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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Da außer ihnen keine Kunden anwesend waren, warteten beide gespannt auf Vickys großen Auftritt.
    »Wow!«
    HocherhobenenHauptes trat Vicky vor die kritischen Blicke ihres Publikums und drehte sich einmal elegant um die eigene Achse. Sie trug eine Kreation aus raschelnder sonnengelber Seide, die wunderbar zu ihrem etwas dunkleren Teint passte. Anna schlug die Hände zusammen und sprang auf.
    »Das ist es. Du siehst umwerfend aus!«
    Vicky stellte sich vor den Spiegel und drehte und wendete sich.
    »Findest du wirklich?«
    »Es ist wie für dich gemacht!«
    Der Stoff war etwas fester und schimmerte dezent. Das Kleid war körpernah geschnitten und sprang erst ab den Knien zu einem weiten Volant auf.
    »Ich hätt’ auch noch die passenden Schuhe!«
    Offenbar hatte die Verkäuferin endlich verstanden, dass sie hier tatsächlich zwei potentielle Kundinnen vor sich hatte. Sie eilte davon und kam wenig später mit mehreren Kartons zurück. Die nächsten Minuten verbrachten die drei Frauen mit der Anprobe und heißen Diskussionen für oder gegen ein bestimmtes Paar.
    »Die sind es.«
    Anna hielt Vicky die Schuhe hin, die sie bereits am Anfang anprobiert hatte. Es waren zarte Riemchensandaletten, dezent verziert mit glitzernden Kristallsteinen. Vicky nahm sie Anna ab, drehte sie um und sah auf den Preis.
    »Oh. Was … was kostet denn alles zusammen?«
    Anna winkte ab. »Mach dir darum keine Sorgen. Ich zahle das für dich.«
    »Nein. Das geht nicht. Das möchte ich nicht.«
    »Keine Widerrede!« Anna drehte sich zu der Verkäuferin um. »Das geht alles zusammen auf meine Rechnung.«
    »Sehr gerne, gnä’ Frau!«
    Jetzt war es an Anna, hinter dem Rücken der Dame die Augen zu verdrehen. Vicky grinste sie an.
    »Du bist dran!«
    Es dauerte nicht lange, und Anna hatte genau das Richtige gefunden: eine Robe aus bodenlangem sandfarbenen Chiffon, bestickt mit mattschimmernden Pailletten. Als die beiden mit Einkaufstüten beladen das Geschäft verließen, sah Anna auf ihre Armbanduhr.
    »Mein Gott! Schon so spät!«
    »Reicht es noch für einen Kaffee? Oder einen Verlängerten, wie die Eingeborenen sagen?«
    Beide prusteten wieder los. Anna achtete nicht auf ihr schlechtes Gewissen. Termindruck hin oder her, das hier war wichtiger. Sie hatte ihre Freundin wiedergefunden. Da musste der Ball warten – und mit ihm schlimmstenfalls sogar Weller.
    »Wie wäre es mit einer Sachertorte?«
    »Au ja!« Vicky hakte sich bei ihr unter, und gemeinsam schlenderten sie zurück. »Die hab ich noch nie gegessen. Ich war auch noch nie in Wien! Und erst recht nicht auf einem Ball. Ach Anna, haben wir es nicht gut getroffen?«
    Etwas hinderte Anna daran, ihrer Freundin vorbehaltlos zuzustimmen. Sicher, ein Außenstehender hätte sie nur beglückwünschen können. Ein Spesenkonto ohne Limit, First-Class-Flüge, die teuersten Hotels … und nicht zuletzt der beste Liebhaber, den es unter der Sonne gab. Doch Anna behielt ihre Gedanken für sich, denn Vicky schien es nicht so gut getroffen zu haben wie sie.
    Munter plaudernd erreichten sie ihr Ziel. Auf der Hotelterrasse ließen sie sich nieder, und Anna bestellte zwei Verlängerte samt Torte. Vicky seufzte tief und sah sich um.
    »Das ist also das berühmte Sacher. Hier würde ich auch gerne mal wohnen. Ich wohne in einer netten Pension im achten Bezirk. Und du?«
    Anna stellte die Tüten neben sich auf den Boden. »Hier.«
    »Wirklich? Wow! Das ist ja großartig!«
    Anna war dankbar, dass Vicky sich so ohne Vorbehalte für sie freuen konnte. Dennoch musste ihre letzte Begegnung angesprochen werden. Etwas war geschehen, das den Charakter ihrer Freundin verändert hatte.
    »Wiegeht es dir bei Sandrine?«
    Vicky schloss den Reißverschluss ihrer Jacke, denn unter freiem Himmel wurde es bereits empfindlich kühl. »Gut. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich eigentlich für sie machen soll, aber sogar das Nichtstun bewegt sich bei ihr auf höchstem Niveau. Meistens halte ich Stallwache in ihrer Galerie. Und da du weißt, in welcher Preisklasse sich diese geschlachteten Viecher auf der Leinwand dort bewegen, kannst du dir auch vorstellen, dass das ein ziemlich ruhiger Job ist. – Und wie geht es dir? Du siehst großartig aus!«
    »Danke.«
    Unsicher fuhr sich Anna über ihre Haare, die sie noch feucht zurückgekämmt und zu einem schlichten Knoten geschlungen hatte. Adieu Abendfrisur. Mehr als Lippenstift und Wimperntusche hatte sie nicht mehr zur Verfügung.
    Vicky beugte sich vor. »Lass dich mal

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