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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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der Obstschale und biss hinein. Ihr Blick fiel aus dem Fenster hinunter auf die Terrasse, wo schon wiederalle Tische besetzt waren und Sachertorte im Akkord für die hungrigen Gäste serviert wurde.
    Auch wenn sie ihren Gefühlen ein Stück nähergekommen war, eine Lüge stand trotzdem zwischen ihnen. Sie hatte ihm verheimlicht, dass die Baronesse sie eingeladen hatte. Und sie hatte weiter so getan, als ob alles, was sie bis jetzt erlebt hatte, nur ein Traum gewesen wäre. Aber es war ein gefährlicher Traum, in dem es um Leben, Tod und Unsterblichkeit gegangen war. Wellers großes Geheimnis lag darin verborgen, sie war ihm auf der Spur. Wollte sie es wirklich ergründen?
    Weller trat aus dem Hotel heraus und ging in Richtung Kärntnerstraße. Zielstrebig, aber nicht eilig lief er bis zum Ende der Fußgängerzone, wo eine dunkle Limousine am Fahrbahnrand geparkt hatte. Neugierig öffnete Anna das Fenster und beugte sich hinaus. Sollte Jean-Baptiste nicht in Sizilien sein und sie vom Flughafen abholen? Doch nicht der Fahrer öffnete die Tür. Jemand anderes ließ die Scheibe auf dem Rücksitz herunter, um Weller zu begrüßen. Im Halbschatten des Fonds erkannte Anna Sandrines Profil.
    Der Apfel fiel aus ihren Händen auf das Vordach, kollerte herab und verfehlte nur um Haaresbreite eine japanische Touristin, die entsetzt nach oben blickte. Anna fuhr zurück und schloss das Fenster. Das letzte Bild hatte sich auf ihre Netz haut eingebrannt. Weller, wie er sich herabbeugte und Sandrine küsste.
    Der Wohnsitz der Baronesse war ein Palais aus dem achtzehnten Jahrhundert im 1. Wiener Bezirk, der Inneren Stadt. Er hatte einst einem reichen Tuchhändler gehört, der die umliegenden Gebäude von reichen Ungarn und Österreichern abgekauft und den Palais in seinem heutigen Grundriss errichtet hatte. Steine aus dem Kaiserlichen Steinbruch waren verwendet worden, um damit die Eingangspilaster und die barockklassizistische Fassade zu verschönern.
    Anna hatte sich die Tafel neben dem Eingang durchgelesen undbetätigte nun die Klingel. Wenig später ertönte ein leises Summen, und sie trat ein.
    War der äußerliche Eindruck des Hauses schon überwältigend, so konnte Anna sich gar nicht sattsehen, als sie die Eingangshalle mit der gewaltigen Marmortreppe betrat. Blattgold und Stuckverzierungen waren wie neu. Das Treppengeländer mussten die besten Schmiedekünstler gefertigt haben, vergoldete Familienwappen schmückten den Aufgang, der mit einem dicken Perserteppich belegt war. Am Ende der Treppe wartete Henry.
    »Das Fräulein Sternberg«, begrüßte er sie. »Kommen’S, die gnädige Frau wartet schon.«
    Er ging voran und führte sie durch einen langen Flur mit spiegelndem Parkett. Anna erinnerte es an Schlösser und Herrenhäuser, die man sonntags besichtigen konnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand inmitten dieser prachtvollen Antiquitäten auch tatsächlich lebte. Erst als sie einen ganz in Blau gehaltenen Salon durchquert hatten und in einer Bibliothek eintrafen, wurde es etwas gemütlicher. Hatten die repräsentativen Räume eher gewirkt wie ein Museum, wurde hier deutlich, dass diese von einem quirligen, wissensdurstigen Geist belebt wurde. Gewaltige Bücherstapel lagen auf Tischen und Bänken. Die Regale reichten bis zur Decke. In einem kleinen Erker standen drei Sessel um einen Tisch. Henry verbeugte sich und bat Anna, Platz zu nehmen. Dann verließ er sie.
    Kein Wunder, dass Weller die Baronesse als Universalgelehrte beschrieben hatte. Die Bücher sahen allesamt gelesen und wie immer wieder gerne benutzt aus. In Leder gebundene Prachtausgaben lagen auf Lesepulten. Ein großer Globus fesselte Annas Aufmerksamkeit. Er musste sehr alt sein, denn die Kontinente, die auf ihm abgebildet waren, erinnerten in ihren Umrissen nur vage an die Landkarten aus neuerer Zeit. Anna stand auf und sah sich die Antiquität genauer an. In den Wellen der Ozeane schwammen Meeresungeheuer. Ihre Darstellung erinnerte sie an alte Stiche. Die Menschen in früheren Zeiten hat tenWale gesehen und ihre Eindrücke dann etwas übertrieben nachgemalt. Anna stupste die Kugel sanft an. Sie rotierte und blieb so stehen, dass ihr Blick auf Nordafrika und Südeuropa fiel. Sie erkannte die Umrisse von Malta, Korsika und Sardinien. Auch dort gab es Ungeheuer. Sie beugte sich vor. Skorpione …
    »Sieh an!«
    Anna erschrak. Die Baronesse hatte sich ihr so leise genähert, dass sie sie nicht kommen gehört hatte. Sie stand direkt hinter ihr und

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