quelle auf? Nein, du weißt es besser. Nun, ich weiß es ebenfalls besser. Denn ich habe dieses Übel schon einmal gesehen und weiß, dass ich damit nicht leben kann. Lass mich dich also ein letztes Mal warnen, und ich bete, dass du meine Worte beherzigst: Sei wachsam, Heinar – sei wachsam!«
Aber die Sonne schien warm und tröstlich auf Heinar. Natürlich würde er wachsam sein – nun ja, eine Zeit lang. »Dann speise gut«, rief er Turgo hinterher, vielleicht ein wenig zu grob. »Bleibe gesund. Habe viele Kinder ... irgendwann.«
Turgos Nicken war seine einzige Antwort. Dann war er verschwunden ...
Turgo Zolte behielt recht: Heinar Hagi sollte acht lange Jahre benötigen, bis er Shaitans vampirischen Makel aus seinem Volk getilgt hatte, und diese Aufgabe erforderte die Beschneidung seines Stammes auf weniger als die Hälfte seiner gegenwärtigen Zahl. Es war dies die erste echte Schlacht des Menschen gegen den Vampir (wenn auch nicht gegen den Wamphyri), aus der viele wertvolle Erfahrungen zu künftigem Nutzen gewonnen wurden.
Was die Szgany Ferenc betraf, die in Turgos Geschichte von Oulio Ionescu eine Rolle gespielt hatten: Die Verseuchung in ihrem Blut wurde nie fortgewaschen, sondern blieb ihnen bis ans Ende ihrer Tage nicht nur in dieser Welt, sondern auch in einer weiteren erhalten.
Diese Geschichte ist jedoch bereits erzählt worden ...
DRITTES KAPITEL
In rasender Wut floh Shaitan aus dem Lager des Heinar Hagi. Er glitt durch die Nacht, die sein Element war, und bedeckte sich mit ihrer Finsternis. Doch ihm folgte ein Wachhund – eigentlich ein Wolf – dicht auf den Fersen. Und hinter dem Wolf kamen Sonnseiter, Szgany, die, wie er festgestellt hatte, mit den Trogs rein gar nichts gemein hatten. Es war schwer, solchen Leuten seinen Willen aufzuzwingen. Ihr eigener Wille war so stark! Shaitan hatte eher Gewalt über ihre Frauen, die zumindest seine Schönheit zu schätzen wussten. Aber schön zu bleiben, tatsächlich überhaupt
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