Daemonenherz
Seinen Posten.»
Sie ließ meine erlahmten Gedanken aufholen.
«Irial. Du bist die Fürstin der Hölle. Er hat dir alles übertragen.»
Ich wimmerte und schloss die Augen. Belial drückte meine Hand. Ich spürte ihre Bewegung und öffnete augenblicklich wieder die Augen.
Sie kniete vor dem Bett und hielt meine Hand.
«Hiermit stelle ich mich in deine Dienste. Von nun an bis in alle Ewigkeit werde ich deinem Befehl gehorchen und schwöre dir Treue bis zum Ende aller Tage.»
Ihre Worte hatten etwas Feierliches.
Das war doch kompletter Schwachsinn. Warum sollte Lucifel mir die Herrschaft überlassen?
Es war zu viel und einige Sekunden später waren mein Bewusstsein und die Schmerzen wieder weg.
Das nächste Mal erwachte ich und blieb ruhig liegen. Stimmengewirr drang zu mir. Belial und Lilith. Akephalos war ebenfalls hier. Und noch jemand, der nicht sprach. Ich spürte seine Präsenz. Azazel.
Ich spürte das Schwert neben mir liegen. Es schien zu pulsieren und ich wusste, ich würde es überall finden. Ruckartig griff ich nach dem Knauf, richtete mich im Bett auf, ließ mich auf der anderen Seite auf die Füße fallen und hob die Klinge in ihre Richtung.
«Was tut ihr hier», fauchte ich.
Lilith zuckte erschrocken zusammen, ehe sie ihre Lungen entspannte und wieder zu Atmen begann. Belial hatte ihre Hand an den Knauf ihrer Waffe schnellen lassen, genauso wie Azazel und Akephalos.
Sie machten mich unglaublich wütend. Was hatten sie sich dabei gedacht, hier neben meinem Bett einen Kaffetratsch zu veranstalten?! Wollten sie mich töten? Schmiedeten sie etwa bereits Pläne?!
«Irial. Beruhige dich», antwortete Belial mit gedämpfter Stimme.
«Nein!», antwortete ich knapp und richtete mich aus meiner Verteidigungsposition auf. «Was soll das hier werden? Antworte!»
Ein zufriedenes Lächeln überflog ihr Gesicht.
«Verzeiht, Gebieterin. Wir berieten, was wir als nächstes tun sollten. Außerdem hast du viele Tage geschlafen und die Hölle gerät bald außer Kontrolle, wenn sie nicht bald wieder einen Herrscher hat.»
«Ihr habt nicht darüber beraten, wer von euch das sein sollte und mich töten würde?» presste ich hervor und biss die Zähne zusammen. Diese Schmerzen!
Liliths Augen weiteten sich. «Irial, wir würden nie…» sie stockte, als Akephalos seine Hand hob.
Er musterte mich mit ruhigem Blick. «Lucifel hat sich nicht geirrt, als er dir die Macht übertragen hat. Du hast jedenfalls das Zeug dazu. Ehrlich gesagt, keiner von uns reißt sich um den Job.»
Warum wohl…? Ich zuckte zusammen, als eine neue Woge des Hasses und des Leids auf mich niederprasselte und mir die Brust zuschnürte. Meine Schläfe pochte.
«Was ist das, Herrgott nochmal!!!» schrie ich.
«Das weißt du doch», antwortete Belial und trat zu mir. «Du hörst es doch.»
Und wie ich es hörte. Die Schreie. Das Weinen. Das Flehen.
Menschen. Nicht die Toten, sondern die Lebenden, die mich beinahe in den Wahnsinn trieben. Ich hörte wie sie um ihr Leben flehten. Wie sie weinten und litten. Wie ihre Seelen schrien durch den Schmerz, den sie sich gegenseitig zufügten.
«Wie hat er…» keuchte ich und stütze mich auf Belial, die sofort meine Schultern ergriff, um mir Halt zu geben.
«Wie er es ausgehalten hat? Keine Ahnung. Wir wissen nicht, wie es ist.»
«Irial, ich dränge nur ungern», begann Lilith. «Du musst dich zeigen. Du musst da raus und deinen Anspruch auf die Herrschaft belegen. Die Hölle braucht ein Oberhaupt. Ansonsten versinken wir im Chaos. Niemand hält die Regeln ein, wenn niemand da ist, der sie überwacht!»
«Ich habe doch keine Ahnung, was es alle zu überwachen gibt!» schimpfte ich und setzte mich auf die Bettkante. «Verfluchte Scheiße, was hat er sich dabei gedacht?!»
Das Schweigen meiner selbst ernannten Berater war Antwort genug.
«Gut», sagte ich mehr zu mir selbst und versuchte angestrengt, zu denken. «Lilith. Ich übertrage dir die volle Kontrolle über die
Tracker
und
Hunter
. Tu deine Arbeit. Akephalos, kümmere dich um Sheol und um die Pfuhle. Azazel, du übernimmst die ganze Logistik von allen Abteilungen und», ich dachte nach. «Und entziehe Vanth ihrer Aufgabe als
Hunter
und mach sie zur Stadthalterin von Niflheim.»
Sie nickten.
«Jetzt sofort!» befahl ich lauter, als ich es gewollt hatte.
Sie senkten ihren Blick und verschwanden aus dem Raum.
«Wow», flüsterte Belial. «Ich glaube wir haben dich massiv unterschätzt.»
«Halt die Klappe», fauchte ich
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