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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Schreibtischplatte. »Und jetzt?«
    »Jetzt?«
    »Ja.« Anna sah sich kurz um. »Was soll ich machen? Hast du Aufträge für mich? Soll ich jemandem helfen? Habe ich Aufgaben?«
    Wellers Grinsen vertiefte sich. »Aber selbstverständlich. Kannst du Wiener Walzer tanzen?«
    »Nein.«
    »Dann lerne es.«
    Der Monitor wurde schwarz. Anna starrte ihn noch eine Weile an und versuchte zu begreifen, was Weller ihr gesagt hatte. Romantik gehörte ins Bett, und sie sollte Wiener Walzer lernen. Offenbar gehörten zu ihrer Stellenausschreibung noch einige andere, höchst ungewöhnliche Einsichten und Anforderungen.
    Kopfschüttelnd wollte sie aufstehen und legte dafür beide Hände auf die Schreibtischplatte. Im selben Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Der Monitor flackerte, die linke Seite der Schrankwand glitt auf und wieder zu, und sämtliche Jalousien setzten sich in Bewegung. Offenbar hatte Anna aus Verseheneinige Mechanismen in Gang gesetzt, über die sie nicht informiert war. Hektisch tastete sie auf der schwarzen Platte herum. Klirrend sprangen Eiswürfel in ein Glas, die Klimaanlage pustete einen arktischen Kältestrom durchs Zimmer, und eine Schublade unter dem Tisch fuhr Anna ohne Vorwarnung direkt an die Kniescheibe.
    Mit einem Schmerzenslaut sprang sie auf und rieb sich die Stelle. Verdammt, was war denn nun wieder los? Warum hatte sie niemand in die verborgenen Geheimnisse dieses Büros eingeweiht? Sie ging zur Tür und riss sie auf. Der Flur war menschenleer. Anna passierte eine Glastür nach der anderen, doch niemand war zu sehen. Sogar Sam schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Es war gerade einmal später Vormittag, zu früh für eine Mittagspause. Anna überlegte, ein paar Stockwerke tiefer zu fahren und dort jemanden um Hilfe zu bitten. Dann entschied sie sich dagegen. Walzer hin oder her. Erst einmal musste sie die Dokumente in Sicherheit bringen.
    Im Keller, hatte Weller gesagt.
    Anna kehrte in ihr Büro zurück. Beim Hinausgehen überprüfte sie die Tür. Eine fast schon altmodische Klinke, aber kein Schloss. Erst als sie sie mehrmals geöffnet und wieder geschlossen hatte, war sie beruhigt. Mit der Aktentasche unter dem Arm machte sie sich auf den Weg hinunter in die verborgenste Ecke des Weller’schen Imperiums.
    Der Keller befand sich, wollte man den Aufzugknöpfen Glauben schenken, unter der Tiefgarage. Die Fahrt dauerte, und während der ganzen Zeit stieg niemand zu. Kaum zu glauben für ein Bürogebäude, in dem mindestens fünfhundert Menschen arbeiten mussten. Dann fiel Anna ein, dass sie vielleicht eine Direktionsfahrt machte. Wer aus der Chefetage kam, konnte ohne Zwischenstopp dahin gelangen, wohin er wollte.
    Mit einem dezenten Gong öffneten sich die Türen des Fahrstuhls. Vor ihr lag eine gewaltige Kuppelhalle, belebt von einem Menschengewimmel, das sie sonst nur aus der U-Bahn in der Rushhourkannte. Drehkreuze und Sicherheitsschleusen verstärkten diesen Eindruck. Ein babylonisches Stimmengewirr erfüllte die Luft.
    »Verzeihung!«
    Mehrere Anzugträger drängelten sich an ihr vorbei in die Kabine. Zögernd trat Anna einen Schritt zur Seite und beobachtete das lebhafte Treiben, das sie niemals in einem Keller vermutet hätte. Der Saal war ein riesiger Tresorraum. In jede Himmelsrichtung ging ein gewaltiger Stahlkorridor ab, der durch Lichtschranken gesichert war. Den Zutritt erhielt man offenbar, wenn man an einen der Granit-Tresen trat und seinen Hausausweis scannen ließ. Da Anna nirgendwo ein Schild mit dem Hinweis »Information« bemerkte, wandte sie sich nach links zu der ersten Sicherheitsschleuse. In dem Moment, in dem sie ihren Ausweis durch den Scanner zog, ertönte ein schrilles Warnsignal. Zwei breitschultrige Männer, offenbar direkt hinter ihr aus dem Boden gewachsen, tauchten auf und fragten äußerst freundlich nach ihrem Begehr. Anna hielt ihnen ihren Ausweis entgegen.
    »Ich soll für Herrn Weller einige Dokumente abgeben.«
    »Ich übernehme die Dame.«
    Sam stand plötzlich neben ihr. Auch ihn hatte Anna nicht kommen sehen. Ob sie vielleicht mal zum Augenarzt gehen sollte? Die beiden Wachmänner tippten sich freundlich an die Mütze und verschwanden wieder in dem Gewühl.
    »Sam!« Erleichtert drehte sich Anna zu ihm um. »Das ist alles etwas verwirrend. Entschuldigen Sie bitte.«
    »Wir müssen uns entschuldigen. Offenbar hat niemand mit Ihnen eine Führung gemacht. Darf ich das nachholen?«
    Er lächelte sie an. Wieder fiel Anna auf, dass er im

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