Dämonenherz
eine neue beginnen. Mit Anna.«
»Ich will sie nicht mit hineinziehen.«
»Das hast du schon längst getan.«
»Ja!« Weller sprang auf. »Aber ich will es nicht!«
Die Baronesse nahm ihre Tasse und trank einen Schluck Kaf fee.Er war inzwischen kalt geworden. Sie verzog leicht das Gesicht und stellte sie wieder ab.
»Es gibt nur eine Lösung.«
Weller fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Er blieb vor der Weltkugel stehen und starrte sie an. Sein Blick fiel auf die Skorpione vor Sizilien, und für einen Moment sah es so aus, als ob die Ungeheuer zum Leben erwachen würden.
»Ja«, sagte er leise. »Nur eine Lösung.«
20 .
A nna kam gerade noch rechtzeitig am Flughafen an, um mit Weller in die Maschine zu steigen. Sie verriet nicht, wo sie gewesen war, und auch Weller war ungewöhnlich schweigsam. Er saß zwei Reihen vor ihr, arbeitete wichtig aussehende Akten durch und tätigte mehrere Anrufe in Sprachen, die Anna noch nie gehört hatte. Viel bekam sie auf ihrem Sitz sowieso nicht mit. Es war eine achtsitzige Cessna, und die Stewardess, die sie sehr aufmerksam betreute, war ebenfalls zu schön, um wahr zu sein. Anna fühlte sich in ihrer Räuberkluft mittlerweile gar nicht mehr wohl. Die Sachen mussten dringend gewaschen werden, und sie war froh, ihren Kaffee zu trinken und in Ruhe gelassen zu werden.
Die Erklärungen der Baronesse wirbelten immer noch in ihrem Kopf herum. Es war absolut hirnrissig, für Weller zu sterben. Nach eigener Aussage hegte er wenig mehr Bedürfnisse für sie, als ihr den Hintern zu versohlen. Das reichte ja noch nicht einmal für einen One-Night-Stand. Geschweige denn, um für jemanden in einen Vulkan zu steigen.
Es sei denn, sie wüsste die richtige Antwort. Anna zermarterte sich das Gehirn, aber es fing schon damit an, dass sie keine Ahnung hatte, welche Frage ihr gestellt werden würde. Offenbar musste die Lösung ziemlich einfach sein, wenn man nur genug liebte. Ihre Vorgängerinnen hatten das nicht getan. Ihnen muss tenandere Dinge wichtiger gewesen sein. Anna fragte sich, ob ihr das auch passieren würde. Sie spürte Wellers Anwesenheit, auch wenn er nicht direkt neben ihr saß. Sie wusste nicht, woran es lag, aber sobald er einen Raum betrat, veränderte sich etwas. Alles wurde wichtiger, bedeutender. Man fühlte sich von ihm wahrgenommen, zumindest so lange, wie er das bisschen Selbstbewusstsein, das Anna in seiner Nähe entwickelte, mit einer einzigen Bemerkung vom Tisch fegte. Er war der rätselhafteste, widersprüchlichste Mann, der ihr je begegnet war.
Anna fürchtete, dass das nicht ausreichen würde. Sie musste sich über ihre Gefühle klarwerden, ohne Wenn und Aber. Bisher hatte es ihr immer geholfen, wenn der andere zuerst die Katze aus dem Sack gelassen hatte. Ich liebe dich, liebst du mich auch? Ohne Gegenleistung zu lieben hatte sie sich nur einmal gestattet. Er hieß Pinky Malone, war der Frontsänger einer Teenie-Band aus London und hatte nie von ihren Gefühlen erfahren. Trotzdem wäre sie in der Hitze ihrer vierzehn Jahre bereit gewesen, für Pinky jedes Opfer auf sich zu nehmen.
Warum hören wir eines Tages auf, einfach nur zu lieben? Warum fragen wir immer, was wir dafür bekommen? Bedrückt starrte sie aus dem Fenster, aber mehr als eine dichte Wolkendecke über den Alpen bot ihr dieser Ausblick auch nicht.
Es war ein kurzer Flug, kaum eine Stunde nach dem Start rollte die Cessna auf einer abgelegenen Landebahn des Frankfurter Flughafens aus. Weller verließ den Flughafen nicht, sondern wollte sich gleich auf den Weg zum Terminal für die internationalen Flüge machen. Wahrscheinlich düste er übers Wochenende nach Singapur oder Qatar, während sie es sich auf einer Baustelle gemütlich machen durfte.
»Es ist deine Entscheidung.« Weller stellte den Aktenkoffer ab und sah kurz auf seine Armbanduhr. »Ich brauche dich am Montag. Ich kann dich nicht ersetzen. Es wird ein harter Job, und du solltest dir genau überlegen, ob du ihn annehmen willst.«
»Was genau soll ich denn in Palermo erledigen?«
»Es geht wieder um einen Vertrag, der aus dem Keller geholt undüberbracht werden muss. Die Einzelheiten erfährst du noch früh genug.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Damit würde ich leben müssen.«
Er sah sie lange an. Anna versuchte, in seinen Augen etwas zu erkennen, das an ihre gemeinsamen Nächte erinnerte. Doch da war nichts. Nicht die kleinste Regung. Sein Ton war neutral und geschäftsmäßig. Er war ihr Chef, sie war seine
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