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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Hatte sie gelogen? Ihm etwas vorgemacht? Das schlechte Gewissen nagte an ihr. Anna hatte nie gelernt zu lügen. Schon gar nicht in solchen Situationen.
    Weller ließ das Handtuch sinken.
    »Denk nicht mehr dran. Es ist nicht wichtig.«
    Anna fühlte sich ertappt. Konnte Weller jetzt etwa schon Gedanken lesen, auch wenn sie sich nicht berührten? Dann müsste sich sie ab jetzt sehr in Acht nehmen. Doch sein nächster Satz zerstreute ihre Bedenken.
    »Ich werde den Karton entsorgen. Von wem hast du die Sachen bekommen?«
    »Das Kleid, ach so. Ich weiß es nicht. Ich dachte, von dir.«
    Anna verließ das Bad und ging hinüber in das Zimmer. Dort schlüpfte sie in ihre Sachen, wobei sie sich bemühte, dem Karton nichtzu nahe zu kommen. Weller folgte ihr, und wenig später war auch er angezogen. Er trug ein Poloshirt und eine helle Baumwollhose. Der legere Aufzug ließ ihn beinahe jungenhaft aussehen. Nur die Haare waren noch feucht und erinnerten daran, was sich in den vergangenen zwei Stunden zwischen ihnen ereignet hatte.
    »Willst du so auf den Ball?« Mit einem Grinsen schloss er die Schnalle seines Gürtels.
    Verwirrt strich Anna über den Stoff ihres Sweatshirts.
    »Mein Kleid ist gerade in Flammen aufgegangen, wenn du dich erinnerst. Was war damit eigentlich los?«
    »Vermutlich hast du eine Allergie.« Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Aber so kannst du nicht gehen.«
    »Tut mir leid. Aber ich habe nichts anzuziehen.«
    »Die ewige Klage.« Er trat auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Und die immer gleiche Antwort: Dann kauf dir was. Deine Kreditkarte hat ab sofort kein Limit mehr. Aber übertreibe es nicht. Für alles ab hunderttausend aufwärts musst du mit einem Rückruf der Bank rechnen.«
    Anna riss die Augen auf. »Hunderttausend?«
    »Dafür wirst du wahrscheinlich etwas Geeignetes finden.«
    Er kontrollierte noch einmal den Sitz seiner Kleidung. Erst als er den Karton hochhob und sich zur Tür wandte, erwachte Anna aus ihrer Verwunderung.
    »Moment. Was soll ich da eigentlich? Was ist meine Aufgabe auf diesem Ball?«
    »Du wirst repräsentieren. Und nebenbei ein Auge auf einen ganz bestimmten Gast haben.«
    »Also keine neuen Verträge?«
    »Nein.«
    Er stellte den Karton auf dem Schreibtisch ab und kam noch einmal zu Anna zurück.
    »Ich habe ein Treffen mit einer … nun, sagen wir, einer mir nicht gerade freundlich gesinnten Person. Ich will, dass du mir den Rücken etwas freihältst.«
    »Undwie soll ich das machen?«
    Weller hob die Hand und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er machte das so behutsam, dass Annas Kehle trocken wurde. Verdammt, dachte sie. Was hast du da bloß angerichtet? Er empfindet doch nicht etwa auch etwas für dich?
    »Mehr, als du denkst«, antwortete er mit leiser Stimme.
    Anna wurde abwechselnd heiß und kalt. Sie wollte etwas sagen, doch die Worte wirbelten zusammenhanglos durch ihren Kopf.
    »Sei einfach das, was du bist.«
    »Okay.« Sie schluckte. »Aber ich kann keinen Walzer.«
    »Oh doch. Du kannst.«
    Er küsste sie auf die Wange und ließ sie allein. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, setzte sich Anna auf das zerwühlte Bett und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken und Gefühle zu bringen. Sie hatte ihn doch angelogen! Sie liebte Weller nicht. Im Gegenteil: Sie hasste ihn, weil er ein rücksichtsloser Lügner war, der eiskalt nur an seine eigenen Interessen dachte.
    Aber wie konnte sie so jemandem sagen, dass sie ihn liebte? Das war ja furchtbar! Es war ihr so leicht über die Lippen gekommen und aus ihrem Herzen gesprudelt. Anna lauschte in sich hinein und versuchte verzweifelt, Klarheit zu gewinnen. Konnte man einen Menschen denn gleichzeitig lieben und hassen? Und beides auch noch mit einer derartigen Stärke?
    Mit einem lauten Seufzer gab sie auf. Sie sah nur einen Ausweg aus dem Dilemma, nur eine Möglichkeit, sich abzulenken. Sie stand auf, schlüpfte in ihre Sneaker und schnappte ihre Handtasche. Vermutlich war das die beste Lösung. Einkaufen.
    Carl Weller ließ den Karton von einem Zimmermädchen abholen und entsorgen. Schaden konnte er nicht mehr anrichten. Selbst wenn die Neugier groß sein sollte und doch noch jemand einen Blick auf den Inhalt warf, so blieb das ungefährlich. Diese Dinge waren für Anna bestimmt, für niemanden sonst. Sie hätten sie beinahe das Leben gekostet.
    Jemandwollte ihn um seine Amazone bringen. Und Weller musste nicht lange überlegen, um zu wissen, wer es war.
    Er nahm ein

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