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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Anna unfähig war, sich zu rühren, schienen seine dunklen Augen für einen Moment aufzuglühen.
    »Wir haben wenig Zeit.«
    Anna warf einen Blick über die Schulter zu der Parkhaustür. Jeder weitere Fluchtweg war ihr abgeschnitten. Ihre Kehle war eng, sie spürte, wie der letzte Rest von Kraft ihre Glieder verließ.
    »Wer sind Sie?«, flüsterte sie.
    Der Mann fuhr über die Leiste der geöffneten Fahrertür. Erst jetzt bemerkte sie, dass er Handschuhe trug.
    »Ichbin der Diener meines Herrn«, antwortete er. Seine Stim me war leise und eindringlich. »Und mein Herr wartet nicht gerne.«
    »Weller?«, stieß Anna hervor.
    Der Fahrer hob seine buschigen Augenbrauen, die dem schmalen Gesicht etwas Raubvogelhaftes verliehen.
    »Weller«, gab Anna sich selbst die Antwort.
    Mit einem Seufzer stieg sie ein und sank in nachtschwarze Lederpolster. Die Tür schlug mit einem satten Ton zu. Der Fahrer setzte sich hinter das Steuer und startete den Wagen. Nur durch eine minimale Vibration spürte Anna, dass der Motor angesprungen war. Langsam setzte sich das Auto in Bewegung und steuerte auf den Ausgang zu. Als sie die Schranke erreichten, hob sie sich wie von Geisterhand. Erst als Anna durch die getönten Scheiben erkennen konnte, dass sie tatsächlich ohne Behinderung die Straße erreicht hatten, löste sich die schlimmste Spannung in ihr. Vorsichtig, damit der Fahrer im Rückspiegel ihre Neugier nicht bemerkte, sah sie sich um. Der Wagen musste ein Vermögen gekostet haben. Er glitt leise wie auf Schienen durch den Verkehr und war so groß, dass sie sogar auf dem Rücksitz bequem die Beine ausstrecken konnte. In die Vorderlehnen waren Bildschirme eingelassen, vermutlich für einen DVD-Player oder das Laptop. Ein silberner Knopf unter der Mittelkonsole erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie beugte sich vor, drückte darauf, und eine komplett ausgestattete Minibar glitt ihr entgegen.
    »Gläser befinden sich links von Ihnen in dem Palisanderfach. Wenn Sie sich bitte anschnallen würden?«
    Der Fahrer hatte ihre Bewegungen registriert, aber seine immer noch absolut neutrale Stimme ließ nicht darauf schließen, was er davon hielt. Anna legte den Gurt an und ließ dann ihre Fingerspitzen vorsichtig über das glänzende Wurzelholzfurnier streichen. Geräuschlos öffnete sich ein weiteres Fach mit zwei geschliffenen Champagnerflöten aus Kristall.
    Okay, dachte sie. Dann zeig jetzt mal, was du in den letzten zwölf James-Bond-Filmen gelernt hast. Cool bleiben in allen Lebenslagen und nach geglückter Flucht Champagner trinken.
    Sielegte die Kamera und den Umschlag auf den Sitz neben sich, nahm eine Piccoloflasche mit vielversprechendem Kapselverschluss und öffnete sie. Während sie sich einschenkte, schüttelte sie innerlich den Kopf über sich. Sie trank das Glas in einem Zug leer. Auch dies schien der Fahrer geflissentlich zu ignorieren.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    Obwohl der Diener seines Herrn gerade an einer Ampel hielt, reagierte er nicht auf Annas Frage. Anna spürte, wie der ungewohnte Alkoholgenuss sie entspannte. Der Mann wusste, wie man Auto fuhr. Also hatte er wohl auch eine vage Vorstellung, wohin er mit ihr wollte.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf. »Wohin fahren wir?«
    Offenbar hatte er auch die Gabe zu partieller Taubheit.
    »Hallo? Wohin geht die Reise? Was hat Weller mit mir vor?«
    Die Ampel sprang auf Grün, und der Wagen rollte wieder an. Annas Hand zuckte an den Türgriff. Mit einem schnalzenden Geräusch verriegelten die Schlösser. Anna war gefangen. Das sah schon lange nicht mehr nach einer Actionkomödie aus. Eher nach einer Entführung mit ungewissem Ausgang.
    »Wenn Sie mir nicht sofort sagen, wohin Sie mich bringen, rufe ich die Polizei!«
    Täuschte sie sich, oder zeigten sich kleine Lachfältchen um die tiefliegenden Augen des geheimnisvollen Fahrers? Sie tastete nach ihrem Handy und starrte auf das Display. Es hatte keinen Empfang. Vermutlich war dieses Was-auch-immer ein gepanzerter Faraday’scher Käfig. Mutlos ließ sie das Telefon sinken. Plötzlich erschien ihr die Vorstellung, statt von Weller von der Polizei gefangengenommen zu werden, gar nicht mehr so schrecklich. Aus diesem Wagen schien es kein Entrinnen zu geben. Genauso wenig, wie Unerwünschtes hereinkam, kam Erwünschtes heraus. Und offenbar wollte Weller sie an einen ganz bestimmten unbekannten Ort bringen.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie.
    Selbstverständlich war es das Letzte, jetzt an Essen zu denken. Aber vielleicht hielt

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