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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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am Leben zu bleiben – das war jetzt sein vornehmliches Ziel.
    Turgo Zoltes blutiger Hartholzschaft ragte aus seiner rechten Schulter und schmerzte ihn. Zwar konnte er einen Teil der Schmerzen durch bloße Willenskraft verbannen, nicht jedoch den Bolzen selbst. Der musste herausgezogen werden. Und trotz der unverminderten Geschwindigkeit seiner Flucht entlang des Waldrands holte der Wolf allmählich auf. Seine Augen waren denjenigen Shaitans in der Nacht und ihrer Finsternis nahezu ebenbürtig.
    Plötzlich ragten zu Shaitans Linker Felswände in die Höhe. Er holte weiter aus, glitt durch das unregelmäßige Laubwerk, erklomm einen niedrigen Felssims. Ranken und Kriechgewächse hingen von oben herab. Aber er hatte nicht vor, an ihnen emporzuklettern.
    Er rammte das gefiederte Ende des Bolzens in seiner Schulter in eine Nische und warf seinen Körper zur Seite. Der Bolzen zerbrach ... und Shaitan schrie auf. Blut floss, und sein Geruch entflammte ihn. Dann langte er mit der linken Hand hinter die Schulter. Die eiserne Pfeilspitze ragte einen Zoll weit hervor, aber ihm fehlten der Ansatz und die Hebelwirkung, um sie herauszuziehen. Er riss eine zähe Ranke herunter, warf sie in einer Schlinge über die Pfeilspitze und verknüpfte sie mit einer Kriechpflanze, die aus einer Spalte wuchs.
    Der Wolf hatte Shaitans Aufschrei gehört und witterte sein Blut. Knurrend kam er angerannt, sprang auf den Sims, scharrte kurz, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Dann sah er Shaitan, sprang ein weiteres Mal und schloss die Kiefer um seinen Arm. Das Gewicht des Wolfes warf Shaitan zu Boden. Ineinander verkrallt fielen sie von dem Sims; der Bolzen wurde Shaitan aus dem Rücken gerissen.
    Aus nicht allzu weiter Entfernung rief der Mann, der Shaitan am nächsten war, seinem Wolf zu: »Such ihn!« Aber der Wolf hatte Shaitan bereits gestellt, und dieser stand kurz davor, eine weitere schreckliche Waffe zu entdecken. In ihm war sein Vampir endlich herangereift. Sein gestaltwandlerisches Fleisch war das Fleisch Shaitans.
    In den Kiefern des Wolfes, die sich nun um die Knochen in Shaitans Unterarm geschlossen hatten, steckte die Kraft einer Bärenfalle. Sie sahen sich in die Augen – die einen tierhaft-gelb, die anderen dämonisch-scharlachrot – und dabei spürte Shaitan etwas von der Wildheit des Tieres. Ebenso sein Vampir, der ihn gleichermaßen wild gestalten musste. Etwas wurde zu seinem, ja, aus seinem Fleisch gezwungen! Er spürte ein Brennen in seinen Fingern, als stünden sie in Flammen, rasende Schmerzen in seinem Gesicht und Kiefer, die die Pein in seinem Rücken bei Weitem übertrafen. Und doch war diese zusätzliche Qual nicht ohne ... Lust?
    Es war den Gelegenheiten, da er seinen Vampirnebel heraufbeschworen hatte, nicht unähnlich; aber das hier hatte er nicht bewirkt, nicht wissentlich. Denn dies war die instinktive Antwort seiner Verwandlung, der Beharrlichkeit seines Vampirs, seiner Lust am Leben; und auf einmal war der riesige Wolf nichts weiter als ein Welpe!
    Shaitans Finger, die zu Klauen geworden waren, stießen in die Flanken des Tieres und zerfleischten sie. Seine Kiefer öffneten sich unmenschlich weit und verlängerten sich zu einer Albtraumhöhle voller gezackter Reißzähne, die aus dem blutspritzenden Zahnfleisch sprossen. Seine Augen waren schweflige Rundungen, die von blutroten Flammen durchzogen wurden. Er riss dem Wolf den Bauch auf und ließ das Gedärm herausquellen. Und als das Tier im Todeskampf das Maul öffnete, biss Shaitan zu – in seine Kehle. In einem Schauer aus Luft- und Speiseröhrenteilen, Knorpel, Knochen und Blut zerfetzte er sie!
    Binnen eines Augenblicks war der Wolf kein Wolf mehr, sondern nur noch ein zermalmter Kadaver. Er hatte nicht einmal aufgejault, sondern war voller Verblüffung schweigend verendet.
    Eine Sekunde verstrich .... eine weitere ... und eine dritte.
    »Lupé?« In der Nähe erklang eine Stimme. »Wo um alles ...?« Ein Mann trat aus dem Wald in das Licht der Sterne – und sah eben noch, wie sich etwas im Unterholz am Fuß der Steilwand bewegte. »Lupé?«, wiederholte der Mann, nun jedoch fragend und im Flüsterton, und hob seine Armbrust.
    Leicht gebückt lief er zu der Stelle unter der Steilwand. Als er sie erreichte, erhob sich die Finsternis vor ihm! Das Sternenlicht schimmerte auf dem Grauen namens Shaitan, das eine blutige Hand ausstreckte und ihn an der Kehle packte.
    Der Wächter wollte seine Waffe abfeuern – doch er hatte die Sicherung vorgelegt!

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