Daemonenherz
von Gabriel ein. «Ich erinnere mich an die Zeit nach dem Höllensturz. Lucifel war wütend. Er hat jeden Engel getötet, der ihm zu Nahe kam. Er hat die Welt ins Chaos gestürzt. Was ihr nicht mitbekommen habt ist, wie sehr er gelitten hat. Die Schmerzen, die er ertragen musste. Sie allein ließen ihn so wütend werden, dass er auch zahlreiche Dämonen getötet hat. Dazu kamen die Wut und der Hass auf Gott und auf alles, was ihm etwas bedeutete. Ihr werdet versuchen, mit ihr zu reden, aber ich sage euch, es ist zwecklos. Sie wird nicht zuhören.»
Raphael schüttelte den Kopf. «Ich hätte es nie für möglich gehalten, was alles auf uns zukommt, als sie damals mit dir in den Armen in mein Krankenhaus marschiert ist.»
«Sie hat mir das Leben gerettet», presste er hervor und stand auf. «Sie ist dort unten. Mitten unter Dämonen. Sie! Das gutmütigste und naivste Ding, das mir jemals in meinem Leben begegnet ist. Ich habe gesehen, wie Lucifel sich verändert hat. Wie er gelitten hat. Mir vorzustellen, was sie jetzt gerade ertragen und durchmachen muss», er stockte und stütze sich auf den Tisch. «Ich will es mir gar nicht vorstellen.»
Die anwesenden Erzengel schwiegen betreten.
«Uriel», flüsterte Michael schließlich. «Rüste deine Sammler auf. Die Besprechung ist für heute beendet.»
Irial’s Anger Management
«Zeig mal her», befahl ich Azazel, als er in meinem Büro saß.
Er reichte mir das Dossier.
«Das sind sensationelle Zahlen», flüsterte ich, während ich die
Hunter
-Statistik studierte. «Das ist beeindruckend.»
Ich blätterte weiter. «Wir haben Verluste?»
«Ja. Die Engel haben ihre Einheiten aufgestockt. Nun schlagen sie zurück.»
Sehr gut. Endlich hatte ich den Himmel soweit, dass er sich wehrte. Ich war zur Gefahr geworden.
Azazel schien mein Lächeln bemerkt zu haben.
«Du freust dich.»
«Ja», antwortete ich und warf die Statistik vor mir auf den Schreibtisch, als ich mich zurück lehnte. «Wenn sie anfangen, nach meinen Regeln zu spielen, heißt das, dass ich ihnen ein Dorn im Auge bin.»
Azazel nickte. «Die Seelenebene ist ein Schlachtfeld. Um jede Seele wird bitter gekämpft und so wie mir Vanth berichtet hat, behalten wir nach wie vor die Oberhand.»
«Sehr gut. Du kannst gehen. Hol mir Aeshma her.»
Ich zog es vor, sie nicht in meinem Büro zu empfangen sondern an der etwas imposanteren Location.
Die Dämonin ließ sich Zeit, ehe sie den Saal betrat und demonstrativ desinteressiert zu den Stufen zu meinem Thron schlenderte. Ich ließ es ihr durchgehen. Es war an der Zeit, den kleinen Teufel ruhig zu stellen.
«Was verschafft mir die Ehre?» säuselte sie und musterte mich aus ihren großen, täuschenden Augen.
Ich musterte sie. «Ich erhebe dich in den dritten Rang, Aeshma.»
Ihre Augen weiteten sich. Ich grinste innerlich. Damit hatte sie nicht gerechnet.
«Wie du weißt, lege ich viel Wert darauf, möglichst viele Seelen in die Hölle zu holen. Ich könnte da fähige Leute wie dich gebrauchen. Ich übertrage dir das Kommando über die Kämpfe in der Seelenebene. Schalte so viele Engel aus wie du kannst. Du hast alle Ressourcen zu deiner Verfügung.»
Sie schwieg.
Erstarrt.
«Brauchst du das schriftlich?» fragte ich nach ein paar Sekunden gelangweilt.
Sie schüttelte perplex den Kopf und verneigte sich tief. Zum ersten Mal aus Überzeugung.
Es lief soweit alles prächtig. Die Engel hatten ihre Sammler mit Kriegern aufgestockt und die Quote meiner
Hunter
stieg trotzdem von Woche zu Woche.
Aber genauso wie meine Erfolgsquote in der Hölle stieg, stieg auch mein Hass auf die Menschen.
Ich verbachte ab und an einige Stunden auf der Erde. Während ich jeweils so da saß und den Leuten in die Tiefen ihrer Seele blickte, wurde ich nur wütender. Und mir wurde bald etwas klar.
Der Mensch war von Grund auf ein bösartiges Wesen. Ich spürte Hass, Missgunst, Neid, Wut, Habgier und Hochmut bei jedem einzelnen, der sich mir näherte.
«Geht es dir besser?» fragte Lilith, als ich von meinem Besuch auf der Erde zurückkehrte und mich in meinen Sessel im Büro fallen ließ (ich hatte den Fels im Büro entfernen lassen und mir einen gepolsterten Chef-Sessel mit Armlehne angeschafft).
Ich nickte. Die Schmerzen waren zurückgekehrt und ich war wieder auf hundertachtzig.
«Wir sollten miteinander reden», begann sie und setzte sich mir gegenüber.
«Das entscheide immer noch ich. Und ich entscheide, dass ich keine Lust habe. Verschwinde.»
«Nein»,
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