Dämonenherz
Pelzdecke. Was machte er da? Sie versuchte sich zu erinnern, wann und wie ein Mann sich ihr je so genähert hatte, aber es gelang ihr nicht. Weller hob den Kopf.
»Ich will nicht, dass du an andere Männer denkst.«
Seine Hand streichelte genau die Stelle, an der eben noch seine Lippen gelegen hatten. Anna warf den Kopf zurück. Das war alles zu viel. Ein Mann, der Gedanken lesen konnte. Intimste Gedanken. Hatte es jemals so etwas gegeben? Wie furchtbar! Er soll aufhören, dachte sie nur. Er soll aufhören damit!
Weller hörte auf.
»Willst du das wirklich?«
Allein der Klang seiner Stimme reichte, dass alle Nervenenden in Annas Körper förmlich explodierten.
»Nein!«, rief sie. »Mach weiter! Bitte!«
Er stand auf und legte den Bademantel ab. Ohne nachzudenken, streifte sie den Pullover über den Kopf. Weller beugte sich über sie und begann langsam ihre Brüste zu liebkosen. Anna stöhnte und warf den Kopf zurück. Sie konnte nicht mehr nachdenken, nicht mehr kämpfen. Sie wollte nur, dass er nicht aufhörte, sie zu begehren. Wellers Hände streichelten ihre zarte Haut. Als seine Fingerspitzen ihre Brustspitzen berührten, konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Sie schien innerlich zu verglühen, sie würde in hellen Flammen stehen, wenn er nicht jetzt, jetzt gleich das tun würde, was sie in diesem Maß noch nie von einem Mann ersehnt hatte. Sie schämte sich nicht mehr. Sie ließ ihre Hände über seinen Körper wandern, spürte Kraft, Erregung und die Bereitschaft zu wildem, ungezügeltem Begehren. Sie umfasste seine Hüften und zog ihn über sich. Mit dem Denken hatte sie schon längst aufgehört. Das Fühlen war alles, was sie wollte, und sie vertraute sich bereitwillig seiner Führung an. Als er in sie eindrang, war es, als ob sich ein Wüstensturm über sie legen würde. Seine Lippen waren überall, er küsste ihre Brüste, leckte den Schweiß von ihrem Hals, seine Hände hoben sie hoch und trugen sie noch näher zu ihm. Plötzlich hielt er inne.
»Hastdu noch Angst?«
»Nein!«, stöhnte sie.
Sie jauchzte innerlich, als er sie mitnahm, irgendwohin, in ein Land, von dem Anna schon einmal gehört hatte, von dem sie aber niemals geglaubt hatte, es jemals zu betreten.
4 .
A nna öffnete die Augen und sah sich um. Sie wusste nicht, wie lange sie sich geliebt hatten, aber es mussten Stunden gewesen sein. Die Decke war herabgeglitten, sie lag unter einem seidenen Laken und spürte die kühle Nachtluft auf ihren Armen.
Er lag neben ihr und sah sie an. Anna erschrak. Sie war es nicht gewohnt, dass ein Mann sie beobachtete. Er musterte sie mit einem rätselhaften Blick und reichte ihr ein Glas Wasser, das sie begierig in einem Zug austrank. Sein Schweigen machte sie verlegen. Er war zu weit weg, um sich zärtlich an ihn zu schmiegen. Und Zärtlichkeit war bei diesem Mann nicht der erste aller Gedanken.
Sie entdeckte ihren Pulli in der einen und ihre Hose in der anderen Ecke des Zimmers. Trotz des Wassers war ihr Mund so trocken, dass sie es nicht wagte, ihn anzusprechen. Was war eigentlich passiert? Vorsichtig stand sie auf, die Pelzdecke wie eine Toga um sich geschlungen, und begann, ihre verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln.
»Wo willst du hin?«
Seine Frage klang klar und hart wie ein Peitschenhieb.
»Ich muss nach Hause.«
»Warum? Wartet jemand auf dich?«
Natürlich nicht. Und das wusste er ganz genau. Frauen, die sich so bedingungslos und schnell hingaben wie sie, hatten in denseltensten Fällen jemanden zu Hause. Sonst wäre sie nicht ohne jedes Zögern in sein Bett gekrochen, als wäre es die letzte Gelegenheit.
Ihre Stimme klang ärgerlicher, als sie war.
»Ich weiß nicht, wann Ihr Tag beginnt, Herr Weller. Aber meiner startet um sechs. Also möchte ich mich gerne duschen und dann noch für ein paar Stunden zurückziehen. Ist Ihnen das recht?«
Weller setzte sich auf. Er war immer noch nackt und schien sich nicht das Mindeste dabei zu denken. Sein Körper schimmerte im sanften indirekten Licht der Schlafzimmerbeleuchtung und schien aus Bronze gegossen. Ein Bein hatte er angewinkelt, das andere ausgestreckt, und das Spiel seiner Muskeln war Anna mittlerweile sehr vertraut. Er griff nach der Bettdecke und legte sie mit einem anzüglichen Lächeln genau über die Stelle seines Körpers, die Anna noch vor Kurzem an den Rand der Raserei gebracht hatte. Sie lief von der einen Zimmerecke in die andere und kam sich selten dämlich vor. Sie öffnete eine Tür, doch dahinter verbarg
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