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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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auftauchen. Und dann will ich ihn arbeiten sehen.«
    Jean-Baptiste blickte an ihr vorbei zum Fenster. Das Licht in seinen Augen erlosch zu einem Glimmen. Es war, als ob sich plötzlich wieder Düsternis über den Raum senkte.
    »Es ist zu spät«, flüsterte er. Ein unendlicher Schmerz schien sich plötzlich um seinen schmalen Mund zu graben. Mit einem Ausdruck höchster Verachtung wandte er sich wieder an Anna.
    »Und das ist Ihre Schuld.«
    Unten auf der Straße richtete sich gerade ein riesiger Skorpion auf. Sein schwarzer Panzer schimmerte vom Widerschein des Nachthimmels, unter dem immer noch der funkelnde Sandsturm tobte. Es war ein Anblick von furchterregender Erhabenheit. Anna stockte der Atem, als sie erkannte, dass die ganze Gestalt aus Millionen und Abermillionen einzelnen Skorpionen bestand.
    »Was … was ist das?«
    Jean-Baptiste war hinter sie getreten.
    »Die Herausforderung.«
    »W … wer fordert denn wen heraus?« Sie fuhr herum. »Ich jedenfalls nicht! Jagen Sie das Vieh weg! Das ist ja ekelhaft!«
    Jean-Baptiste zuckte nur mit den Schultern. »Sie haben sie gerufen. Jetzt ist sie da. Sehen Sie zu, wie Sie sie wieder loswerden.«
    Erwandte sich ab.
    »Halt!«
    Anna stellte sich ihm in den Weg. »Das muss ein Irrtum sein. Ich habe niemanden gerufen! Und ich verstehe das alles nicht! Sagen Sie mir auf der Stelle, wie man diesen ganzen Wahnsinn auf der Stelle beendet!«
    »Sie will das Foto.«
    »Wie bitte?«
    Anna hatte sich verhört. Natürlich hatte sie sich verhört. Man schlitterte nicht in einen Albtraum dieses Ausmaßes, wenn es um nichts weiter als einen Schnappschuss ging.
    »Das Foto. Mehr nicht. Dann ist alles vorbei. Der Herr will diesen Kampf nicht.«
    Ungläubig starrte Anna den Diener an. All diese Ausgeburten der Hölle erschienen auf einer menschenleeren Baustelle vor einem abbruchreifen Haus, um an ein Foto zu gelangen?
    »Sie meinen … das Foto? Das von Weller, wie er direkt in die Kamera schaut?«
    Jean-Baptiste nickte.
    »Aber …« Hilflos sah sie sich um. Das Zimmer war komplett verwüstet. Irgendwo unter dem Wüstensand musste Guyots Kamera liegen. Sie ging auf die Knie und wühlte sich über den Boden, bis sie in der Mitte des Raumes fündig wurde. Triumphierend riss sie die Kamera hoch und pustete den Sand ab.
    »Dann geben wir ihr doch das Foto.«
    Jean-Baptiste schwieg. Etwas an seiner Haltung ließ Anna auf die Beine kommen und sich neben ihn stellen. Das Ungeheuer stand immer noch dort draußen, starr wie eine Statue.
    »Sie ist noch nicht fertig«, flüsterte Jean-Baptiste.
    Immer mehr Skorpione strömten hinauf. Sie krabbelten in Ritzen und Vorsprünge und bauten mit ihren winzigen Leibern an ihrem eigenen Standbild. Die Skulptur, falls man dieses Ding da überhaupt so nennen konnte, vervollkommnete sich selbst. Wenn es in diesem Tempo weiterging, wäre sie bald komplett. Und dann …
    »Wo …«Die Kamera entglitt ihren Händen und fiel auf den Boden. Ihre Knie zitterten. »Wo ist Weller?«
    Jean-Baptiste antwortete nicht. Er stand selbst da wie aus Stein gemeißelt, als ob er von dieser Szene ebenso schockiert wäre wie Anna. Sie folgte seinem Blick, und was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Weller stand auf der Straße. Sie konnte nicht sagen, woher er aufgetaucht war, aber er schritt langsam auf das riesige Ungeheuer zu, das immer höher ragte. Bei seinem Anblick strömte ein scharfer, unendlich süßer Schmerz durch Annas Leib. Warum hatte sie früher nie so geträumt? Das war ja besser als Sex and the City, Twilight und Transformers zusammen. Sie spürte, wie jede Faser ihres Körpers ihn begehrte. Und da dies nichts anderes als eine wilde Fieberphantasie sein konnte, gestattete sie es sich, dieses Gefühl rücksichtslos auszukosten. Er würde ihr Retter sein, genau. Sie stand hier oben wie die Prinzessin auf dem verwunschenen Turm, und unten tobte der Drache und forderte ihre Jungfräulichkeit. Weller, der Ritter, würde den Wurmleib mit einem Streich seines Schwertes spalten, sie würden in Drachenblut baden und dann, berauscht von diesem Sieg, übereinander herfallen. Sie sah, wie Weller hoch aufgerichtet stehen blieb. Ein Krieger im Sturm, schoss es ihr durch den Kopf, und ich werde die Frau eines Kriegers sein.
    Der riesige Skorpion begann zu pulsieren. Gleichzeitig flirrte und sirrte die Luft wie bei einem Gewitter kurz vor der Entladung. Weller straffte die Schultern. Obwohl er im Vergleich zu dem Ungeheuer klein wirkte, konnte Anna

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