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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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bereuen.«
    Anna sah herab auf die schlohweißen, ordentlich frisierten Haare der Baronesse. Sie saß immer noch aufrecht in ihrem Sessel. Sie hielt ihre Kuchengabel in der Hand und spielte nervös damit herum. Ihre eigene Marillentorte hatte sie nicht angerührt. Schließlich schien sie sich einen Ruck zu geben.
    »Sie haben recht. Setzen Sie sich.«
    Annaatmete auf. Sie hatte geblufft und gewonnen.
    »Wer ist Carl Weller?«, fragte sie und nahm wieder Platz.
    »Er ist ein Imperator. Die höchste Stufe, die ein Unsterblicher auf der Erde erlangen kann.«
    »Ein Unsterblicher«, murmelte Anna. »Was ist das?«
    Die Baronesse schenkte ihr einen milden Blick. »Jemand, der ewig leben kann, wie der Name schon sagt. Dem unendliche Macht und gewaltige Ressourcen zur Verfügung stehen. Je nachdem, auf welcher Stufe der Hierarchie er sich befindet.«
    »Was steht über einem Imperator?«
    »Die Herrscher der Elemente. Ihre Macht steht unverrückbar fest. Das Höchste, was ein Imperator erreichen kann, ist das, was nach dem ewigen Leben kommt – ein eigenes Sternbild. Das haben aber erst zwölf Imperatoren geschafft, wie Sie jedem Horoskop entnehmen können. Und es ist auch schon einige Tausend Jahre her, seit das zuletzt gelungen ist.«
    Anna riss sich zusammen, damit die Baronesse ihr die Überraschung nicht ansehen konnte. Tu einfach so, als gehörte das zu deinen leichtesten Übungen. Maronispitz essen und dabei über Sternbilder und Unsterblichkeit plaudern. Sie zog den Teller wieder zu sich heran und pickte die Dessertkirsche auf, das Einzige, das sie übriggelassen hatte.
    »Und wie bekommt man so ein Sternbild?«
    »Man muss die anderen Imperatoren herausfordern und besiegen. Aber Carl Weller hat daran kein Interesse. Er ist seit dreihundert Jahren einer von uns. In dieser Zeit hat Europa einen großen Aufschwung erlebt. Jetzt beginnt das Gleiche in Pan-Asien. Er will nicht erobern, sondern bewahren. Damit ist er das genaue Gegenteil von anderen Herrschern, die den Krieg wollen. Es geht ein Riss durch die Führungselite. Australien und Afrika können sich noch nicht entscheiden, auf wessen Seite sie sich stellen. Wellers direkter Gegner ist Amerika.«
    »Sandrine.«
    Die Baronesse nickte und bestätigte damit Annas Befürchtungen.
    »SandrineBeaufort«, murmelte Anna. »Sie hat einige Dinge gesagt, die sehr beunruhigend klangen.«
    »Dass sie Wellers Imperium übernehmen möchte? Das will sie schon seit ewigen Zeiten. Sandrine ist ein ungezogenes kleines Mädchen, und sie wird es wohl auch bleiben. Leider hat sie sehr viel Macht. Das kann gefährlich werden. Im Moment spielt sie noch ein wenig damit herum. Achte also nicht auf das, was sie sagt.«
    »Ich bin mit ihr zur Schule gegangen. Wie kann sie dann seit Hunderten von Jahren hinter Europa her sein? Und warum sagt sie, dass ich für Weller sterben soll? Das verstehe ich nicht.«
    »Sie beide sind zusammen zur Schule gegangen?«
    Die Verwunderung stand der Baronesse ins Gesicht geschrieben. Anna hatte sie im Verdacht, dass sie von der entscheidenden Frage ablenken wollte.
    »Ja, wir waren in einer Klasse.«
    »Sie schlüpft in viele Rollen. Wenn sie in Europa ist, braucht sie eine plausible Existenz, um sich unerkannt unter die Sterblichen zu mischen. Es würde doch auffallen, wenn jemand über Jahrzehnte hinweg nichts von seiner Jugend und Attraktivität verliert. Deshalb nimmt sie immer wieder verschiedene Identitäten an. Die Zeit an Ihrer Schule war bestimmt nur vorübergehend.«
    »Ein Jahr. Dann habe ich sie aus den Augen verloren. Sie war damals alles andere als beliebt. Und wenn ich sie heute sehe, hat sie an ihrem Image nicht gerade gearbeitet. Warum ist sie so und Weller ganz anders?«
    »Langsam, langsam. Immer eins nach dem anderen. Wir alle haben einen Vertrag unterzeichnet, der uns mehr oder weniger große Opfer abverlangt. Die meisten akzeptieren das. Sandrine allerdings wollte schon immer ein bisschen mehr als die meisten.«
    »Weller.«
    Er hatte Sandrine geküsst. Ganz sicher hatte er das. So, wie er sich zu ihr herabgebeugt hatte … Ihr Herz wurde schwer. Wer machtehier wem eigentlich etwas vor? Die Baronesse beobachtete sie. Es war Anna unschwer anzusehen, wie unglücklich sie sich fühlte.
    »Lieben Sie ihn?«, fragte die Baronesse.
    »Bitte?«
    »Ob du ihn liebst, mein Kind. Wirklich, ehrlich und aufrichtig.«
    Anna sah der Baronesse in die Augen. Sie wirkten so gütig. Die Hand der Dame legte sich auf ihre. Plötzlich fühlte Anna sich auf

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