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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Schreibtisch, ließ sich auf den Stuhl fallen und starrte finster auf den schwarzen Monitor.
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie die Dokumente unbemerkt außer Haus schaffen sollte. Vielleicht leuchteten ja überall Alarmsignaleauf? Am Montag wäre das sicher kein Problem. Jetzt aber saß sie in ihrem Büro wie auf dem Präsentierteller. Lucy und Sam hatten ein waches Auge auf sie. Sie würden bemerken, wenn sie mit der Mappe das Haus verließ.
    Ein Lächeln glitt in Annas Mundwinkel. Natürlich! Sie brauchte die Mappe gar nicht. Sie brauchte nur die Übersetzung. Alles, was dafür nötig war, trug sie bei sich. Aus ihrer Jeanstasche holte sie die Visitenkarte der Baronesse von Hohengarden heraus. Deutsch – Mesopotamisch. Besser ging es ja gar nicht. Einen Moment überlegte sie, ob sie den Computer zu Hilfe nehmen sollte, dann entschied sie sich dagegen. Es wäre ein Leichtes für Lucy, sich in ihr Programm einzuloggen. Falls sie das nicht schon längst getan hat, überlegte Anna.
    Sie nahm Papier aus dem Drucker und machte sich an die Arbeit. Sie öffnete die Mappe und holte die beiden Schriftstücke heraus. Sie sahen anders aus als die, die sie bisher überbracht hatte. Sie waren älter und an einigen Stellen eingerissen. Brandflecken oder etwas anderes, Dunkles, war auf dem Blatt zu sehen. An einigen Stellen waren die Buchstaben nicht mehr zu erkennen. Anna überflog den Text und spürte sofort, wie eine kalte Hand nach ihrem Magen griff.
    Die Magie dieser Zeilen war offenbar selbst nach Jahrhunderten noch stark genug, um den Leser in ihren bösen Bann zu schlagen. Hastig holte Anna ihren Kieselstein aus der Hosentasche und legte ihn auf das Dokument. Sofort verschwand das unangenehme Gefühl. Sie begann, die Zeichen mit denen auf der Visitenkarte zu vergleichen. Nach kurzer Zeit hatte sie die Vokale erkannt, dann arbeitete sie weiter an den Konsonanten. Alles hing nun davon ab, ob das Dokument in einer bekannten Sprache geschrieben war. Nach kurzer Zeit atmete sie auf. Es war Latein. Die Abugidas waren nichts anderes als die Verschlüsselung des Alphabets. Das würde die Übersetzung wesentlich erleichtern. Die Visitenkarte der Baronesse ersetzte allerdings nicht das gesamte Alphabet. Die Buchstaben, die Anna nicht entschlüsseln konnte, ließ sie aus.
    Nacheiner Stunde hatte sie die erste Seite komplett übertragen. Ein kurzer Blick auf ihre Armbanduhr bestätigte ihr, dass sie bis zum Morgengrauen fertig werden würde. Sie machte sich einen doppelten Espresso. Auf dem Gang war es ruhig. Wahrscheinlich waren nun doch einige nach Hause gegangen, um ein paar Stunden zu schlafen. Ihr ging Sams Andeutung durch den Kopf. Höllisch viel zu tun, wie jedes Jahr um diese Zeit. Es war Sonntag, der zweiundzwanzigste Oktober.
    Sie trank aus und stellte die Tasse wieder zurück in ihr Fach im Wandschrank. Ein leises Geräusch verriet ihr, dass sie nun vollautomatisch gereinigt wurde. Alles in diesem Haus schien darauf angelegt, die Mitarbeiter nicht mit unwichtigen Dingen vom Wesentlichen abzuhalten. Wenn sie herausfinden wollte, was es mit diesem Vertrag auf sich hatte, musste sie sich beeilen.
    Je länger sie sich mit dem Dokument beschäftigte, desto leichter fiel es ihr. Das war mit den Rätseln früher genau das Gleiche gewesen: Hatte man erst einmal den Dreh heraus, welches Symbol für welchen Buchstaben stand, war die Lösung ein Kinderspiel. Noch bevor die Sonne aufging, war Anna fertig. Sie packte alles sorgfältig in ihre Aktenmappe und fand nun zum ersten Mal Gelegenheit, einen Blick aus dem Fenster zu werfen.
    Ganz langsam schob sich die Sonne durch die Wolken. Die Spitzen der anderen Türme tauchten aus dem Frühnebel auf wie Nadeln auf einem weißen Kissen. Ein Schwarm Krähen flog vorüber. Anna bewunderte die Anmut, mit der die Vögel immer neue Formationen flogen. Die Choreographie der Natur, dachte sie. Gibt es etwas Schöneres? Sie fragte sich, ob das jemals hier oben in dieser Etage bemerkt worden war.
    Sie nahm ihre eng beschriebenen Zettel, faltete sie zusammen und stopfte sie in den Bund ihrer Jeans. Für die Übersetzung brauchte sie ein Lateinwörterbuch.
    Draußen auf dem Flur war alles ruhig. Auf dem Weg zum Aufzug stellte Anna fest, dass die Hälfte der Schreibtische nicht mehr besetzt war. Auch von Sam und Lucy fehlte jede Spur. Erleichtert fuhr sie in den Keller. Die Sicherheitskontrollen über wandsie mittlerweile halbwegs routiniert. Als sie dem alten Herrn hinter dem Tresen die Mappe

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