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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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wunderbare Weise getröstet und verstanden.
    »Ja«, sagte sie.
    Die Klarheit dieser Aussage überraschte sie. Ich liebe ihn. Ich habe nicht gelogen. Er ist der Mann meines Lebens, aber leider ist er es nicht wert. Die Traurigkeit übermannte sie wieder. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten. Die Baronesse ließ ihr ein wenig Zeit, sich zu fassen. Dann reichte sie Anna eine Serviette, damit sie sich die Augen abtupfen konnte.
    »Dann hat Carl Weller also wieder eine Amazone gefunden.«
    »Ja!« Anna ließ das Tuch sinken. »Genau das hat Sandrine auch gesagt! Und … dass ich für ihn sterben würde.«
    »Nun, in gewisser Weise werden Sie das dann wohl auch.«
    Anna starrte die alte Dame an. Erst dachte sie, sie hätte sich verhört. Doch der Ernst, mit dem diese Annas Worte bestätigte, war nicht gespielt.
    »Sie werden hinunter in einen Vulkan gehen. Weil das die einzige Möglichkeit ist, ihn zu retten.«
    »Wovor denn zu retten?«
    Die Baronesse seufzte abgrundtief.
    »Das ist wieder einmal typisch Carl. Er hat Ihnen noch gar nichts gesagt, nehme ich an. Dabei haben wir heute den zwanzigsten Oktober!«
    »Und das bedeutet?«
    »In vier Tagen tritt die Sonne in das Zeichen des Skorpions. Sie werden einen Auftrag erhalten und ihn auch erfüllen.«
    »Ähm …« Anna schob den Kuchenteller von sich weg. Of fenbarkonnte die Baronesse auch hellsehen. »Okay. Kein Problem. Das ist ja mein Job. Aber warum ist das so gefährlich, dass ich dabei draufgehen soll?«
    »Weil zwei Amazonen vor dir nicht zurückgekommen sind.«
    »Meine Vorgängerinnen.«
    Ihr wurde einiges klar. Warum Sam sich immer herausgeredet hatte, wenn sie ihn darauf angesprochen hatte. Ihr wurde langsam ungemütlich.
    »Und was haben sie falsch gemacht?«
    »Ihre Liebe war nicht groß genug.«
    »Das ist doch Unsinn. Es geht hier gar nicht um Liebe. Ich bin Wellers persönliche Assistentin. So weit geht meine Loyalität nun auch wieder nicht, dass ich für ihn freiwillig in einen Vulkan klettern würde.«
    »Wirklich nicht?«
    Die Baronesse musterte sie mit einem rätselhaften Blick.
    »Wirklich nicht«, antwortete Anna.
    Sehr bedauerlich, dass alle, mit denen sie es zu tun bekam, ein bisschen durcheinander waren. Die Baronesse machte auf den ersten Blick einen durchaus vernünftigen Eindruck. Aber offenbar hatte sie in ihrer Bibliothek zu viele Nächte über Meeresungeheuern gebrütet. Mittlerweile war Anna einiges klar geworden. Es ging hier um dunkle Mächte und dubiose Verträge. Aber dass sie selbst Teil dieses Spiels sein und noch dazu freiwillig ihr Leben opfern sollte, konnten ja nur weltfremde Optimisten annehmen. Sie hatte nicht vor, in irgendeinen Vulkan hineinzuspazieren. Selbst wenn Weller sie auf Knien darum bitten würde.
    »Vielleicht ändern Sie Ihre Meinung ja noch«, sagte die alte Dame.
    Wohl kaum. Anna stand auf.
    »Vielen Dank für den Kuchen und den Kaffee. Aber ich liebe mein Leben zu sehr und werde es bestimmt nicht für einen Job riskieren.«
    »Dafür nicht. Aber vielleicht für Carl Weller? Einen Moment noch, mein Kind. Ich muss Ihnen noch etwas erzählen.«
    Sieklopfte leicht mit der Hand auf den Sessel neben sich. Widerwillig nahm Anna ein letztes Mal Platz.
    »Carl Weller ist auf andere Art in unseren Kreis eingetreten als die meisten von uns. Ich habe mir immer gewünscht, dass er auch anders wieder herauskommt. Er war noch ein Kind, ein Junge von zwölf Jahren, als er seine Seele dem Meistbietenden verpfändet hat. Warum er das getan hat, können wir alle nur vermuten. Tatsache aber ist, dass er dreißig Jahre lang Sandrines Ghul war, bevor es ihm gelang, sie zu einem Zweikampf zu fordern.«
    »Was ist ein Ghul?«
    »Ein Diener.«
    »Ah. So jemand wie Jean-Baptiste? Oder Henry?«
    Die Baronesse nickte.
    Anna schluckte. Es war schon eine Zumutung, überhaupt für Sandrine zu arbeiten. Aber dreißig Jahre ihr Ghul zu sein … innerlich schüttelte es sie.
    »Als Ghul unterliegen Sie anderen Gesetzen als denen der Unsterblichen. Sie altern beispielsweise. Sie empfinden. Sie müssen gehorchen. Sie dienen, Sie befehlen nicht. Deshalb ist es so immens schwierig, aus dieser Position heraus zu agieren. Weller hat das geschafft. Er hat Sandrine so in die Enge getrieben, dass sie eigentlich schon verloren hatte.«
    »Und warum nur eigentlich?«
    Die Baronesse lächelte.
    »Wie ich schon sagte: Ein Ghul empfindet. Mehr zumindest als ein Imperator. Die sind nur zu den großen Gefühlen fähig: Liebe und Hass. Die

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