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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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der Chauffeur ja irgendwo an, wo sie um Hilfe bitten könnte. Sie mussten bereits die Innenstadt verlassen haben, der Verkehr wurde fließender, und Anna erkannte den Autobahnzubringer Richtung Frankfurt.
    »Ichmöchte etwas zu essen!«
    Die Bar rollte langsam wieder in ihre Ausgangsposition zurück. In letzter Sekunde schnappte sich Anna die halbleere Flasche Champagner. Wenn sie schon ungewollt eine Reise ins Ungewisse antrat, dann wollte sie sie sich wenigstens schöntrinken.
    »Da war eben ein MacBurger. Könnten Sie bitte wenden? Ich habe seit gestern nichts mehr gegessen und rutsche gleich tot in die Fußbodenritze. Und Sie sollen mich doch mit Sicherheit lebend übergeben, oder?«
    Ganz langsam fuhr eine zentimeterdicke Scheibe hoch und schloss sie endgültig in ihrem fahrenden Gefängnis ein.
    »He! Hallo!«
    Sie wollte sich vorbeugen und die Scheibe zu fassen bekommen, doch der Sicherheitsgurt schloss sich so eng, als sollte er ihr die Luft abdrücken. Sie presste sich ins Polster zurück und musste hilflos mit ansehen, wie sie endgültig von der Außenwelt abgeschnitten wurde.
    Der Monitor vor ihr wurde hell. Ein Bild lief einige Sekunden zuckend und verzerrt über den Bildschirm, als ob der Satellitenempfang gerade gestört war. Dann erkannte Anna Carl Weller, der sich offenbar in einem riesigen Loft im vierzigsten Stock eines Wolkenkratzers befinden musste, denn hinter dem futuristischen Schreibtisch öffnete sich ein atemberaubender Blick über die spektakuläre Skyline einer modernen Stadt.
    Er stand lässig an das Fenster gelehnt, ganz in Weiß gekleidet mit halbgeöffnetem Hemd, hielt einen Champagnerkelch aus Kristall in der Hand und hob das Glas in ihre Richtung. Oder in die der Kamera, denn offenbar war er Kontinente weit entfernt.
    »Guten Abend, Anna«, sagte er, und sofort rieselte eine Gänsehaut über ihren Rücken.
    Weller hatte die Gabe, allein durch seine Stimme körperliche Reaktionen in ihr hervorzurufen, gegen die Anna mit Vernunft nichtmehr ankam. Sie beschloss, alles zu ignorieren, was ihre Nerven an Botschaften in ihr Hirn senden wollten, und sich einzig und allein auf dieses unverschämte Lächeln zu konzentrieren, mit dem er sie angrinste. Und das sie vorhatte, ihm in Sekunden aus dem Gesicht zu wischen.
    »In unserer Zeitzone ist es immer noch Mittag. Ich will nicht wissen, an welchen Fleck dieser Erde du dich den Sicherheitsorganen entzogen hast. Aber ich sage nur: Freiheitsberaubung, Nötigung, Folter. Und das sind nur die geringsten Anklagepunkte, unter die ich dich stellen werde. Das gibt einen internationalen Haftbefehl.«
    »Folter?«
    »Ich habe Hunger. Aber dein Handlanger ignoriert mich.«
    »Jean-Baptiste würde eher sterben, als mit diesem Wagen in einen Hamburger-Drive-In zu fahren.«
    »Jean-Baptiste stirbt gleich aus einem anderen Grund. Weil ich ihn samt deinem Wagen in den nächsten Abgrund stürzen werde, wenn er nicht sofort anhält!«
    »Abgründe sind auf dem Weg zum Flughafen nicht zu erwarten. Du befindest dich noch im Rhein-Main-Gebiet. Aber morgen Mittag werde ich dich zum Essen einladen.«
    Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. Der Gurt fesselte sie an die Polster wie einen Indianer an den Marterpfahl. Sie war praktisch bewegungsunfähig.
    »Ich suche mir selbst aus, mit wem ich esse.«
    Weller schien das nicht im Mindesten zu beeindrucken. Er trank einen weiteren Schluck. Der Champagner schien ihm zu schmecken, denn er ließ den Stiel des Glases anerkennend zwischen den Fingern rollen.
    »In Ordnung.« Er setzte es auf dem Tisch ab. »Dann werde ich mir eine andere Möglichkeit überlegen, mit der du mir deine Dankbarkeit erweisen kannst.«
    »Wie bitte? Dankbarkeit? Und könntest du über deine Satellitenleitung Jean-Baptiste bitten, mir den Gürtel nicht so eng zu schnallen?«
    »Oh,das tut mir leid. Aber es ist äußerst schmerzhaft, wenn man sich die Finger in der Sicherheitsscheibe quetscht. Das passiert Anfängern oft.«
    Der Gurt lockerte sich. Offenbar hörte Jean-Baptiste jedes Wort mit und reagierte augenblicklich auf seinen Herrn, während Anna im Fond verhungern konnte. Hatte ihr Magen vor wenigen Minuten noch beim bloßen Gedanken an etwas Essbares revoltiert, spürte sie nun die Schwäche, die sich in ihr ausbreitete. Ich hätte nichts trinken sollen, dachte sie. Gleich wird mir schlecht.
    Gute Idee. Hervorragende Idee. Dann muss er anhalten.
    Sie nahm die Flasche und goss den Rest in ihr Glas, das sie in einem Zug leerte. Weller

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